Nur ein galantes Abenteuer?
lange her. Sie müssen mich nicht bemitleiden. Auch wenn ich nur wenige Verwandte habe, besitze ich gute Freunde.“
„Mr. Bellingham und Sie stehen sich sehr nah, nicht wahr?“
„Ja, wir sind schon lange befreundet.“
Sie erreichten den Parkeingang, und Caroline erblickte einige Bekannte. Ein paar waren in Kutschen unterwegs, doch die meisten gingen zu Fuß.
„Würden Sie diesen Herrn zu Ihren Freunden zählen?“, erkundigte sich Caroline, als sie Mr. Farringdon erblickte.
„Er ist nur ein Bekannter. Als Freund würde ich ihn nicht bezeichnen. Wir sind uns hauptsächlich am Kartentisch begegnet.“
„Ja, am Kartentisch trifft man sicher auf viele Gentlemen“, bemerkte Caroline nachdenklich. „Mein Vater hatte kein Glück im Spiel. Ich denke, es ist nicht immer klug, zu spielen.“
„Da haben Sie völlig recht. Man sollte nur spielen, wenn man es sich leisten kann.“
„Ja, natürlich, die Spielerei hat schon viele Männer unweigerlich in den Ruin getrieben.“
„Ganz bestimmt, aber meistens helfen keine Warnungen.“ Freddie wirkte bedrückt, doch dann strahlte er sie an. „Haben Sie vor, morgen zu Lady Rowes Fest zu gehen?“
„Ja, wir werden dort sein“, antwortete Caroline, die seinen Wunsch spürte, das Thema zu wechseln. „Werden Sie dort ebenfalls erscheinen?“
„Leider muss ich geschäftlich nach Oxford, bin indes in wenigen Tagen wieder zurück.“
„Oh …“ Caroline verspürte einen Anflug von Enttäuschung.
Er lächelte sie an. „Bleiben Sie bis zum Ende der Saison in der Stadt, Miss Holbrook?“
„Vielleicht noch ein paar Wochen, aber es hängt davon ab … von der einen oder anderen Sache.“
„Verstehe“, sagte Freddie. „Sind Sie denn mit dem Lesen vorangekommen?“
Sie begannen, über die Vorzüge von Mrs. Radcliffs Schreibstil zu sprechen, was in eine lange Unterhaltung über Literatur und Poesie mündete. Der Park war an diesem Morgen voller Besucher. Freudig wurden sie von Mr. Bellingham begrüßt, der Julia spazieren fuhr.
Caroline tat es leid, als sie ihre Ausfahrt beendeten und zum Haus ihrer Tante zurückkehrten.
Am Nachmittag verließ Freddie die Stadt, wobei seine Gedanken ganz bei der Unterhaltung mit Miss Holbrook waren. In der letzten Zeit dachte er ständig an sie. Sie entsprach ganz seinen Vorstellungen von einer lebhaften jungen Braut. Aber will ich wirklich heiraten? Vor allem wollte er nicht, dass sie seinen Antrag nur wegen seines Reichtums und seiner gesellschaftlichen Stellung annahm. Vermutlich musste er bald heiraten, da es seine Pflicht war, für einen Erben zu sorgen. Sein Onkel hatte keine Kinder, die den Familiennamen weitertragen konnten. Doch es widerstrebte ihm, allein aus diesem Grund eine Ehe einzugehen.
Er glaubte fest daran, dass aufrichtiger Respekt und gegenseitige Zuneigung die Voraussetzungen für eine glückliche Beziehung bildeten. Und hier lag sein Problem, denn er ging nicht davon aus, dass Caroline für ihn etwas Besonderes empfand, auch wenn sie ihm bereits schlaflose Nächte bereitete. Er wusste, dass ihre unbedachte Bemerkung über einen möglichen Aufstieg zur Duchess aus einer Verletztheit heraus gefallen war. Trotzdem war die Äußerung vielleicht nicht weit von der Wahrheit entfernt. Einige Verehrer interessierten sich sehr für sie und standen ihm in Hinblick auf Wohlstand und Abkunft in nichts nach . Wartet Miss Holbrook nur auf den Mann, der die beste Stellung bietet? Carolines Gleichgültigkeit konnte trügen.
Freddie war es gewohnt, zu leben wie es ihm gefiel. Wenn er heiratete, würde sich sein Lebensstil ändern. Er musste sich während seiner Reise nach Oxford alles sorgfältig durch den Kopf gehen lassen …
Die nächsten Tage waren für Caroline so ausgefüllt, dass sie keine Zeit zum Nachdenken fand. Sie besuchte eine Gesellschaft nach der anderen und folgte oft mehr als einer Einladung an ein und demselben Abend.
Ihr war inzwischen klar, dass es nur wenige Gentlemen gab, die sie jeden Tag zu sehen wünschte. Viele waren höflich und freundlich, doch es fehlte der nötige Esprit, der ihr so wichtig war. Es gab nicht mehr als zwei oder drei, in deren Gegenwart sie sich geben konnte, wie sie war. Mr. Bellingham schien ihr der netteste Bekannte zu sein. Sie freute sich immer sehr, wenn sie mit ihm und Julia Fairchild, mit der sie sich besonders angefreundet hatte, Zeit verbringen konnte.
Es verging beinahe eine Woche, bevor sie Sir Frederick wiedersah. In Begleitung von Mr. Bellingham und Julia
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