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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Weg. Sollte meinem Zeus in den letzten Tagen, bevor Sie hier dichtmachen, etwas passieren, verklage ich Sie. Damit das klar ist!«
    »Den Schlüssel, Herr Pattberg. Und zwar sofort! Sie bekommen ihn zurück, wenn ich in fünf Jahren hier abziehe.«
    »Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Sie werden sich wundern, junge Frau ...«
    »Nein, Herr Pattberg, Sie werden sich wundern. Wenn Sie nicht augenblicklich aufhören, auf dem Bungehof Sabotage zu betreiben, wandle ich die Anzeige gegen Unbekannt in eine gegen Hans Pattberg.«
    »Sie sind ja nicht bei Verstand. Was haben Sie denn in der Hand?«
    »Ein überzeugendes Motiv.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Ich rede von der Wellbod AG, die Ihnen ein mehr als lukratives Angebot gemacht hat.«
    Wie vom Donner gerührt starrte er mich an. »Verrät seinen eigenen Großvater ... das hätte ich nie von dem Jungen gedacht.« Sekundenlang schien er völlig in sich zusammenzufallen.
    »Basti hat Sie nicht verraten. Im Gegenteil, er hat versucht, Sie zu schützen. Ich habe den Brief gefunden. Nicht zu vergessen die Sachen in Ihrem Keller.«
    Langsam setzte sich bei ihm die Erkenntnis durch, dass ich in seinem Haus gewesen war. »Wer hat Sie hereingelassen?«
    »Eine Tür stand offen ... «
    »Das ist Hausfriedensbruch!«
    »Sie haben mehrere Diebstähle begangen und ... «
    »Sie haben keine Beweise für die Diebstähle.« Seine Augen nahmen einen listigen Ausdruck an.
    »Aber ich habe Zeugen.«
    Er schien abzuwägen, wer von uns beiden die besseren Karten hatte.
    »Was ist jetzt mit dem Schlüssel?« Ostentativ streckte ich meine Hand aus.
    Ohne einen weiteren Blick an mich zu verschwenden, ließ er mich stehen und verschwand im Inneren des Hauses. Kurz darauf hielt er mir wortlos den Schlüssel hin.
    »Ich rate Ihnen, sich nicht mehr in der Nähe des Stalls oder der Weiden blicken zu lassen«, sagte ich.
    Drohend baute er sich vor mir auf. »Sie gehen zu weit, junge Frau, viel zu weit.«
    Dieses Mal ließ ich mich nicht einschüchtern und wich keinen Schritt zurück. »Vielleicht denken Sie bei all dem auch mal an Ihren Enkel. Er glaubt Ihnen und verteidigt Sie.«
    »Ich verfluche den Tag, an dem Sie hier aufgetaucht sind!« Er schleuderte mir die Worte um die Ohren und legte eine beängstigende Wut in seinen Blick.
    Ich hatte ernsthaft darüber nachgedacht, die Gatter der Weiden mit Vorhängeschlössern zu versehen. Aber wie sollte ich das den Pferdebesitzern erklären? Ihnen zu sagen, dass ihre Pferde auf dem Bungehof nicht mehr sicher waren, wäre einer Bankrotterklärung gleichgekommen. Ich konnte nur hoffen, dass mein Einschüchterungsversuch bei Hans Pattberg fruchten würde.
    Wie irrig diese Hoffnung war, sollte ich bereits am Nachmittag zu spüren bekommen. Ich hatte gerade eine Unterrichtsstunde im Viereck beendet, als mir Heide in Begleitung eines Mannes entgegenkam.
    »Da kommt Frau Bunge«, hörte ich sie sagen. Sie zeigte auf mich, ließ ihn stehen und verschwand wieder im Stall.
    Mit dem Pferd am Zügel ging ich auf ihn zu. »Hallo.«
    »Wolters«, stellte er sich vor. » Amtstierarzt!« Er zückte einen Ausweis und hielt ihn mir hin.
    Irritiert schaute ich zuerst das Dokument und dann ihn an.
    Das Foto wich kaum von der Realität ab. Lediglich sein schwarzer Vollbart schien üppiger geworden zu sein. Wahrscheinlich sollte er die kahlen Stellen auf der Stirn seines noch vergleichsweise jungen Besitzers kompensieren. »Was kann ich für Sie tun, Herr Doktor Wolters?«
    »Sie können mir Ihren Stall und die Pferde zeigen.«
    Er war in all den Jahren hier nicht aufgetaucht, warum gerade jetzt? »Natürlich ... gerne. Kommen Sie.«
    Im Stall rief ich nach Heide, der ich mein Pferd zum Absatteln übergab.
    »Auf dem Bungehof sind achtunddreißig Pferde untergebracht«, sagte ich betont forsch, »dreißig in Pension, sieben für den Schulbetrieb. Außerdem gibt es noch Oskar, mein eigenes Pferd.« Wir gingen langsam durch die Stallgasse. »Sobald es die Witterung erlaubt, sind die Pferde im Freilauf oder auf den Weiden - außer nachts, da ist mir das Risiko zu groß. Die Pferde sind alle in einem guten Pflegezustand«, schickte ich mit leisem Trotz hinterher.
    »Während ich auf Sie gewartet habe, habe ich mich hier ein wenig umgesehen.« Sein Tonfall verhieß nichts Gutes.
    »Ja ... und?«
    Er hielt einen durchsichtigen Plastikbeutel hoch, den er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. Darin befanden sich fünf Brötchen. »Ihnen sollte

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