Nur ein galantes Abenteuer?
ist.“
„Bestimmt hast du recht“, erwiderte Asbury nachdenklich. Er wollte nicht schlecht von Miss Holbrook denken, denn er mochte die temperamentvolle Schönheit, allerdings kamen ihm ein paar Zweifel bezüglich ihres Charakters. Er hatte sich bereits Gedanken gemacht, ob er ihr einen Antrag machen sollte, doch jetzt nahm er von diesem Vorhaben Abstand. Ein sanftes und fügsames Mädchen schien ihm als Mutter seiner Kinder doch geeigneter. „Es muss eine vernünftige Erklärung dafür geben, dass sie gerade aus diesem Gasthof gekommen sind … auch wenn ich keinen blassen Schimmer habe, welche das sein könnte.“
5. KAPITEL
Es war nicht zu erwarten, dass sie dem Adlerauge ihrer Tante bei der Rückkehr ins Haus entgehen würde. Da es schon nach zwölf Uhr war, hatte sich Lady Taunton bereits ins Schlafzimmer ihrer Nichte begeben, um sich nach deren Befinden zu erkundigen. Mary hatte eine Erklärung gestammelt und dabei so schuldbewusst ausgesehen, dass es Lady Tauntons Verdacht erregt hatte. Doch als Caroline auftauchte, verriet ihre Erscheinung nichts Auffälliges, und auf die Nachfragen antwortete sie mit größtmöglicher Unschuld.
„Oh, ich hatte ganz vergessen, dass ich mit Sir Frederick zu einer Spazierfahrt verabredet war, als ich dir sagte, dass ich heute ausruhen wolle“, log Caroline und bekam Gewissensbisse. Sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht und sich tatsächlich töricht verhalten hatte. „Außerdem waren meine Kopfschmerzen heute früh wie verflogen, Tante.“
Louisa Taunton beäugte sie misstrauisch. „Du führst mich gern an der Nase herum. Ich weiß nicht, was du wieder für einen Unfug gemacht hast, aber ich warne dich. In der Öffentlichkeit bleibt kein Verhalten lange verborgen. Wenn du dich unklug benommen haben solltest, wird sich das schnell rächen. Du glaubst, dass du tun kannst, was du willst, doch wenn du einmal zu weit gehst, wirst du entdecken, wie recht ich hatte.“
„Ich muss eine echte Belastung für dich darstellen“, erwiderte Caroline. „Warum hast du überhaupt zugestimmt, mir diese Saison zu ermöglichen, wenn du mich so verabscheust?“
„Nur deiner Mutter zuliebe. Sie hat nicht die leiseste Ahnung von Erziehung und weniger Verstand als ein Suppenhuhn. Man hat dir als Kind alles durchgehen lassen, Caroline. Wenn du meine Tochter gewesen wärest, hätte ich dich schon längst mit dem Rohrstock gezüchtigt.“
„Wie gut für mich, dass du nicht meine Mutter bist“, erwiderte Caroline. Erhobenen Hauptes hielt sie dem zornigen Blick ihrer Tante stand. „Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich möchte mich umziehen gehen. Mama will heute Nachmittag eine Kunstausstellung besuchen, und ich habe versprochen, sie zu begleiten.“
Lady Taunton schnaubte ärgerlich und entfernte sich. Das starrsinnige Mädchen wollte offenkundig eigene Wege gehen. Caroline steuerte auf ihr Verderben zu, aber es nützte ja nichts, sie zu warnen. Mit Genugtuung dachte Ihre Ladyschaft daran, wie sie die bevorstehende Schande ihrer Nichte umgehen würde.
Caroline betrat ihr Schlafgemach und schloss die Tür hinter sich ab. Sie befühlte ihre erhitzten Wangen. Diesmal hatte die Kritik ihrer Tante ihr zugesetzt. Sie war sich bewusst, dass sie sich an diesem Morgen unklug verhalten hatte, auch wenn es den Anschein hatte, als wäre sie mit einer Schelte davongekommen. Sie hielt an ihrem Plan, mit dem Ballon zu fliegen fest, doch sie nahm sich vor, künftig vernünftiger zu handeln. Sie machte sich nichts daraus, was ihre Tante von ihr dachte, aber sie wollte ihrer Mutter keinen Kummer bereiten. Außerdem fürchtete sie, durch ihr Verhalten bei Sir Frederick an Ansehen verloren zu haben. Dann zahle ich in der Tat einen hohen Preis …
Sie wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser und zog ein hübsches Ausgehkleid aus grün gemustertem Musselin an, bevor sie nach unten in den Speisesalon ging. Ihre Mutter und ihre Tante saßen bereits am Tisch. Marianne lächelte sie an, als sie eintrat.
„Du siehst heute viel besser aus, meine Liebe“, sagte sie.
„Oh, ich glaube, es war gestern Abend nur wegen der Hitze“, entgegnete Caroline und gab ihr einen Kuss. Ihre Mutter trug eine bezaubernde Haube aus Brüsseler Spitze und wirkte viel jünger, als sie war. „Mir geht es wunderbar, meine liebe Mama, und ich freue mich schon sehr darauf, mit dir die Ausstellung zu besuchen.“
„Ja, ich freue mich ebenfalls.“ Ihre Mutter blickte sie zärtlich an. „Ich sprach letzte Woche mit Mr.
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