Nur ein einziger Kuss, Mylord?
nicht?“, setzte Serena nach.
Es waren in der Tat genau die Eignungsbedingungen, die er bei seiner Braut immer als gegeben angenommen hatte. Aber im Augenblick lag ihm nichts ferner als der Gedanke an eine zukünftige Ehefrau. Angesichts der Ereignisse dieses Nachmittags erschien ihm die Diskussion sogar höchst unangebracht.
„Und da du in London anscheinend keine passende Braut gefunden hast“, fuhr Serena fort, „halte ich es für das Beste, wenn du unseren Sommerball nutzt, um die infrage kommenden jungen Damen hier aus der Gegend in Augenschein zu nehmen und deine Auswahl zu treffen.“
Großer Gott! Julian wartete, bis der Lakai die Teller abgeräumt hatte, dann fasste er sich ein Herz und sagte: „Hört sich gut an. Das werde ich machen.“
Serena hob die Brauen. „Davon bin ich ausgegangen. Wie auch immer, mein Lieber, die nächstliegende Wahl wäre Miss Postleton, aber …“
„ Anne ?“, fragte Matthew ungläubig und ließ beinahe den Vorlegelöffel fallen. „Ich hätte nicht gedacht, dass Julian ausgerechnet sie in die engere Wahl ziehen würde, so launisch, wie sie ist.“
„Nun ja“ versetzte Serena gelassen. „Ich wollte damit nicht andeuten, dass ich mich auf Anne festgelegt hätte – das muss Braybrook schon selbst entscheiden.“
„Ach ja?“, warf Julian ein, ohne sich eine winzige Spur Ironie verkneifen zu können.
Serena nippte an ihrem Weißwein. „Spar dir deinen Sarkasmus, mein Lieber. Ich wollte dich lediglich darauf hinweisen, dass du etwas tun musst, um zu einem Ergebnis zu kommen.“
„Besser er als ich“, murmelte Matthew und warf Julian einen mitfühlenden Blick zu, bevor er sich eine großzügige Portion von den Forellen in Petersiliensoße nahm, die der Lakai gerade aufgetragen hatte.
Christianas Hoffnung, dass das Gespräch über Heirat die Gedanken Seiner Lordschaft in eine schicklichere Richtung gelenkt hätte, erstarb, sobald die Tafel aufgehoben wurde.
„Serena, bitte entschuldige mich“, wandte er sich an seine Stiefmutter. „Ich muss heute Abend noch allerhand Schreibkram erledigen. Könntest du Miss Daventry ein paar Minuten entbehren? Dann würde ich ihr eben die Vogelbücher heraussuchen.“
„Aber sicher, Julian.“ Lady Braybrook schien nicht im Geringsten um die Tugend ihrer Gesellschafterin besorgt. „Übrigens, Miss Daventry, die Besprechung des Sommerballs hat Zeit. Dies ist Ihr freier Tag, und was mich angeht, so möchte ich mich gern zeitig zurückziehen. Gute Nacht.“ Sie gab dem Lakaien, der die Aufgabe hatte, sie nach oben zu tragen, ein Zeichen. Matthew erhob sich und schob den Rollstuhl aus dem Raum.
Sobald die Tür sich hinter den dreien geschlossen hatte, drehte Christiana sich zu Lord Braybrook herum. „Sie werden mich entschuldigen, Sir. Ich wüsste nicht, was wir zu besprechen hätten. Wenn Sie mir die Vogelbücher ausleihen möchten, würde ich Sie bitten, sie mir nach oben bringen zu lassen. Gute Nacht.“
In seinen Augen schienen kleine Teufel zu tanzen. Sie biss die Zähne zusammen und wandte sich zum Gehen.
„Ich bringe sie Ihnen persönlich aufs Zimmer, Miss Daventry. Sobald ich sie gefunden habe. Am besten, Sie warten noch ein bisschen, ehe Sie sich für die Nacht zurechtmachen.“
„ Wie bitte?“ Sie tat ihr Bestes, um ihren Ärger über seine Unverschämtheit – und ihre Angst – hinter kalter Verachtung zu verbergen.
„Miss Daventry, ich möchte mit Ihnen sprechen. Und zwar jetzt. Die Örtlichkeit können Sie sich aussuchen. Meine Bibliothek oder Ihr Schlafzimmer.“ Um seine Mundwinkel zuckte es. „Sie können sich auch für mein Schlafzimmer entscheiden.“
Christiana erstarrte.
„Alles in allem würde ich die Bibliothek vorschlagen“, fuhr er fort. „Setzen Sie sich auf den Sessel neben dem Klingelzug, und ich werde mich so weit von Ihnen entfernt platzieren, dass Sie ihn jederzeit betätigen können, sollte es Ihnen notwendig erscheinen.“
Christiana musterte ihn prüfend. Sie glaubte nicht, dass er die Unwahrheit sagte. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass er log. Was durchaus bedeuten mochte, dass ihre Vorstellungskraft zu wünschen übrig ließ. Aber wenn er log, würde er die Erfahrung machen, dass sie in der Lage war, sich zu wehren.
Lord Braybrook hielt sein Wort und machte keinen Versuch, sich neben Christiana zu setzen. Stattdessen nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz.
„Sie wissen, warum wir hier sind, Miss Daventry“, eröffnete er das Gespräch. „Lassen Sie
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