Nur ein galantes Abenteuer?
Vermögen, aber wir sollten keine zu voreiligen Schlüsse ziehen.“ Freddie hielt den Phaeton vor einem der eleganten Häuser am Royal Crescent an. „Bedeutet dir der großväterliche Segen eigentlich sehr viel?“
„Seine Zustimmung hätte mich gefreut, weil ich ihn immer gemocht habe. Aber es geht mir eher um Tom und Nicolas.“
„Ich verstehe“, sagte Freddie und half ihr vom Wagen. Sein Reitknecht, der mit der Reisekutsche und dem Gepäck vorausgefahren war, wartete bereits auf sie und übernahm die Zügel. „Mach dir nicht zu viele Sorgen. Bollingbrook blufft möglicherweise nur und kommt noch zur Einsicht. Ich werde bald mit deiner Mutter reden. Jetzt muss ich leider erst einmal einen Geschäftstermin wahrnehmen.“ Er geleitete sie zum Portal, betätigte den Türklopfer und wartete neben Caroline, bis geöffnet wurde. Zum Abschied warf er ihr eine Kusshand zu. „Danke für deine Begleitung. Es war ein großes Vergnügen.“
Sie schenkte ihm ein glückliches Lächeln, bevor sie ins Haus trat. Ihre Mutter kam ihr mit ausgebreiteten Armen entgegen.
„Caroline, mein Schatz. Wie schön, dich zu sehen! Ich hatte schon befürchtet, dein Großvater ließe dich nicht mehr weg.“
„Ich glaube, im Moment ist er mit mir gar nicht zufrieden. Ich habe dir viel zu erzählen, Mama.“
„Dann leg ab und komm mit in den Salon“, forderte ihre Mutter sie auf. „Ich bin gerade allein. Mr. Milbank wird uns erst zum Dinner Gesellschaft leisten. Wo ist denn eigentlich Nicolas?“
„Er kommt auch bald“, erklärte Caroline. „Ich bin mit Sir Frederick hergefahren, und Nicolas … ist uns gefolgt.“
„Sir Frederick hat dich hergebracht?“ Mrs. Holbrook wirkte überrascht.
„Ja, ich muss dir alles in Ruhe erzählen …“ Sie folgte ihrer Mutter in den Salon. Doch sie hatten gerade erst Platz genommen, als Nicolas eintrat.
„Hier bist du also, Schwesterherz“, begrüßte er sie. „Ist Sir Freddie gar nicht mehr bei dir? Ich muss ihm unbedingt die zwanzig Guineen geben, die ich ihm schulde. Das war ein großartiges Rennen, und sein Überholmanöver hat mich schwer beeindruckt. Ich denke, er ist der beste Fahrer, dem ich je begegnet bin.“
„Was höre ich da?“ Marianne blickte von einem Kind zum anderen. „Caroline, du hast doch nicht etwa an diesem Wagenrennen teilgenommen?“
„Genaugenommen war es ein Phaeton-Rennen, Mama.“
„Du hättest umkommen können … mal ganz abgesehen von dem Skandal!“ Mrs. Holbrook stöhnte auf und legte die Hände vors Gesicht.
„Es weiß doch keiner. Außerdem war es völlig ungefährlich, denn Sir Freddie ist ein fantastischer Fahrer. Er will mich im Fahren unterrichten …“ Sie verstummte, als sie den Gesichtsausdruck ihrer Mutter sah. „Ehrlich, Mama, niemand wird von unserem Rennen erfahren.“
„Es braucht dich nur jemand gesehen zu haben.“ Ihre Mutter schaute sie vorwurfsvoll an. „Gerade erst sind wir mit Lady Strouds Hilfe aus dem Geschwätz herausgekommen, und jetzt nimmst du an einem Rennen teil und fährst überdies allein mit Sir Frederick in der Kutsche. Es war doch kein Bediensteter dabei, oder?“ Carolines reuige Miene bestätigte ihre Vermutung. „Das ist dein Ruin.“
„Nein, Mama, so schlimm ist es nicht“, verteidigte Nicolas sie, der ein schlechtes Gewissen hatte. „Caroline ist doch sozusagen mit ihrem Verlobten gefahren.“
„Ihrem Verlobten?“ Mrs. Holbrook starrte ihre Tochter an. „Heißt das, ihr habt euch verlobt?“
„Nun, vielleicht …“, erwiderte Caroline.
„Was soll das denn heißen?“, wollte Marianne wissen. „Ich fühle mich hintergangen. Ich weiß nicht, ob ich möchte, dass ihr heiratet. Er erscheint mir inzwischen nicht mehr der geeignete Ehemann für eine junge Dame zu sein – wo bleibt denn sein Sinn für Anstand?“
„Ich wollte unbedingt mitfahren“, gestand Caroline. „Es ist doch ungerecht, dass ich gar keinen Spaß haben soll, nur weil ich ein Mädchen bin.“
„Ich bin froh, dass du nicht Dame gesagt hast, denn damenhaft verhältst du dich wahrhaftig nicht“, schimpfte ihre Mutter. „Ich sollte dich auf dein Zimmer schicken, damit du über deinen Eigensinn nachdenkst. Aber erst einmal will ich wissen, ob du verlobt bist oder nicht.“
„Freddie hat um meine Hand angehalten, und ich habe seinen Antrag angenommen“, berichtete Caroline. „Doch Großvater hat es verboten. Er verweigert mir das Erbe, wenn ich ihm nicht gehorche. Und …“ Sie blickte zu Nicolas herüber. „Du
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