Nur ein galantes Abenteuer?
ihm um. „Meinen Sie? Ich habe gar nicht damit gerechnet, Sie hier heute Nachmittag zu treffen, Sir.“
„Dachten Sie, ich wäre ein Kunstbanause? Ich habe mich gerade entschlossen, dieses Bild kaufen.“
„Mr. Milbank sagt, es sei unverkäuflich.“
„Im Ernst?“ Freddie lächelte. „Dann muss ich den Künstler wohl überreden.“
„Bekommen Sie immer, was Sie wollen?“ Caroline blickte ihm kühn in die Augen.
„Normalerweise schon“, antwortete er. „Wenn ich etwas wirklich will, werde ich nicht oft abgewiesen. Ah, da kommen George und Julia – wollen wir uns zu ihnen gesellen, denn ich bin mit ihnen verabredet.“
Caroline war enttäuscht, dass Sir Frederick nicht ihretwegen in der Galerie erschienen war, verdrängte das Gefühl jedoch so gut es ging. „Sie müssen mich entschuldigen, Sir. Ich glaube, meine Mutter verlangt nach mir …“
„Dann werde ich Sie nicht aufhalten. Aber vergessen Sie unsere Verabredung am Donnerstag nicht, Miss Holbrook. Ich freue mich schon sehr auf unseren Ausflug.“
„Ich ebenfalls“, versicherte sie. „Bitte entschuldigen Sie mich jetzt.“
Sie entfernte sich, spürte aber, dass er ihr nachblickte. Warum schlägt mein Herz wie wild? fragte sie sich. Bildete sie es sich nur ein oder verhielt er sich ihr gegenüber reservierter als zuvor?
Marianne Holbrook trug an diesem Abend ein taubengraues Kleid, hatte eine Stola um ihre Arme drapiert und dazu den Perlenschmuck angelegt, den sie zur Hochzeit von ihrem Mann geschenkt bekommen hatte.
„Du siehst fantastisch aus, Mama“, lobte Caroline. „Heute Abend habe ich echte Konkurrenz.“
„Rede nicht so einen Unsinn“, widersprach Marianne. „Ich dachte mir, es würde Zeit, einmal nichts Schwarzes zu tragen.“
„Das ist allerdings mehr als an der Zeit“, stimmte ihre Tochter zu. Lady Taunton schwieg missbilligend, während sie hinaustraten und auf die Kutsche zugingen.
Ganz offenkundig gefällt Tante Louisa Taunton der neue Stil ihrer Schwester gar nicht. Dabei sieht Mama zum ersten Mal seit Jahren wieder glücklich aus, dachte Caroline.
Als sie nach kurzer Fahrt ihr Ziel erreichten und den Ballsaal betraten, wurde Caroline rasch von ihrem Freundeskreis umringt, sodass sie erst später bemerkte, dass ihre Mutter sich angeregt mit Mr. Milbank unterhielt. Sie lächelte, denn der Sinneswandel ihrer Mutter schien mit der neuen Bekanntschaft in Zusammenhang zu stehen. Wie schön, wenn Mama mit diesem Gentleman glücklich wird.
Erst am späten Abend bemerkte Caroline, dass Mr. Asbury anwesend war. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit hatte er sie nicht zum Tanz aufgefordert. Er schien sich vor allem für Julia zu interessieren, die in ihrem blassrosa Kleid besonders hübsch aussah. Caroline überlegte, ob sie ihn mit irgendetwas beleidigt hatte, verdrängte den Gedanken jedoch, da sich genügend andere Tanzpartner um sie scharten. Allerdings wunderte sie sich, warum Sir Frederick nicht auftauchte, denn er hatte angekündigt, dass sie sich an diesem Abend sehen würden.
„Freddie wurde ganz plötzlich zu seinem Onkel gerufen“, erklärte ihr George, als sie nachfragte. „Er meinte, dass er morgen wieder zurück ist. Sie müssen sich also um den Ausflug am Donnerstag keine Sorgen machen.“
„Was für ein Ausflug?“ Caroline drehte sich erschrocken um, als sie Toms Stimme vernahm. „Was habt ihr denn vor?“
„Sir Frederick ermöglicht uns, am Donnerstag bei einem Ballonaufstieg dabei zu sein. Dabei wollen wir mit einigen Freunden im Park von Richmond ein Picknick abhalten, Mr. Holbrook“, erklärte Julia ihm schüchtern. „Möchten Sie uns nicht begleiten, Sir?“
„Ja, sehr gern“, entgegnete er erfreut über die Einladung.
„Bist du sicher, dass du mitkommen willst?“, erkundigte sich Caroline. „Vielleicht langweilst du dich. Ich dachte, du wolltest so viel mit deinen Freunden unternehmen?“
Seit seiner Ankunft hatten einige verwegene junge Gentlemen Tom in ihren Kreis aufgenommen.
„Oh, nein“, widersprach Tom sofort. „In die Clubs kann ich schließlich immer, aber einen Ballonaufstieg erlebt man nicht alle Tage. Außerdem ist es mir eine Freude mit dir und Miss Fairchild Zeit zu verbringen.“ Er warf Julia einen bewundernden Blick zu.
Caroline wusste, dass sie ihn nicht mehr davon abbringen konnte, ohne unhöflich zu wirken. Sie hatte immer noch vor, mit dem Ballon in die Lüfte zu steigen, doch ihr war klar, dass es ihr Ärger einbringen würde.
Ihr Bruder forderte sie
Weitere Kostenlose Bücher