Nur ein galantes Abenteuer?
gespielter Empörung. „Sie sagten doch, wir wären Freunde – oder möchten Sie, dass ich Sie wieder Miss Holbrook nenne?“
„Nur wenn meine Tante oder eine von den anderen Tugendwächterinnen zugegen ist“, erwiderte Caroline. „Insgeheim nenne ich Sie immer Sir Freddie – wenn Sie es mir nicht verübeln, dass ich Ihren Namen so verwende?“
„Ganz wie Sie wünschen“, sagte er mit leuchtenden Augen. „Was ist passiert, als Sie nach dem Faustkampf wieder nach Hause kamen? Hat jemand etwas bemerkt?“
„Meine Tante war fuchsteufelswild“, berichtete Caroline. „Sie hegte einen Verdacht und hat versucht, meine Zofe auszufragen. Aber Mary hat mir versichert, dass sie sich lieber foltern ließe, als mich zu verraten! Jedenfalls hat Tante Louisa keine Beweise für ihre Verdächtigungen.“
Freddie wirkte ernst. „Wir scheinen noch einmal gut davongekommen zu sein, allerdings wird es heute anders sein. Man wird sehen, wie Sie in den Korb steigen, und es wird nicht lange ein Geheimnis bleiben.“
„Oh, aber es ist doch nicht so schockierend“, erwiderte Caroline. „Ich bin doch bestimmt nicht die erste Frau, die mit einem Ballon in die Lüfte steigt.“
„Nein, da gab es welche vor Ihnen, allerdings fanden die Flüge auf Privatbesitz statt. Ihre Tante wird Sie vermutlich schwer tadeln, Caroline.“
„Das macht mir nicht so viel aus“, sagte sie. „Aber ich möchte nicht, dass Sie schlecht von mir denken. Finden Sie es zu verwegen von mir?“
„Große Güte, nein“, versicherte Freddie. „Weshalb glauben Sie, dass ich das täte?“
„Ich weiß nicht …“ Sie überlegte, ob sie ihm von Mr. Asburys Verhalten erzählen sollte, beschloss jedoch, es für sich zu behalten.
Er blickte ihr tief in die Augen. „Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, das mich dazu veranlassen könnte, schlecht von Ihnen zu denken, Caroline.“
Sie errötete und schaute verlegen auf ihre Glacéhandschuhe. „Ist Ihr Onkel wohlauf, Sir Freddie? Mr. Bellingham erzählte mir, dass Sie ganz unerwartet zu ihm gerufen wurden.“
„Ja, ich habe mein Versprechen Ihnen gegenüber leider brechen müssen. Ich dachte, er wäre erkrankt, aber es war nur wegen einer kleinen Geschäftsangelegenheit – nichts Wichtiges.“
„Das freut mich zu hören“, sagte sie. „Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Es ist schrecklich, jemanden zu verlieren, an dem man hängt.“
„Ja, auf irgendeine Weise mag ich den alten Schurken, auch wenn wir ab und an streiten. Keiner trägt dem anderen etwas nach.“
„Mein Großvater möchte, dass ich ihn bald besuche. Mein Bruder fährt Ende nächster Woche zu ihm, und meine Mutter meint, ich solle ihn begleiten. Sie will mich in meiner Abwesenheit bei allen entschuldigen.“
„Fährt Sie denn nicht mit?“
„Großvater mag sie nicht. Sie haben sich vor ein paar Jahren entzweit. Die Gicht, von der er geplagt wird, macht sein aufbrausendes Temperament leicht erregbar.“
„Ah, ja, der Fluch so vieler Lebemänner am Ende ihrer Tage“, bemerkte Freddie.
„Ja, wahrscheinlich“, bestätigte Caroline. „Nein, Mama wird mich nicht begleiten. Im Augenblick hat sie auch noch andere Gründe in der Stadt zu bleiben.“ Sie lächelte, als er sie fragend anblickte.
„Ich glaube, sie hat einen Verehrer …“
„Was für ein Glück für sie“, sagte Freddie.
„Ja … wenn ich mich nicht irre.“
Lebhaft erzählte Caroline ihm, bei welcher Gelegenheit sie dem Verehrer ihrer Mutter erstmals begegnet war. Auf diese Weise verging die Fahrt wie im Fluge, und sie trafen an der verabredeten Stelle auf ihre Freunde.
6. KAPITEL
Caroline war über die versammelte Menschenmenge erschrocken. Eigentlich hatte die Ballonfahrt eine eher private Angelegenheit werden sollen, doch das Ereignis hatte sich rasch herumgesprochen. Zu den zahlreichen Freunden und Bekannten gesellten sich Schaulustige, während der Ballon mit heißer Luft gefüllt wurde, um ihn flugtüchtig zu machen. So viele Leute umringten das Gefährt, dass man den Korb kaum mehr erkennen konnte.
„Was für ein Andrang!“, rief Caroline überrascht, als Freddie ihr aus der Kutsche half. „Es ist furchtbar spannend, finden Sie nicht?“
„Ja, zweifellos“, bestätigte er. Wann wird sie einsehen, dass es unmöglich ist, hier in aller Öffentlichkeit in den Korb zu steigen? fragte er sich. Es mangelte ihr gewiss nicht an Mut, aber ihrer Tante würde alles innerhalb kürzester Zeit zu Ohren gelangen. „Ah, da kommt Ihr
Weitere Kostenlose Bücher