Nur ein galantes Abenteuer?
würde mich sehr ermüden, aber ehrlich gesagt fühle ich mich ausgezeichnet. Wahrscheinlich bekommt mir die Londoner Luft.“
Vermutlich ist es eher die fröhliche Gesellschaft, die ihr guttut, dachte Caroline zufrieden.
Als sie im Haus der Tante ankamen, wartete ein Paket für Caroline in der Eingangshalle. Sie wusste sofort, dass es sich um das Buch handelte, das Sir Frederick ihr versprochen hatte. Lächelnd nahm sie es an sich und beschloss, ihm ein Billett mit ihrem Dank zu schicken. Werde ich ihn bei Julia wiedersehen?
Lady Taunton fühlte sich am folgenden Morgen unpässlich und kündigte an, dass sie der abendlichen Tanzveranstaltung fernbleiben werde.
„Es tut mir leid, dass es dir nicht gut geht, Tante“, erwiderte Caroline. „Mama hat vor, mich zu begleiten. Sie freut sich schon darauf, ihr neues Kleid zu tragen.“
„Na gut“, erwiderte ihre Tante säuerlich. „All diese Festivitäten, die ich deinetwegen besucht habe, sind mir nicht bekommen. Soll ruhig deine Mutter einmal ihrer Pflicht nachkommen. Hoffen wir, dass sie am nächsten Tag nicht zu Bett liegt.“
„Bestimmt nicht“, versicherte Caroline. „Ich wünsche dir eine gute Besserung, Tante.“
„Es ist nicht schlimm“, jammerte Lady Taunton, als ob sie eine Märtyrerin wäre, die gerade zum Scheiterhaufen gebracht würde. „Ich werde nach meinem Arzt rufen lassen, um ganz sicher zu gehen.“
Caroline und ihre Mutter machten sich pünktlich auf den Weg. Es war nur eine kleine Tanzveranstaltung, keine von den großen Bällen der Saison. An der Seite ihrer Mama begrüßte Julia ihre Gäste. In ihrem weißen Kleid mit der Silberstickerei sah sie reizend aus. Über Carolines Ankunft schien sie sich besonders zu freuen.
Caroline traf einige Gentlemen an, die sie bereits von den anderen Festivitäten her kannte. Allerdings war sie ein wenig erstaunt, als sie auch Mr. Farringdon erblickte, von dem sie inzwischen wusste, dass Julia und ihre Mutter ihn nicht schätzten. Sie erkundigte sich bei Julia.
„Mama hatte ihn bereits eingeladen, als George uns verriet, dass er in finanziellen Schwierigkeiten steckt und nach einer reichen Braut sucht. Ich wünschte, sie hätte ihn nicht eingeladen, weil ich ihn überhaupt nicht mag. Offensichtlich besitzt er kein Gespür dafür, wann er willkommen ist. Ich hoffe bloß, er versucht nicht, mich zu überreden, mit ihm nach draußen zu gehen.“
„Falls er das versucht, musst du ihn einfach abweisen“, riet Caroline. „Ist deine Tanzkarte schon voll?“
„Beinahe“, entgegnete Julia. „Oh, schau, da kommt Sir Frederick. Ich werde ihn fragen, ob er zweimal mit mir tanzen möchte. Dann ist für Mr. Farringdon nichts mehr frei.“
Sie lächelte verführerisch, als Sir Frederick auf sie zukam, hielt ihm ihre Karte hin und erkundigte sich, ob er seinen Namen für die beiden letzten freien Tänze eintragen wollte. Er tat es, gab ihr die Karte zurück und wandte sich mit einer Verbeugung an Caroline, während Julia von ihrem nächsten Tanzpartner aufgefordert wurde.
„Darf ich hoffen, dass Sie für mich noch Tänze freigehalten haben, Miss Holbrook?“
„Ja, zufällig habe ich noch zwei Tänze frei“, entgegnete Caroline. Sie hatte sie ganz bewusst freigehalten, doch das wollte sie nicht zugeben. „Der eine fängt gerade an, der andere ist kurz vor dem Souper.“
„Dann möchte ich Sie gern zu beiden auffordern“, erklärte Freddie und reichte ihr seinen Arm. „Ich hoffe, Ihnen gefällt das Buch, das ich Ihnen bringen ließ.“
„Bisher habe ich erst ein Kapitel geschafft“, gestand Caroline, „aber es macht einen vielversprechenden Eindruck. Meine Mutter will es ebenfalls lesen, sobald ich durch bin. Wie Sie sehen, bin ich nicht die einzige dumme weibliche Person, die sich von Mrs. Radcliffs Schreibkünsten verführen lässt.“
„Ich habe Sie niemals für dumm gehalten, Miss Holbrook“, versicherte Freddie. „Eigentlich wollte ich Sie fragen, ob Sie mich an einem der nächsten Vormittage auf eine Spazierfahrt begleiten möchten“, erklärte Freddie. „Ich hoffe, Sie sagen zu …?“
„Oh …“ Caroline war überrascht. „Ja, warum nicht, Sir. Es würde mich sehr freuen.“
„Wie sieht es mit übermorgen aus?“
„Ich glaube, das passt. Meine Tante macht vormittags nie Verabredungen aus. Sie bleibt am liebsten bis elf oder zwölf in ihrer Suite, aber ich gehe gern früher aus dem Haus.“
„Das habe ich schon bemerkt. Dann hole ich Sie um zehn Uhr ab, wenn Ihnen das
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