Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Wall
Vom Netzwerk:
Gangster fixiert hatte. »Du musst mich nirgendwo hinbringen, ich kümmere mich schon um mich selbst. Zur Not kann ich ja den Zug nehmen.« Sie drehte Marina den Rücken zu und ging zu Franz, der immer noch völlig versteinert vor dem Haus stand. »Wir können losfahren«, sagte sie zu ihm. »Ich glaube, das war alles.«
    Franz schüttelte den Kopf. Er bestand darauf, dass Silke sich hinlegte. »Ich schaffe das schon allein«, sagte er. »Du willst doch wohl jetzt nicht arbeiten. Ich wäre tot umgefallen, wenn der Kerl mir ein Messer an die Kehle gesetzt hätte.«
    Silke fühlte, wie ihr Körper zu zittern anfing, ihre Knie gaben nach. »Ich glaube, ich hole das jetzt nach«, murmelte sie schwach.
    »Ich bringe dich rauf«, sagte Franz. »Ich glaube, die beiden da oben haben gar nichts mitbekommen.«
    Silke fühlte sich zu schwach zum Protestieren und ließ sich widerstandslos von Franz nach oben bringen.
    Nachdem Franz Peter und Yvonne erzählt hatte, was passiert war, kamen beide zu Silke in die Wohnung gestürzt, die ganz erschossen – aber nur im übertragenen Sinne – auf der Couch lag.
    »Du meine Güte, du meine Güte«, klagte Yvonne immer wieder. »Und so was an einem Samstagmorgen!«
    »Jeder andere Tag wäre mir auch nicht recht gewesen«, entgegnete Silke. »Aber jetzt, wo der Kerl bei der Polizei ist, ist mir schon wohler.«
    »Ja. Ja, das ist gut.« Yvonne atmete tief durch. »Wie konnten wir das nur die ganze Zeit vergessen?«
    »Ich habe es nicht vergessen«, sagte Silke. »Es war mir nur egal.«
    »Ich wusste es.« Yvonnes Augen blitzten. »Du hättest dich am liebsten von ihm umbringen lassen. Nur wegen dieser Frau.«
    »Zumindest hat sie mir diesmal das Leben gerettet.«
    »Was?«
    »Hat Franz das nicht erzählt?«
    Peter schüttelte den Kopf und schaute seinen Bruder strafend an. »Nein, hat er nicht. Er sagte, ein paar Polizisten wären gekommen und hätten die zwei verhaftet. Den Mann mit dem Messer und die Frau mit der Pistole.«
    »Die Frau war Marina«, sagte Silke und versuchte jede Emotion aus ihrer Stimme herauszuhalten. »Sie ist auch Polizistin.«
    »Aber sie hat dich bedroht!«, stieß Peter hervor. »Oder stimmt das nicht?«
    Silke schüttelte den Kopf. »Sie hat den Kerl bedroht und gezwungen, sein Messer fallenzulassen. Ich glaube, sie hätte ihn fast erschossen. Damit er mich loslässt.«
    »Das war Marina?« Yvonne wirkte ziemlich geplättet. »Mensch, das hätte ich gern gesehen.«
    »Das nächste Mal werde ich dich rufen, wenn ich fast umgebracht werde«, bemerkte Silke trocken.
    »Aber . . . sie ist doch –« Yvonne konnte sich das alles offensichtlich nicht zusammenreimen. »Sie ist eine Kriminelle, verkehrt im Rotlichtmilieu –«
    »Das tut sie vielleicht«, sagte Silke, »aber anscheinend aus dienstlichen Gründen.« Sie zog die Stirn zusammen. »Kinderpornographie«, erinnerte sie sich plötzlich. »Sie hat was von Kinderpornographie gesagt.«
    »Dann hat der Kerl sie wahrscheinlich deshalb gesucht«, vermutete Yvonne. Sie verzog das Gesicht. »Da habe ich sie wohl doch falsch eingeschätzt.«
    Silke fuhr hoch. »Was hat ihr Beruf damit zu tun, wie sie sich verhalten hat?«
    »Oh ja, entschuldige, daran habe ich nicht gedacht«, beruhigte Yvonne sie. »Natürlich ist das nicht alles vergeben und vergessen, nur weil sie zufällig Polizistin ist.«
    »Richtig«, sagte Silke. »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Als Polizistin mag sie ja gut sein, aber privat . . .« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Mensch, ihr müsst los! Das Buffet stellt sich doch nicht von allein auf!«
    Peter und Franz rannten sofort in Peters Wohnung, Yvonne griff nach Silkes Hand und drückte sie noch einmal. »Ruh dich aus, Süße. Wir schaffen das auch ohne dich. Mach dir keine Sorgen.«
    »Nun geh schon«, sagte Silke verlegen. »Ich lebe noch, aber die kalten Platten vielleicht nicht mehr lange.«
    Yvonne lachte und humpelte Franz und Peter hinterher.
    Silke ließ sich auf die Couch zurückfallen und starrte an die Decke. Das Zittern in ihren Gliedmaßen hatte nachgelassen, aber langsam kam ihr zu Bewusstsein, dass sie dem Tod tatsächlich nur knapp von der Schippe gesprungen war.
    Und trotzdem konnte sie es nicht glauben. Es war alles zu unwahrscheinlich. Ja, dieser Kerl hatte sie schon einmal bedroht, aber konnte ein normaler Mensch sich vorstellen, dass es Leute gab, die tatsächlich andere Leute einfach so umbrachten? Das war unfassbar.
    Hätte sie Marina nicht

Weitere Kostenlose Bücher