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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Fotos drauf?«, fragte er betrübt.
    Ich folgte seinem Blick. »Fotos?«
    Er tippte mit dem Finger auf das kleine rechteckige Plättchen das ich am vergangenen Abend vom Boden aufgehoben hatte. »Das ist eine Platine für eine Digitalkamera. Ersetzt den guten alten Film.«
    »Das kleine Ding?«
    Er nickte.
    »Jemand muss es hier verloren haben. Ich werde es ans schwarze Brett hängen.«
    »Vielleicht sollten wir uns die Fotos vorher mal anschauen. Ich könnte sie auf meinen Computer spielen.«
    »Untersteh dich! Du magst es bestimmt auch nicht, wenn jemand in deinem Privatleben herumschnüffelt, oder?« 
    »Das ist dir heilig, was?« Während seine Finger mit dem kleinen Plättchen spielten, ließ er mich nicht aus den Augen. Mit einem schnellen Griff entwand ich es ihm und formte eine Faust darum. »Ja!«
    Er stöhnte laut auf. »Weißt du, wie das ist, Carla, wenn man von zwei uneinnehmbaren Bollwerken umgeben ist?«
    »Wer ist das zweite?«, fragte ich trocken.
    »Heide, wer sonst. Du hast ja schon einen ausgeprägten Festungscharakter, aber sie schlägt dich um Längen. Musstest du lange suchen, um eine derart Gleichgesinnte zu finden?« Für einen Augenblick wirkte er sehr verletzlich in seiner jungenhaften Ernsthaftigkeit.
    »Eigentlich ist sie mir eher zugelaufen. Versteht ihr euch etwa nicht?«
    »So kann man das nicht sagen«, druckste er herum, »ich komme mir in ihrer Gegenwart nur manchmal vor wie ein Dieb, der versucht, ihr ihren größten Schatz zu entreißen. Sie ist partout nicht bereit, sich von mehr als drei Worten zu trennen.«
    »Sie mag ein wenig seltsam sein und von der Norm abweichen; aber was macht das schon? Willst du mir etwa sagen, dass du etwas gegen Außenseiter hast?«
    »Nein, ich weiß nur gern, mit wem ich es zu tun habe.«
    »Wo ich Sie gerade sehe, Frau Bunge ...«, hielt Ilsa Neumann mich mit gedämpfter Stimme zurück. Sie hatte mich an der Futterkammer abgefangen. »Haben Sie Sorgen?«
    »Wieso?«, fragte ich wie aus der Pistole geschossen. »Nein!«
    »Haben Sie so wenig Vertrauen zu mir?«
    Unter ihrem Blick wurde mir unwohl. »Überall gibt es mal das eine oder andere kleine Problem.«
    »Ich rede von wirklichen Problemen. Ich habe da die Tage etwas läuten hören ... «
    »Was?«
    »Dass Sie in Schwierigkeiten stecken und der Bungehof bald schließen muss.«
    »Wer behauptet so etwas?«
    »Als ich vor ein paar Tagen mein Pferd sattelte, hörte ich eine Frau in der Stallgasse telefonieren. Sie hat ihrem Gesprächspartner davon erzählt. Ist etwas dran an dem, was sie sagte?« 
    »Nein, aber jemand versucht, den Bungehof in Verruf zu bringen.«
    »Die Konkurrenz?«, fragte sie in einer Weise, die darauf schließen ließ, dass sie sich damit auskannte.
    »Wenn ich das nur wüsste. Hat noch jemand dieses Telefonat mitgehört?«
    »Außer mir war in dem Moment niemand in Hörweite. Und ich habe nur mit meinem Mann darüber gesprochen.«
    »Wer war die Frau?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Als ich aus der Box schaute, war sie gerade um die Ecke verschwunden. Ihre Stimme kannte ich nicht.«
    »Schade! Ich hätte gerne mit ihr gesprochen, um sie vom Gegenteil dessen zu überzeugen, was sie da offensichtlich hat munkeln hören.«
    Meine Zurückhaltung hatte ich an Hans Pattbergs Klingel längst an den Nagel gehängt. Er sollte ruhig hören, dass es mir ernst war.
    »Was ...?« Sein Blick fiel auf Susanne, die ich gebeten hatte mitzukommen. »Was will die hier?« Er ließ seinen Zeigefinger pfeilschnell in ihre Richtung sausen.
    »Ich muss mit Ihnen reden! Finn hat heute Nachmittag eine Kolik gehabt. Vermutlich hat er von den unreifen Äpfeln gefressen!«
    »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Um Sie zu warnen!«
    Er trat wieder, vor die Tür und sah mich verächtlich an. »Keine Sorge, unreife Äpfel stehen nicht auf meinem Speiseplan.«
    »Aber vielleicht streuen Sie welche aus.«
    Mit einem listigen Gesichtsausdruck zupfte er an seinem Augenbrauen-Wildwuchs. »Wenn Ihnen die Probleme auf dem Hof über den Kopf wachsen, ist das nicht meine Sache. Und außerdem kann ich Sie beruhigen, junge Frau. Bald sind Sie diese Probleme los. Haben Sie schon angefangen zu packen?« Sein selbstzufriedenes Lachen war nur schwer zu ertragen. Voller Verachtung überging ich seine Frage.
    »Außerdem wurde gestern auf dem Parkplatz der Reifen eines Besuchers zerstochen. Und wie ich vorhin erfahren habe, kursieren bereits Gerüchte, der Bungehof stecke in ernsten Schwierigkeiten. Meinen Sie nicht,

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