Nur ein einziges Wort
hasse ich nichts mehr als Angeben oder Protzerei. Vie lmehr bin ich glücklich darüber, dass er da oben, ich meine damit deinen ‚Boss‘, mir in vielen Lebenslagen mehr als großzügig zur Seite gestanden hat.
Dass sich oft das Leben schlagartig total verändern kann, ist uns ja zur Genüge bekannt.
Vielleicht sollten wir die Türe zu deinem Vorzimmer nun schließen, denn was ich jetzt mit dir zu bereden habe, betrifft eigentlich nur dich und mich und ist nicht für andere Ohren bestimmt.“
Ohne sich aus seinem Bürostuhl zu erheben, schiebt der Pfarrer mit dem linken Fuß die Türe so heftig zu, dass sie mit einem satten Klick ins Schloss fällt.
„Fabian, die Idee, dich und deine Tochter Stefanie mit nach Kanada zu nehmen, stammt zwar von mir, aber auch all die anderen meinen es ehrlich mit euch. Denn, ob du es glaubst oder nicht, auch der Pfarrgemeinderat ist von meinem Ansinnen angetan.“
Lachend erhebt Fabian seinen Kopf. Irgendwie fühlt er sich heute besonders erleichtert und selbst der Pfarrer strahlt eine ansteckende Ruhe auf ihn aus: „Peter, ich weiß wie du deine ‚ Gottscheer‘ Leute wegen ihres Fleißes und ihrer Ehrlichkeit achtest. Aber es ist selbst auch mir nicht verborgen geblieben, wie sehr diese Leute auch dich respektieren.
Du denkst also nicht, dass sie mich nur deshalb dabeihaben wollen, damit ich ihnen mit den Flugkosten entg egen kommen soll.“
Peter Weiler kann ein diebisches Grinsen nicht verbergen:
„Um ehrlich zu sein, sicherlich haben sie das auch in Betracht gezogen, immerhin haben sich bis heute bereits rund sechzig Leute angemeldet, aber das dürfte auch die Mehrzahl sein.“
„Peter, bitte gib mir zwei Tage Zeit, die Angelegenheit zu überdenken. Es ist dir doch bekannt, dass alle, die sich zu dieser Voyage bereit erklären, drüben in Kanada Verwandte, Freunde oder zumindest Bekannte haben, bei denen sie die Festtage verbringen werden. Sollte ich mich zu einem ‚Ja‘ entschließen, denke ich mir einen Vorschlag aus, den ich dir dann unterbreiten möchte. Eigentlich ist es ja mehr wie eine ‚Wette‘ zwischen uns beiden. Leider muss ich noch ein bisschen daran herumfeilen, da ich weiß, dass dir kirchlicherseits das Eingehen eines solchen Unterfangens sicherlich untersagt sein wird.
Also, warum treffen wir uns nicht noch einmal, sagen wir übermorgen in meinem Haus und finden dann g emeinsam eine für beide Seiten tragbare Lösung? Eines kann ich dir aber jetzt schon verbindlich zusagen; ja mein Airbus steht euch zur Verfügung. Die anfallenden Kosten werde ich aus meinem Privatvermögen begleichen. Schließlich bin ich euch das schuldig.
Damit hast du schon die erste Hälfte unserer ‚Wette‘ gewonnen, doch die zweite Hälfte möchte ich mit dir pe rsönlich an einige Bedingungen knüpfen, die nicht ganz so leicht und einfach, auch nicht von dir, zu erfüllen sein werden.“
„Fabian, die Zurverfügungstellung deines Privatfliegers ist von dir mehr als großzügig. Dafür danke ich dir von ganzem Herzen. Ob aber die im Allgemeinen auf sich so stolzen Gläubigen meiner Pfarrei das so ohne weiteres hinnehmen werden, weiß ich nicht. Sicherlich werden sie überdenken, wie sie dir dafür danken können oder ob sie überhaupt ein Geschenk in einer solchen Größenordnung annehmen werden. Doch wie du schon vorhin erwähnt hast, hat jeder von uns bis zur endgültigen Entscheidung zwei Tage Zeit.“
„Oh, Peter, was immer diese Leute sagen oder denken, interessiert mich eigentlich wenig und außerdem brauchst du ihnen ja nicht unbedingt auf die Nase zu binden, wer der Spender ist. Lass dir also eine zwar ehrl iche aber vor allen Dingen glaubwürdige Ausrede einfallen.“
„Mein lieber Fabian, egal wie es von meiner Seite aufgenommen wird, der Dank meines ‚Bosses‘, wie du den lieben Gott immer scherzhaft bezeichnest, wird dir auf jeden Fall sicher sein. Auch wenn selbst du dir nicht damit ein Stück vom Himmel erwerben kannst, sicherlich wird sein Schutz und Segen dich und deine kleine Stefanie auf allen Wegen begleiten. Das ist mein fester Glaube, den ich mir durch nichts erschüttern lasse.“
Mit einem aufrichtigen Blick aus seinen stahlblauen Augen, erhebt sich Fabian aus dem bequemen Bürostuhl:
„Also Peter, bis übermorgen bei mir und bereite dich gut vor. Ich denke bereits schon darüber nach, welche Fragen und auch Bedingungen ich dir stellen werde. Aber sicherlich kannst du mir jetzt schon abnehmen, dass dein Glaube und deine Einstellung
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