Nur ein galantes Abenteuer?
Straße entführt werden, und dann sehe ich dich nie wieder.“
„Oh, Mama!“ Caroline lachte. „Ich versichere dir, dass ich nicht in Gefahr war, und die einzige Person, der ich begegnet bin, war Sir Frederick.“
„Nun gut, ich denke, daran ist nichts auszusetzen“, räumte ihre Mutter ein. „Allerdings weiß ich, dass deine Tante es keinesfalls guthieße, dass du ohne Zofe ausgehst, mein Liebes.“
„Tante Louisa findet alles schlecht, was ich mache.“
„Caroline!“ Marianne schüttelte den Kopf und seufzte schließlich. „Ehrlich gesagt kritisiert Louisa auch alles, was ich tue.“
Caroline kicherte, denn sie hatte nicht erwartet, ihre Mutter einmal so etwas sagen zu hören. „Sei bloß vorsichtig, Mama, sonst bekommen wir beide fürchterlich die Leviten gelesen.“
„Das ist möglich“, sagte Marianne. „Was hältst du davon, wenn ich dich heute Nachmittag begleite? Du besuchst einige Bekannte, nehme ich an?“
„Ja, Mama. Mr. Bellingham hat mich eingeladen, bei seiner Schwester Mrs. Fairchild und ihrer Tochter Julia zum Tee vorbeizukommen. Wenn du mich begleitest, kann Tante Louisa ihre andere Verabredung einhalten.“
„Ich begleite dich“, versicherte Marianne. „Aber bevor ich es vergesse, mein Liebes, ich habe die Seidenstoffe erhalten, die ich vor ein paar Tagen bei einem Händler bestellt hatte. Später kommt die Schneiderin, um mit mir den Schnitt zu besprechen. Vorher möchte ich deinen Rat hören.“
Caroline folgte ihrer Mutter in deren Schlafgemach, wo verschiedene Seidenstoffballen auf dem Bett ausgebreitet lagen. Erfreut stellte sie fest, dass ihre Mutter nicht nur Grautöne ausgesucht hatte und dass nirgendwo Trauerflor zu sehen war.
Angeregt unterhielten sie sich über die Kleider und Farbtöne.
Als die Schneiderin eintrat, beschloss Caroline, bis zum Mittagessen im Kleinen Salon zu lesen.
Nach dem Lunch zog sie ein hellgrünes Kleid an. Dazu setzte sie eine Haube mit passenden Bändern auf. Ein cremefarbener Spenzer, weiße Handschuhe und ein grünes Retikül rundeten ihre Aufmachung ab. Kaum war sie die Stufen hinuntergegangen, als ihre Mutter sich bei ihr einhakte, und gemeinsam gingen sie zur Kutsche.
„Ich freue mich, dass wir beide mal wieder allein etwas unternehmen“, sagte Marianne. „Vielleicht sollten wir das öfter so halten.“
Mrs. Fairchild hieß sie herzlich willkommen und forderte Mrs. Holbrook auf, ihr gegenüber Platz zu nehmen, während Caroline sich auf ein Sofa neben Julia setzte. Es gab nur drei weitere Gäste: Mr. Bellingham, Mr. Milbank, ein Gentleman im fortgeschrittenen Alter, und ein Gentleman in den Dreißigern, der Caroline vorher noch nicht aufgefallen war. Er wurde ihr als Mr. Farringdon vorgestellt. Sie fand ihn zwar recht ansehnlich, wurde jedoch von seinen Manieren und seiner Redeweise abgestoßen. Er tat, als gäbe es zwischen ihnen eine Vertrautheit, die jeder Grundlage entbehrte.
Als Julia sich erhob, um ihrer Mutter beim Servieren des Tees und der Kuchen zu helfen, nahm Mr. Farringdon neben Caroline Platz. Er warf mit Komplimenten um sich, lobte ihr Kleid und erkundigte sich, ob sie sich in der Stadt wohlfühlte. Sie antwortete höflich, aber reserviert und war erleichtert, als er wenig später die Runde verließ. Die Teegesellschaft wurde nun vertrauter, und sie fühlte sich gut von Mr. Bellingham und seiner Nichte unterhalten. Auch ihre Mutter schien die heitere Gesellschaft zu genießen.
„Haben Sie vor, lange in London zu bleiben, Madam?“, erkundigte sich Mr. Milbank bei Mrs. Holbrook. „Ich bin nur zu einer Stippvisite hier, um meinen Schneider aufzusuchen. Ansonsten liegt Bath mir mehr. Aber mit den Londoner Modemachern kann schließlich niemand konkurrieren.“
Sofort drehte sich die Unterhaltung um die Vorzüge bestimmter Maßschneider, und die Zeit verging wie im Fluge. Alle blieben weit länger als üblich, und Julia ließ Caroline nur widerwillig fort.
„Morgen kommst du zu meiner Tanzveranstaltung, nicht wahr?“, fragte sie. „Bitte sag zu, ansonsten wäre ich furchtbar enttäuscht.“
„Natürlich kommen wir“, versicherte Marianne, noch bevor ihre Tochter antworten konnte. „Wir freuen uns schon sehr darauf. Aber jetzt müssen wir uns leider verabschieden.“
Caroline folgte ihrer Mutter zur Kutsche und ließ sich winkend in die Polster zurückfallen.
„Das war sehr vergnüglich, findest du nicht?“, erkundigte sich Marianne, während der Kutscher die Fahrt aufnahm. „Erst dachte ich, es
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