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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Stunde nachdem die Pferde hier aufgetaucht sind, in dem Gasthof, in dem die Feier stattfindet, angerufen und nach meinem Großvater gefragt.«
    »Und?«
    »Er ist sofort an den Apparat gekommen.«

17
    M eine  Kopfarbeit  bestand schließlich darin, den schwachen Punkt in Bastis Version zu suchen. Einmal angenommen, er hatte die Wahrheit gesagt und sein Großvater war tatsächlich auf einer Feier in Hamburg. Musste der alte Pattberg deshalb auch unschuldig sein? Vielleicht gab es jemanden, der in seinem Auftrag das Gatter geöffnet und den Stacheldraht dort deponiert hatte, jemanden, der ihm einen Gefallen schuldete. Von der Erleichterung, die ich gespürt hatte, als ich Ilsa Neumanns Sattel und die anderen Gegenstände in seinem Keller entdeckt hatte, war nichts geblieben. Wahrscheinlich hatte der Alte nur kurz Luft geholt, in die Hände gespuckt und einen neuen Plan ausgeheckt.
    Natürlich fragte ich mich auch, ob ich ihm Unrecht tat und Melanie sich nicht damit zufrieden gegeben hatte, nur das Heu abzubestellen. Aber diesen Gedanken verwarf ich sogleich wieder. Für so skrupellos hielt ich sie nicht. Andererseits war sie mit einer Mistgabel auf mich losgegangen ...
    Je länger ich darüber nachdachte, desto diffuser wurden meine Gedanken. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass die verletzten Pferde gut versorgt waren, bat ich Heide, die Stellung zu halten. Mit Sattel und Trense machte ich mich auf den Weg zu Oskar. Keine zehn Minuten später saß ich auf seinem Rücken.
    Ich sehnte mich danach, im gestreckten Galopp am Wassersaum entlangzureiten, aber sonntagnachmittags um vier Uhr würde der Strand voller Menschen sein. Besonders an einem Tag wie diesem, an dem der wolkenlose Himmel der Sonne nicht ein einziges Versteck bot.
    Dafür bot die Landschaft genügend versteckte Feldwege, auf denen Oskar und ich dahinpreschen konnten, bis uns beiden die Puste ausging. Es dauerte eine Weile, bis mich die Panik aus ihrem Griff ließ und ich wieder einigermaßen klar denken konnte. Als wir schließlich in einen gemächlichen Schritt wechselten, klopfte ich Oskars schweißnassen Hals.
    »Danke, mein Freund!«
    Eine Stunde später hatte ich mich so weit beruhigt, dass ich mir zutraute, die Besitzer von Merlin, Dino und Donna anzurufen. Mit ruhiger Stimme informierte ich sie darüber, dass sich ihre Pferde beim Weidegang verletzt hatten und vom Tierarzt behandelt werden mussten. Bei Finns Kolik hatte ich die unreifen Äpfel noch verschweigen können, bei diesen Verletzungen war das ausgeschlossen. Alle drei Besitzer reagierten angesichts der Geschichte mit dem Stacheldraht beunruhigt, was ich ihnen nicht verübeln konnte. Nur zu gerne hätte ich ihnen versprochen, dass so etwas nie wieder vorkommen werde. Stattdessen gab ich ihnen mein Wort, die Polizei einzuschalten.
    Am nächsten Morgen fuhr ich gleich nach dem Füttern nach Lütjenburg. Vorher hatte ich Basti und Heide gebeten, den Stacheldraht liegen zu lassen, wo er war. Nachdem mich der Dienst habende Polizeihauptmeister in Ruhe angehört und schließlich meine Anzeige aufgenommen hatte, versprach er, noch am selben Tag jemanden zur Tatortbesichtigung vorbeizuschicken. Seine Frage, oh ich jemanden in Verdacht hätte, ließ mich zögern.
    »Heraus damit!«, forderte er mich auf. »Ich nehme das nur als Hintergrundinformation, offiziell bleibt es bei einer Anzeige gegen Unbekannt.«
    Widerstrebend nannte ich Hans Pattbergs Namen und erzählte von seinem möglichen Motiv. Von Melanie sagte ich nichts. Als ich die Polizeidienststelle mit einem erleichterten Gefühl verließ, glaubte ich, richtig gehandelt zu haben.
    Zurück auf dem Bungehof, ging ich schnurstracks zum Herrenhaus und klingelte Sturm. Es dauerte keine halbe Minute, bis Hans Pattberg die Tür aufriss. Hätte er die Phantasien, die ihm bei meinem Anblick ins Gesicht geschrieben standen, in die Tat umgesetzt, dann wären blaue Flecken noch mein geringstes Problem gewesen. Aber er hatte sich im Griff. »Geben Sie mir bitte Ihren Schlüssel vom Stall zurück, Herr Pattberg!«
    Er starrte mich unverwandt an, ohne sich vom Fleck zu rühren.
    »Ich war gerade bei der Polizei.«
    »Was haben Sie denen denn erzählt? Carla Bunges Hirngespinste?« Er schnaubte verächtlich. »Für Frauen wie Sie gibt es Anstalten.«
    »Ich habe die Polizei darüber informiert, dass jemand Stacheldraht auf der Weide ausgelegt hat.«
    »Dann ist es ja jetzt aktenkundig, dass die Pferde bei Ihnen nicht sicher sind. Das spart mir einen

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