Nur ein einziges Wort
Kinderstimme aus dem Obergeschoss aufmerksam. Nein, nein es ist kein Getriller, es ist die Stimme seiner Tochter Stefanie. Gerade zu lieblich schön und anmutig weich, dringt es an sein Ohr. Eigentlich, so wie ihm im Moment einfällt, hat er das Kind noch nie Singen gehört.
Sein Herz klopft ihm bis zum Halse, als er zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinaufrennt und aufg eregt an Stefanies Zimmertüre klopft. Schlagartig verstummt der Gesang. Fast ungläubig schaut Stefanie ihren Vater an, der so mir nichts dir nichts, vollkommen unvorhergesehen, in ihr Zimmer stürmt.
Wortlos steht er vor ihr, schaut sie mit ungläubigen Augen an, bevor er sich bückt und das zierliche Mädchen liebevoll an sich drückt.
„Papa, ich weiß wie berühmt du einmal warst und dass du deine Stimme verloren hast, als ich auf die Welt gekommen bin. Deshalb habe ich im Haus hier nie gesungen und die Frau Rauch, meine Musiklehrerin, hat mir fest versprochen, dass sie es dir nicht sagen wird; ich meine das mit dem Kinderchor. Du willst ja immer, dass ich dich nicht an meine Mama erinnern darf, weil es dich so traurig macht.“
„Nein Stefanie, so meine ich es nicht. Wenn ich in dein Gesicht schaue, sehe ich doch sowieso immer das An tlitz deiner Mutter vor mir. Ich schwöre dir, ich bete täglich zum lieben Gott, dass er mir noch einmal die Gnade gibt, wieder die Liebe zu einer Person zu finden, die deine Mutter werden wird.
Nun habe ich eine ganz große Bitte an dich. Sicherlich kennst du auch das Lied: ‚Ave Maria, wenn ich ein Glöcklein wär‘ oder? Wir haben nur noch fünf Tage Zeit bis wir nach Kanada fliegen. Wenn ich von jetzt an mit dir übe, denkst du, dass du in Kanada das Lied solo, also allein, singen kannst? Das wäre dann mein schönstes Weihnachtsgeschenk.“
„In Ordnung Papa, wenn dir das Lied so gefällt, können wir heute noch mit dem Üben anfangen. Nur damit du Bescheid weißt, den Text kenne ich auswendig, weil die Frau Rauch ihn schon mit unserer Klasse zigmal geübt hat und ich durfte fast immer allein vorsingen.“
Fabian schaut seiner Tochter mit ernster Miene ins Gesicht: „Stefanie, du verblüffst mich jeden Tag mit neuen Dingen, doch die heutige Überraschung ist die wohl größte, weil gerade dieses Lied das Lieblingslied deiner ‚Mama‘ war. Persönlich macht sich in mir mehr und mehr das Gefühl breit, dass ich in der Zukunft vieles an mir ändern muss. Ich meine, nur so, dass ich überhaupt noch mit dir schritthalten kann.“
„Keine Sorge Papa, du und ich, wir beide schaffen das schon!“
Fabian ist überglücklich und verlässt mit der neuen Erkenntnis Stefanies Zimmer. Seine Tochter hat nicht nur viele unverkennbare Merkmale Gabis ererbt sondern auch eine wunderschöne Stimme, die, wie er fest glaubt, seiner Eigenen in nichts nachsteht.
Noch in der gleichen Stunde versucht er die Verbindung mit Stefanies Musiklehrerin Monika Rauch aufzune hmen. Nach mehreren vergeblichen telefonischen Versuchen erreicht er sie schließlich und vereinbart mit ihr, sich noch am gleichen Abend im ‚Bauer-Haus‘ zu treffen. In dem folgenden einstündigen Gespräch bestätigt sie ihm, was er in den letzten Stunden erlebt und gehört hat. Ja, sie hat nicht nur das Talent ihres Vaters sondern auch eine großartige Kinderstimme, die in der Zukunft auf jeden Fall und unter allen Umständen ausgebildet und gefördert werden muss.
Die beiden letzten Tage vor der Abreise sind inzwischen angebrochen. Alles Gepäck ist verpackt und am Abre isetag stehen die beiden Zubringerbusse, welche die Passagiere und Gepäck von Ebenthal zum etwa einhundert Kilometer entfernten Airport Graz transportieren sollen, pünktlich um 6.30 Uhr morgens auf dem Parkplatz der ‚Maria-Hilf‘ Kirche zum Einsteigen bereit.
Fabian Bauer hat bereits am Vortag angeordnet, den ‚Transatlantic Global Airbus A319-100‘ der auf den Namen des Landes „Kärnten“ getauft wurde, von München nach Graz zu überführen.
Im rund achttausend Einwohner zählenden Städtchen Ebenthal herrscht bereits reger Betrieb. Obwohl die Reisedauer nur etwas über eine Woche beträgt, haben sich heute Morgen viele Familienmitglieder, Verwandte und Freunde eingefunden, um allen mitfliegenden Angehörigen einen angenehmen Flug über den Ozean, frohe Feiertage und überhaupt eine gute Zeit in Kanada zu wünschen.
Dann geht’s in einer rund eineinhalbstündigen Fahrt zum Grazer Flughafen. Hier wird beim Einsteigen in den ‚ Transatlantic Global
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