Nur ein Hauch von dir
Angewohnheit, zu schnell zu fahren. Ich hatte noch nicht einmal beantragt, die praktische Prüfung zu machen, und meine Fahrlehrerin hatte mich bisher auch nicht dazu ermutigt.
Wie üblich, war Josh auch an diesem Morgen längst abfahrbreit, während ich noch immer meine Sachen zusammensuchte. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf die Arbeitsplatte in der Küche.
»Komm schon, Alex, was musst du denn noch alles mitnehmen?« Schnell machte ich meinen Rucksack zu und steuerte auf die Tür zu.
»Fertig«, nuschelte ich und mampfte den letzten Bissen Toast, während ich meinen Pulli überzog.
»Wird aber auch Zeit. Du merkst einfach nicht, wenn du anfängst zu trödeln«, beschwerte er sich, als wir einstiegen. »Irgendwann verpasst du mal was wirklich Wichtiges.«
»Du klingst genau wie Mum«, gab ich zurück, das wirkte eigentlich immer.
Der Verkehr war dicht wie gewöhnlich, aber wir kamen ohne größere Staus noch rechtzeitig an.
»Siehst du«, sagte ich triumphierend, als wir durch das Tor fuhren, »das ganze Geschiss wäre nicht nötig gewesen.«
Ich hätte besser meinen Mund gehalten. Josh umkreiste den Parkplatz zweimal, bevor er den Mini trotz meiner Proteste in eine wirklich winzige Lücke bugsierte. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn da wieder rausbekommen sollte, wenn meine Fahrstunde anfing.
»Du musst lernen, auch aus schwierigen Parklücken rauszukommen.« Er lachte und schnappte sich seinen Rucksack vom Rücksitz. »Und der hier hat den zusätzlichen Vorteil, dass niemand deine zweifelhaften Kunstwerke sehen kann.«
»Du bist so was von gemein«, maulte ich und hoffte, dass ich Miss McCabe, meine Fahrlehrerin, dazu bringen konnte, den Wagen für mich hier rauszuholen.
»Du hast doch deine Schlüssel, oder?«
Schnell schaute ich in meinem Rucksack nach. »Ja, alles da und klar. Bis dann, um vier Uhr.«
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, hievte ich meinen Rucksack aus dem Wagen, schloss ihn sorgfältig ab und machte mich auf den Weg in die Schule. Ich konnte es noch gar nicht fassen, dass so viele verrückte Dinge innerhalb von vierundzwanzig Stunden passiert waren. Ich seufzte leise und schaute sehnsüchtig auf den Armreif. Er hatte versprochen, dass er heute wiederkommen würde, vielleicht würde er ja auch in irgendeinem Spiegel, an dem ich vorbeikam, auftauchen. Bei dem Gedanken musste ich unwillkürlich lächeln, während ich zu unserem Klassenzimmer ging, gerade noch rechtzeitig.
Der Stundenplan für diesen Tag war ganz schön öde und glich eigentlich eher normalem Unterricht. Den halben Vormittag verbrachte ich damit, mein Spiegelbild in Fenstern und auf Bildschirmen zu fixieren und zu hoffen, dass er auftauchen würde. Und in der anderen Hälfte glotzte ich den blauen Stein an und wartete auf irgendwelche geheimnisvollen Zeichen. Doch je öfter ich guckte, desto länger schien sich der Vormittag hinzuziehen.
Endlich kam die Mittagspause. Ich holte mir schnell ein Sandwich für später und ging zum Lehrerzimmer, um auf Miss McCabe zu warten. Sie war eine Referendarin, die auch eine Ausbildung als Fahrlehrerin hatte, und sie hatte sich bereiterklärt, in der Mittagspause mit den Fahrschülern zu üben, sofern sie einen eigenen Wagen hatten. Bei ihr waren die Stunden viel billiger als bei normalen Fahrschulen.
Zum Glück war der Wagen neben dem Mini fort, und ich konnte ohne Probleme ausparken. Miss McCabe dirigierte mich durch Twickenham und über den Fluss nach Kew. Schließlich fanden wir eine ruhige Ecke, um Rückwärtseinparken zu üben, und dann ging es über die Hauptverkehrsstraße zurück. Es war eine doppelspurige Schnellstraße mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 Meilen die Stunde, und ich musste mich die ganze Zeit schwer zusammenreißen, um mich daran zu halten. Heute lief es recht gut, bis auf eine Verwarnung, als ich die Verkehrskreisel in der Nähe unserer Schule mit zu viel Schwung nahm. Als wir wieder auf den Parkplatz kamen, gab es mehr freie Plätze, und ich konnte leicht einparken. »Das war heute nicht schlecht, Alex«, sagte Miss McCabe fast schon widerwillig. »Auch wenn du immer noch auf die Geschwindigkeit achten musst. Alles sonst ist prima.«
»Ich weiß. Das Fahren macht mir nur solchen Spaß, und dann denke ich nicht mehr daran.«
»Also, wenn du das in den Griff bekommst, glaube ich, dass es Zeit ist, dich zur Prüfung anzumelden.«
Ich freute mich riesig. Wenn ich bestehen würde, könnte ich in den Sommerferien den Wagen benutzen
Weitere Kostenlose Bücher