Nur ein galantes Abenteuer?
zum nächsten Tanz auf, und sie kämpfte gegen die Enttäuschung an, dass Sir Frederick so unerwartet abgereist war. Wenn sein Onkel nach ihm hatte rufen lassen, war es vermutlich dringend, sodass er keine Zeit mehr gefunden hatte, sie zu informieren. Indes war sie unsicher, ob es nicht doch im Zusammenhang mit ihrem verwegenen Verhalten stand.
„Warum hast du mich so dringend herbestellt?“, fragte Freddie seinen Onkel an diesem Abend nach dem Essen. „Ich habe befürchtet, du wärest erkrankt und war sehr erleichtert dich gesund und munter vorzufinden.“
„Ich habe noch nicht vor, den Geist aufzugeben, mein Junge“, erklärte sein Onkel. „Von meinen Vorschlägen, endlich zu heiraten, hast du ja bisher nicht viel gehalten.“
„Das kommt ganz darauf an“, erwiderte Freddie zurückhaltend. Zu seinem Glück besaß er genug Vermögen, um nicht vom Wohlwollen seines Onkels abhängig zu sein. „Ich bin mir bewusst, dass ich dir als dein Erbe eine Pflicht schulde. Meine Mutter hat dich sehr gemocht, und vielleicht hast du gedacht, dass sie unter ihrem Stand geheiratet habe. Doch …“
„Selina heiratete, weil sie einen anderen vergessen wollte“, murmelte der Marquis. „Sie liebte jemanden, den ich nicht akzeptiert habe. Ich habe ihr gesagt, sie ruiniere die Familienehre. Ich glaube, sie ließ von ihm ab, nachdem sie meine Meinung gehört hatte. Ich kenne nicht die ganze Geschichte, aber sie war einige Monate sehr unglücklich, bevor sie dann deinen Vater heiratete.“
„Ich wusste, dass es jemand anderen gegeben hat“, erwiderte Freddie nachdenklich. „Sie erzählte mir einmal, sie habe jemanden geliebt, den sie nicht habe heiraten können.“
„Es ist wohl falsch von mir gewesen, mich einzumischen, doch sie war meine Schwester“, erklärte Southmoor. „Später begriff ich, dass ich ihr vielleicht Unrecht getan habe. Es machte uns zu Feinden, was eigentlich eine Schande war, denn ich habe ihn immer gemocht, auch wenn ich ihn als Zukünftigen deiner Mutter für ungeeignet hielt. Wie dem auch sei, er hatte drei Frauen und hat es irgendwie geschafft, sie alle ins Grab zu bringen … obwohl ich denke, dass seine letzte Frau ihm sehr am Herzen lag. Sie war unglaublich temperamentvoll. Sie hat ihn geheiratet, als sie gerade mal halb so alt war wie er. Doch sie waren glücklich, bis sie starb. Ich denke, ihr Tod hat ihm fast den Verstand geraubt …“
„Entschuldige, aber ich kann dir nicht recht folgen. Von wem sprechen wir eigentlich – und was hat das mit meiner Heirat zu tun?“
„Natürlich von Bollingbrook. Mir wurde gesagt, dass du mit seiner Enkelin durch die Stadt spazierst. Ich wollte wissen, wie du zu ihr stehst.“
„Wirklich?“ Freddie reagierte kühl. „Von wem hast du diese Information?“
„Das spielt wohl kaum eine Rolle“, erwiderte sein Onkel. „Zieh nicht so ein hochmütiges Gesicht, Freddie. Ich will nur wissen, ob du diesem Mädchen einen Antrag machen willst.“
„Und was wäre wenn?“, fragte Freddie herausfordernd.
„Bollingbrook ist einmal ein Freund von mir gewesen“, sagte Southmoor. „Manchmal hatte er eine Schraube locker, aber eine Zeit lang waren wir eng befreundet. Ich habe deine Mutter vor ihm gewarnt, weil ich fürchtete, er würde sie unglücklich machen. Ich dachte, du musst Bescheid wissen, dass er nicht erfreut auf einen Antrag deinerseits reagieren wird. Ich würde mich für dich freuen, wenn du die temperamentvolle Dame heiratest, aber Bollingbrook kann dir leicht einen Strich durch die Rechnung machen.“
„Ich verstehe und danke dir für deine Warnung“, bemerkte Freddie. „Ich behaupte nicht, dass ich sie heiraten möchte, aber wenn ich es wollte, würde ich mir weder aus Bollingbrooks noch aus deinen Einwänden etwas machen.“
Southmoor starrte ihn einen Moment lang an und begann zu lachen. „Nein, das habe ich auch nicht angenommen. Aber falls du dich entschließen solltest, dass sie die Richtige ist, solltest du noch etwas anderes wissen …“
„Gut, falls es wichtig ist, bin ich ganz Ohr“, erklärte Freddie. „Auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, dass es ins Gewicht fällt.“
Caroline wachte in der vorfreudigen Erwartung auf, Sir Freddie an diesem Vormittag wiederzusehen. Sie sprang aus dem Bett, rannte ans Fenster, um hinauszusehen, und stellte erleichtert fest, dass der Himmel blau und klar war und alles für einen wundervollen Tag sprach – gut geeignet für eine Ballonfahrt. Nach der Morgentoilette begann sie
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