Nur ein Blick von dir
Freundin auf der ganzen Welt, und fragte mich, was sie sagen, was sie tun würde, wenn ich ihr die Wahrheit erzählte. Sie würde Verständnis haben, da war ich mir sicher, und mich unterstützen. Doch mir war klar, ohne das Amulett als Beweis würde auch sie ihre ganz großen Zweifel haben. Ich hatte nichts in der Hand, um sie davon zu überzeugen, dass ich nicht total verrückt war.
»Ich kann nicht zur Polizei gehen, und ich kann dir nicht sagen, warum. Es ist viel zu … zu …« Ich kämpfte um das richtige Wort. »Schwierig. Du musst mir einfach vertrauen.« Ich schaute zu ihr hoch und hoffte, dass sie mir vertrauen würde.
»Alex, ich vertraue dir total, und das weißt du auch, doch ich kann nicht hier sitzen und zusehen, wie du verletzt wirst. Sie hätte dich umbringen können – und das kann sie noch immer!«
»Sie hat, was sie wollte.« Meine Stimme war so flach, als wollte ich meine Gefühle in Zaum halten. Ich streckte ihr mein leeres Handgelenk hin.
»Dein Armreif? Was zum Donner will sie denn damit? Ich meine, er ist wunderschön, aber wieso ist er die ganze Gewalt wert?«
Graces Stimme verebbte, und einen Moment starrte sie auf den Boden. Dann holte sie tief Luft und blickte wieder hoch. »Alex, du musst mir erzählen, was da los ist – mit Catherine und mit Callum. Deshalb wollte ich heute Abend mit dir reden.« Sie zog ein zusammengefaltetes Papier aus der Tasche und gab es mir. Es war eine aus einer Zeitschrift herausgerissene Seite, und mein Herz sank mir in die Hose, als ich sie ganz aufgefaltet hatte. Das Gesicht, von dem ich ihr gegenüber behauptet hatte, es wäre Callums, schaute mir in glänzenden Farben entgegen. Der Artikel daneben beschrieb, wie der Teenie aus Leeds seinen ersten Durchbruch als Model hatte. Sein Name war Douglas Day.
Ich schloss die Augen und rieb mir die Schläfen. Konnte es denn immer noch schlimmer werden? Mein traumatisiertes Gehirn suchte noch nach einer Ausrede, nach einer, die Grace auch glauben würde, als sie mit weicher Stimme weitersprach.
»Bitte lüg mich nicht wieder an, Alex. Kann ich dir denn nicht helfen?«
Ich konnte nicht mehr. Es war einfach zu schwer und zu kompliziert, Grace gegenüber diese Farce aufrechtzuerhalten. »Ich möchte dir so gerne alles erzählen«, gestand ich mit Schluckauf zwischen den Schluchzern. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du mir glaubst, und ohne den Armreif habe ich keinen Beweis.«
»Versuch’s einfach«, drängte sie, hob sanft mein Kinn hoch und brachte mich dazu, sie anzusehen. »Ich bin es, weißt du noch? Mir kannst du alles anvertrauen.«
»Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, flüsterte ich mit hängenden Schultern.
Grace klang jetzt energisch. »Also versuchen wir es mit Callum. Der hier ist es nicht, stimmt’s?« Sie deutete auf das Blatt, das vergessen auf meinem Schoß lag.
»Nein«, bestätigte ich. »Aber er sieht ihm ein bisschen ähnlich.«
»Also gibt es einen Callum?«
»Ja, auf jeden Fall. Und ich kann dir kein Bild von ihm zeigen, aber du hast so gedrängt, dass ich gedacht hab …« Vor Scham konnte ich nicht weitersprechen.
»Warum nicht? Warum will er nicht, dass ein Foto von ihm gemacht wird? Was ist mit ihm los?«
»Hör mal, bevor ich dir alles erzähle, musst du mir was versprechen.« Durch meinen Tränenschleier blickte ich sie an.
»Was du willst. Frag einfach.«
»Du musst mir einfach glauben. Alles, was ich dir gleich erzähle, ist wahr, aber sehr viel davon ist … also, eigenartig. Und ich kann nichts davon beweisen.«
»Versuch’s einfach«, meinte sie mit einem ermutigenden, aber etwas nervösen Lächeln und lehnte sich im Futon zurück. »Erzähl mir alles.«
»Mein Armreif – also der, der mir gestohlen wurde – ist nicht einfach nur ein Armreif. Er dient als eine Art Schlüssel … Oh, du wirst mir nie glauben. Es klingt alles so lächerlich!«
»Ganz ruhig. Ich hab’s doch versprochen. Komm schon, erzähl’s mir.«
Ich gab mir einen Ruck und holte tief Luft. »Callum ist ein Geist. Er ist vor Jahren im Fleet ertrunken.«
Grace blieb der Mund offen stehen, und einige Sekunden lang starrte sie mich ungläubig an. »Siehst du, ich hab doch gesagt, dass du mir nicht glauben würdest«, murmelte ich.
Schließlich fing sie sich wieder. »Na, das kannst du mir kaum übelnehmen. Das war nicht gerade das, was ich erwartet hatte. Aber los, erzähl mir mehr. Ich möchte es verstehen.« Sie gab sich große Mühe, das konnte ich sehen, doch ihr
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