Nur ein galantes Abenteuer?
Großvater in seinem Lieblingssessel vor. Ihr wurde das Herz schwer, als sie seine unfreundliche Miene sah.
„Vermutlich bist du schon informiert?“
„Ja, ich weiß nur nicht, warum du mir das angetan hast. Ich war glücklich, als Sir Freddie mir einen Antrag gemacht hat. Warum konntest du meine Wahl nicht akzeptieren?“ Mit Tränen in den Augen blickte sie ihn an.
Bollingbrook bemühte sich, ihren Kummer zu ignorieren. „Er ist nicht gut genug für dich. Außerdem braucht er einen Erben, und ich habe dir gesagt, dass du kein Kind bekommen kannst.“
„Das weißt du nicht genau. Hast du ihm von der Erbkrankheit erzählt?“
„Darum ging es gar nicht. Er ist nicht der Richtige. Punktum.“
Caroline hob stolz den Kopf, während Tränen in ihren Augen funkelten. „Ich wollte dich nie verletzen, Großvater, aber ich glaube, es steht dir nicht zu, darüber zu entscheiden. Mama und Tom …“ Sie verzagte, als sie in seine erboste Miene sah. „Ich will nicht unhöflich sein, aber ich kann dir in diesem Punkt nicht gehorchen. Ich liebe ihn …“
„Blödsinn! Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist. Vor dem Gesetz bin ich das Familienoberhaupt. Du hast meinen Anweisungen Folge zu leisten.“
„Du selbst hast mir erzählt, dass man gegen Liebe nichts machen kann“, erinnerte ihn Caroline. „Du hast Angelica trotz der Widerstände geheiratet. Warum willst du uns ein solches Glück verweigern, wie du es mit ihr hattest? Ich würde dasselbe Risiko eingehen wie sie, um meinem Gatten einen Erben zu schenken. Verzeih mir, aber ich werde dir nicht gehorchen. Es würde mir das Herz brechen.“
Er starrte sie streng an. „Wenn du ihn heiratest, bekommst du keinen Penny von mir.“
„Falls du denkst, dass es mir um das Geld geht, kennst du mich schlecht“, erwiderte Caroline.
„Aber um deine Brüder sorgst du dich doch?“, knurrte Bollingbrook. „Wenn du mir nicht gehorchst, bekommen die beiden auch nichts.“
„Wie kannst du mich so unter Druck setzen?“ Caroline musste Luft holen.
„Du hast mir erzählt, es gäbe noch andere, die sich für dich interessierten. Bring mir einen von denen, und ich halte mich an das, was ich Tom versprochen habe. Wenn nicht, gibt es für seine Zukunft keine Hoffnung.“
„Du bist grausam. Das werde ich dir niemals verzeihen …“ Sie lief aus dem Raum, bevor sie in Tränen ausbrach.
10. KAPITEL
Caroline hatte auf dem Bett gelegen, erhob sich jedoch, als ihr Bruder an die Tür klopfte. Sie bat Tom, einen Moment zu warten. Nachdem sie die Spuren ihrer Tränen beseitigt hatte, rief sie ihn dann herein.
„Nicolas hat mir erzählt, was passiert ist“, sagte er. „Als du auch nach dem Essen nicht heruntergekommen bist, dachte ich mir, dass du allein sein wolltest. Aber du solltest dich nicht weiter quälen, Caroline. Großvater hat gar keine echte Entscheidungsbefugnis. Ich bin das Familienoberhaupt der Holbrooks. Ich widerspreche ihm ungern, doch in diesem Fall geht es um deine Zukunft. Nach seinem bisherigen Verhalten besitzt Großvater ohnehin kein Recht, irgendetwas von uns zu verlangen. Sollte er dich aus seinem Testament streichen – dann stehst du auch nicht schlechter da als vorher.“
„Das weiß ich“, antwortete Caroline. „Ich mache mir nichts aus dem Geld, auch wenn ich mir seinen Segen gewünscht hätte. Ich habe ihn immer gemocht, aber ich kann nicht …“ Sie schüttelte den Kopf und schwieg, denn es war unmöglich, Tom zu berichten, was ihr Großvater angedroht hatte.“
„Du musst selbst entscheiden“, riet ihr Bruder. „Wenn du Sir Frederick liebst, solltest du dich von Großvaters Gerede nicht beeinflussen lassen.“
„Ich muss darüber nachdenken.“ Caroline zwang sich zu lächeln. Sie war hin- und hergerissen. Wenn sie der Stimme ihres Herzens folgte, ruinierte sie Toms Zukunft. Sie ahnte längst, dass er für Julia mehr empfand, als er zugab. Doch bevor seine Vermögenslage sich nicht stabilisiert hatte, konnte er nicht um ihre Hand anhalten. Und dann war da noch die Angelegenheit mit dem Erben. Sie musste Freddie sagen, dass sie ihm möglicherweise kein Kind schenken konnte. „Wann wirst du nach Jamaika reisen, Tom?“
„In der nächsten Woche. Nicolas wird bald zu seinem Regiment zurückkehren. Aber wenn du heiratest, wäre für deine Sicherheit gesorgt …“
„Es wäre besser gewesen, Großvater hätte sein Testament nicht zu unseren Gunsten geändert. Dann würden uns jetzt nicht diese Schatten aus der Vergangenheit das
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