Nur ein einziger Kuss, Mylord?
war Mitleid das Totengeläut für Leidenschaft.
Was Miss Daventry anbetraf, so verfolgte er mit wachsender Hochachtung, wie sie Davys augenblickliche Dankbarkeit schamlos für ihre Zwecke nutzte.
„Davy, was ist das französische Wort für ‚Fisch‘?“, fragte sie und ging mit einem Lächeln über den leisen Seufzer des Jungen hinweg.
Davy starrte angestrengt vor sich hin und runzelte die Stirn. „ Pou…poulet ?“
„Beinahe“, erwiderte Miss Daventry. „ Poulet bedeutet ‚Huhn‘, aber das richtige Wort klingt ganz ähnlich. Poisson .“
Sie näherten sich dem Fluss, und Julian lauschte ungläubig, wie Miss Daventry mühelos nicht nur Davys, sondern auch Matthews, Emmas und Lissys französisches Vokabular erweiterte.
Indem sie über Fische sprach.
Als sie vom Fluss aufbrachen, fühlte Christiana sich bereits erheblich sicherer im Sattel. Für sie und ihn selbst bestand Lord Braybrook auf einer langsamen Gangart, doch er gestattete seinen Geschwistern, vorauszureiten.
„Sie machen das fabelhaft, Miss Daventry“, lobte er sie, als die jungen Leute juchzend davongejagt waren. „Ich hätte nie gedacht, dass Davy so gut Französisch spricht.“
Miss Daventry lächelte. „Sie zahlen mir einen hohen Lohn, Mylord. Ich fühle mich verpflichtet, die Zeit, die mir zur Verfügung steht, bestmöglich zu nutzen.“
„In diesem Sinne“, erwiderte er. „Sitzen Sie gerade, Miss Daventry. Wir versuchen es mit einem leichten Trab.“
Bevor sie noch mit einer Silbe protestieren konnte, fielen die Pferde in die schnellere Gangart. Mit der Christiana sich, wie sie feststellte, erheblich schwerer tat als mit dem gemächlichen Schritt. Sie hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten, während Seine Lordschaft im Herrensitz harmonisch auf und ab wippte. Der Damensattel bot ihr keine solche Möglichkeit.
Sie hatten noch keine lange Wegstrecke zurückgelegt, als sie die Geschwister Seiner Lordschaft hinter einer Kurve aus den Augen verloren. Nur das Trommeln von Hufen und entferntes Gelächter drangen noch an ihre Ohren. „Sollten wir nicht versuchen, sie einzuholen, Mylord?“, fragte Christiana besorgt.
Lord Braybrook warf ihr einen Blick zu. „Sie würden sich das Genick brechen bei diesem höllischen Tempo.“ Er runzelte die Stirn. „Wenn Sie nicht ständig auf den Sattel prallen wollen, setzen Sie sich gerade und pressen Sie Ihren Absatz gegen Merlins Flanke. Auf diese Weise hat Ihr … Sitzfleisch mehr Halt.“
Ihr … Sitzfleisch fühlte sich so wund an, dass Christiana keinen Wert auf näheren Kontakt mit dem Sattel legte, aber sie gehorchte, und tatsächlich prallte sie kaum noch auf. Ob sie sich dabei wohler fühlte, war eine andere Frage.
„Ich glaube, Miss Trentham wird es langweilig finden, wenn ich sie bei ihren Ausritten begleite, Mylord“, sagte sie nach einer Weile.
„Das könnte sein“, räumte er ein.
Christiana errötete. Vermutlich fand auch er dieses langsame Tempo ermüdend. „Sie können den Kindern gern nachreiten, Sir“, sagte sie rasch. „Merlin ist so gutmütig, mir wird nichts passieren.“
Er hob eine Braue. „Das tue ich ganz sicher nicht, Miss Daventry. Was immer sonst meine Mängel sein mögen, ich weiß, was sich gehört.“
Christiana schwieg. Verstohlen strich sie über Merlins warmes, seidiges Nackenfell. Überrascht stellte sie fest, dass sie den alten Wallach mochte.
Es würde schön sein, ihn das nächste Mal zu reiten.
Bei dem Gedanken zuckte sie zusammen. Merlin ins Herz zu schließen wäre genauso töricht wie Zuneigung zu Lady Braybrooks Katze zu entwickeln. Oder sich wie ein Familienmitglied zu fühlen. Sie musste Distanz wahren, und gleichgültig, wie freundlich und aufmerksam man sie behandelte, sie gehörte nicht dazu. Sie tat besser daran, sich Lord Braybrooks Überheblichkeit vor Augen zu halten und daran zu denken, dass dieser Ausritt nicht ihrer Unterhaltung diente. Das Vergnügen hatte sich nur zufällig eingestellt, weil Seine Lordschaft befand, dass es seinen Zwecken diente, wenn sie reiten konnte.
„Würden Sie einen leichten Galopp wagen, Miss Daventry?“
Lord Braybrooks schreckenerregender Vorschlag unterbrach ihre Gedanken genau in dem Moment, als sie auf eine sonnige Wiese ritten.
„Einen Galopp?“ Er hatte wagen gesagt, zur Hölle mit ihm! „Selbstverständlich, Mylord.“
Etwas, das ein Lächeln hätte sein können, huschte über seine Züge. „Nun denn. Halten Sie die Zügel etwas kürzer, aber reißen Sie nicht daran. Sie
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