Nur ein Blick von dir
starrte sie mit funkelnden Augen an.
»Silke . . .« Marina beugte sich zu ihr, ohne sie zu berühren. »Ist es nicht ganz egal, was außerhalb von hier passiert? Wenn es schön ist, wenn wir hier zusammen sind?«
»Nein, das ist nicht egal!« Silke sprang auf. »Was denkst du dir eigentlich?« Ihre Augen funkelten noch mehr. »Denkst du, ich bin irgendeine Bahnhofshalle, in der man auf den nächsten Zug wartet? Und solange vergnügt man sich halt dort? Bis man zur eigentlichen Station fährt?«
»Aber nein, so ist es doch nicht.« Marina stand ebenfalls auf, aber langsam. »Das siehst du völlig falsch.«
»Ich glaube, ich sehe eine Menge falsch. Yvonne sieht die Dinge richtig. Ich wollte es nur nicht glauben.« Silke verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Marina mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
»Yvonne?«, fragte Marina.
»Meine beste Freundin und Arbeitskollegin«, erklärte Silke widerwillig. »Sie hat mich vor dir gewarnt.«
Marina stutzte. »Ich kenne keine Yvonne.«
»Nein, aber sie hat dich gesehen, als du mich damals bei der Arbeit überfallen und gezwungen hast, mit dir Kaffeetrinken zu gehen.«
»Ich habe was?« Marina lachte amüsiert. »Also das hat mir noch keine Frau vorgeworfen.«
»Aber bestimmt eine Menge anderer Sachen«, schnappte Silke. »Es gibt ja genug.«
»Und weil deine Freundin mich ein einziges Mal von weitem gesehen hat, hat sie dich vor mir gewarnt?«, fragte Marina, immer noch amüsiert. »Findest du das nicht ein bisschen voreilig?«
»Nein, gar nicht«, entgegnete Silke trotzig. »Es hat sich ja schließlich auch herausgestellt, dass sie recht hatte.«
»Wieso denkst du das?«, fragte Marina weich. »Was habe ich getan, um dieses Vorurteil zu bestätigen?«
»Es ist kein Vorurteil!« Silke wurde immer wütender. »Du weißt ja noch nicht einmal, warum du hergekommen bist!«
Marina betrachtete sie eine Weile stumm. »Doch, das weiß ich«, sagte sie dann ruhig. »Weil ich nicht mehr aufhören kann, an dich zu denken.«
Für einen Moment nahm diese Aussage Silke den Wind aus den Segeln.
»Schau, Silke . . .« Marina hob die Hände in einer etwas ratlosen Geste. »Ich bin keine –«, sie schien zu überlegen, dann lachte sie leicht, »nun, sagen wir, ich bin keine Frau zum Heiraten. Wenn du dir so eine Art von Beziehung vorstellst, bin ich definitiv die Falsche.«
»Das habe ich gemerkt.« Silke drehte sich mit immer noch verschränkten Armen um und wandte Marina den Rücken zu.
Marina trat hinter sie. »Aber wenn du jemand suchst, auf den du dich verlassen kannst«, fuhr sie leise fort, »dann bin ich die Richtige. Ich werde dich nie im Stich lassen, solange noch Blut durch meine Adern fließt.«
»Wieso tust du das?«, flüsterte Silke mit erstickter Stimme. »Warum machst du es mir so schwer?«
»Das will ich gar nicht. Und ich denke auch, eigentlich machst du es dir selbst schwer«, entgegnete Marina sanft. Sie legte ihre Hände auf Silkes Schultern und drehte sie zu sich herum. »Du hast vor irgendetwas Angst, und deshalb machst du mir Vorwürfe.«
Silke fühlte Marinas Augen fragend auf sich ruhen. Diese Augen, denen sie nicht widerstehen konnte, dieser Blick, der sie so anzog. »Ich habe schlechte Erfahrungen gemacht«, versuchte sie sich zu verteidigen.
»Das kann ich verstehen.« Marina nahm sie beschützend in die Arme, ohne sie festzuhalten. »Sehr gut sogar. Und wenn du willst, dass ich gehe, tue ich das. Ich zwinge niemanden, mich zu mögen.«
Silke fühlte Marinas Arme um sich, die sie hielten, aber nicht festhielten, die ihr das Gefühl gaben, gleichzeitig frei und doch geborgen zu sein. »Ich mag dich«, flüsterte sie. Sie schluckte. »Ich mag dich sogar sehr.«
Marina schluckte ebenfalls. »Gleichfalls«, sagte sie.
Silke hob ihr Gesicht zu Marina. Marinas Lippen senkten sich langsam auf ihre. Dieser Kuss war so süß, so vielversprechend, so einzigartig, dass Silkes Herz anfing zu rasen. Seufzend fiel sie gegen Marinas Brust, als ihre Lippen sich trennten. Marina beugte sich über sie. Lächelnd schaute sie Silke tief in die Augen. »Du hast mich verzaubert. Meine süße Cinderella.«
Silke schloss die Augen. Marinas Stimme klang so liebevoll, so zärtlich. Warum hatte sie sie gehen lassen wollen? »Willst du hierbleiben?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
»Ja, sehr gern«, erwiderte Marina. Sie atmete tief durch. »Aber ich kann nicht.«
Silke versteifte sich.
»Nein, nein.« Marinas Lippen streiften beruhigend
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