Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH ROLLS
Vom Netzwerk:
wisperte dann: „Nan.“
    Christiana lächelte. „Ich bin Miss Daventry.“ Sie wählte mehrere Rosatöne aus dem Sortiment und hielt sie dem Mädchen hin. „Und ich arbeite in Amberley.“
    Das Kind unterzog die Haarbänder einer genauen Musterung. Sorgfältig darauf achtend, dass es sie nicht berührte, deutete es schließlich auf eines und murmelte: „Das da.“
    Das Band hatte einen satten Himbeerton.
    „Perfekt“, erwiderte Christiana. In den beinahe schwarzen Locken würde die Farbe regelrecht leuchten. „Es wird sehr hübsch an dir aussehen.“
    Nan lächelte schüchtern.
    Wie einfach es war, dem Kind eine Freude zu machen. Christiana legte die anderen Bänder zurück in den Kasten und warf einen Blick in Mr. Wilkins’ Richtung, der um Miss Postleton herumschwirrte und ihr Komplimente über ihren hervorragenden Geschmack machte, während sie sich ausführlich über die Vorteile von Narzissengelb und Blassrosa verbreitete. Der Ladenbesitzer machte keine Anstalten, sich umzudrehen.
    Christiana holte Luft und bereitete sich auf einen Kampf vor.
    „Mr. Wilkins!“
    „Sie können Miss Daventry ruhig bedienen“, ließ Mr. Postleton sich gönnerhaft vernehmen. Er stand gelangweilt gegen den Tresen gelehnt, und sein Blick glitt abschätzend über Christianas Figur. „Bei meiner Schwester dauert es sowieso eine Ewigkeit.“ Er zwinkerte Christiana zu.
    Miss Postleton sah flüchtig auf und zuckte die Achseln. „Tun Sie das, Mr. Wilkins“, versetzte sie herablassend. „ Mir macht es nichts aus.“
    Der Ladeninhaber kam und maß mit unwilliger Miene eine Länge des himbeerroten Bandes ab. Nan beobachtete ihn mit angehaltenem Atem. Dann bezahlte sie und verstaute die Einkäufe in ihrer Tasche. „Danke, Miss“, sagte sie mit einem scheuen Lächeln, bevor sie rasch den Laden verließ.
    Zerrissen zwischen einem Gefühl tiefer Verbundenheit und dem kaum zu bändigenden Verlangen, den Mann zu schlagen, dessen oberflächliche Vergnügungssucht seine Tochter zu einem Leben in Schande verdammte, sah Christiana dem Mädchen hinterher. Genau so würde es ihrem eigenen Kind ergehen, wenn sie töricht genug gewesen wäre, Braybrooks Angebot anzunehmen.
    Sie reckte das Kinn und wandte sich zu Mr. Wilkins um. „Was für ein hübsches Kind“, sagte sie mit leicht erhobener Stimme. „Diese blauen Augen – ich glaube, ich habe nie schönere gesehen.“
    Miss Postleton ließ ein spöttisches Kichern hören.
    Sollten sie doch daraus machen, was sie wollten. Christiana wusste, von wem Nan ihre blauen Augen hatte, und sie war sicher, dass weder Mr. Wilkins noch Miss Postleton den Vater des Kindes jemals derart brüskieren würden.
    „Hübsch … nun ja …“, zwang Mr. Wilkins sich widerwillig zu einer Antwort.
    „Und so artig“, setzte Christiana mit hinterhältiger Freundlichkeit hinzu. „Man kann viel ablesen an der Art, wie ein Kind sich anderen Menschen gegenüber verhält.“
    Ruckartig blickte Miss Postleton von ihren Stoffbahnen auf. Helle Empörung malte sich auf ihrem Gesicht.
    Zum Teufel mit der Diskretion . „Familiäre Ähnlichkeiten sind eben immer erkennbar, nicht wahr?“, fuhr Christiana bedächtig fort. „Sie muss sehr anständige Eltern haben.“
    Mr. Wilkins öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch am Haken. Mit einem bösen Blick reichte er Christiana das Päckchen mit ihren Einkäufen. Ohne dem unterdrückten Lachanfall Mr. Postletons Beachtung zu schenken, legte Christiana das Geld auf den Tresen.
    „Äh … nun, Jane Roberts“, Mr. Wilkins wischte sich fahrig über die Stirn, „sie ist … äh, verwitwet … Gewissermaßen.“
    „ Gewissermaßen ?“ Christiana verstaute ihre Einkäufe in ihrem Korb. Sie hatte nicht gewusst, welche Befriedigung es bereitete, wenn man den Finger auf eine bestimmte Sorte von Wunden legte.
    Mr. Wilkins schluckte unbehaglich. „Äh … ja. Der gute Tom starb, ihr Mann. Ein paar Monate später kriegte sie das Kind.“
    „Was für ein trauriges Schicksal.“ Christiana griff nach ihrem Korb. „Vielen Dank für Ihre Hilfe, Mr. Wilkins. Auf Wiedersehen.“ Sie nickte Mr. Postleton und seiner Schwester höflich zu und ging zur Tür.
    „Ich bin sicher, die arme Lady Braybrook wird es sehr interessieren, mit wem ihre Dienerschaft Umgang pflegt“, hörte sie Miss Postletons gehässige Stimme hinter sich.
    Christiana wandte sich um. „Glauben Sie? Ich habe den Eindruck, Ihre Ladyschaft steht über solchen Dingen wie kleinmütigem Dorfklatsch. Aber wenn Sie

Weitere Kostenlose Bücher