Nur ein galantes Abenteuer?
Leben schwer machen“, empörte sich Caroline.
„Ich muss zugeben, dass ich ihm für die Tilgung der Schulden dankbar bin. Vater hat mir einen Scherbenhaufen hinterlassen. Vermutlich hat er das meiste Geld für seine Geliebte und beim Kartenspiel ausgegeben. Aber ich kann mich selbst über Wasser halten. Wenn es in Jamaika gut läuft, bleibe ich vielleicht eine Weile dort, um ein kleines Vermögen zu machen. Nicolas wird sich dann hier um alles kümmern.“
„Ich verstehe nicht genau, was du in Jamaika tun sollst, Tom.“
„Großvater will, dass ich seine Plantage verkaufe.“
„Und was, wenn Großvater seine Meinung geändert hat? Würdest du dann immer noch hinreisen?“
„Ich habe die Besitzurkunde und seinen Auftrag zu verkaufen. Warum sollte er seine Meinung ändern? Was hat er dir gesagt?“, wollte Tom wissen, als er ihren besorgten Gesichtsausdruck bemerkte.
„Es spielt keine Rolle“, antwortete Caroline und schüttelte den Kopf.
„Du solltest etwas essen“, sorgte sich ihr Bruder. „Darf ich dir etwas hochbringen lassen?“
„Nein, bitte nicht. Mary wird mir ein Glas heiße Milch bringen. Mehr brauche ich nicht.“
„Gut“, sagte Tom und warf ihr einen aufmunternden Blick zu. „Vergiss nicht, dass Nicolas und ich auf deiner Seite stehen. Wir lassen nicht zu, dass Bollingbrook dich unglücklich macht.“
Nachdem er gegangen war, setzte sie sich vor ihre Frisierkommode und bürstete sich das Haar, bis die goldroten Locken ihr seidig über die Schultern fielen. Was soll ich bloß tun? fragte sie sich, denn sie wusste, dass sie ihren Brüdern ein besseres Leben verbaute, wenn sie ihrem Großvater Widerstand leistete. Doch wie kann ich ihn mein ganzes Glück zerstören lassen? Wird Freddie mich überhaupt noch heiraten wollen, wenn er von der Erbkrankheit weiß? Ihr Großvater hatte ihr eine schwere Last auferlegt.
Nachdem sie sich den Kopf zermartert hatte, legte sie sich hin und sank schließlich in tiefen Schlaf.
Caroline verabschiedete sich am nächsten Morgen nicht von ihrem Großvater. Jenkins hatte ihr erzählt, der Marquis wünschte niemanden zu sehen.
„Richten Sie ihm eine gute Besserung von mir aus“, sagte sie.
„Ja, Miss“, versprach der Diener. „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde sehen, was ich machen kann.“
„Danke. Ich muss los, die Pferde werden unruhig.“ Caroline lächelte ihn an und verabschiedete sich von Tom.
„Großvater wird sein Verhalten irgendwann leid tun. Dann wird er einsehen, dass er sich dir gegenüber nicht richtig verhalten hat“, tröstete Tom sie.
Sie küsste seine Wangen. „Ich liebe dich. Wir sehen uns in Bath, bevor du nach Jamaika aufbrichst.“
„Ja, klar. Richte Sir Frederick aus, bei diesem verrückten Rennen auf dich achtzugeben. In seine Fahrkünste habe ich mehr Vertrauen als in die von Nicolas.“
Der Gedanke an das Rennen mit Freddies ungestümen schwarzen Hengsten heiterte Caroline auf.
Sie stieg zu Nicolas in die Kutsche ein. Seinen Phaeton hatte er bereits zum Gasthof von Waverly Inn bringen lassen.
Im Privatsalon des Gasthauses erwartete sie Sir Freddie.
„Sicher weißt du, was gestern passiert ist, meine Liebste. Wir reden ein andermal darüber, wenn es dir recht ist. Wir sollten uns davon nicht den Tag verderben lassen, oder?“
„Natürlich nicht“, erwiderte Caroline heiter, denn in seiner Gegenwart fühlte sie sich sofort besser.
„Was meinst du, Freddie, wollen wir meinem Bruder die Schamesröte ins Gesicht treiben? Ich habe Nicolas immer in irgendeinem Sport besiegen wollen“, erzählte sie. „Es würde ihm nicht schaden, ein einziges Mal zu verlieren.“
Freddie lachte. „Dann werden wir sehen, was wir tun können!“
Gut gelaunt nahmen die drei ein gemeinsames Mittagessen ein.
„Wann beginnen wir?“, fragte Caroline schließlich ungeduldig.
„Sollen wir schauen, wie weit unsere Reitknechte sind, Nicolas?“, erkundigte sich Freddie. „Zumindest eine Person scheint es sehr eilig zu haben.“
Als sie den Gasthof verließen, standen die beiden Phaetons schon bereit. Caroline bewunderte Freddies prächtige schwarze Hengste. Doch auch die schnellen Grauen ihres Bruders scharrten ungeduldig mit den Hufen. Sie vermutete ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das nur durch die Fähigkeiten der Fahrer entschieden werden konnte.
Freddie half ihr auf den Sitz. „Bist du bereit, mein Schatz?“
„Oh, ja“, erwiderte sie strahlend. Für einen Augenblick konnte sie alle Sorgen hinter sich lassen. „Das
Weitere Kostenlose Bücher