Nur ein Hauch von dir
das hier empfunden haben: einen so umfassenden Glauben daran, dass er der Richtige war, welche Schwierigkeiten es auch immer geben mochte. Ich liebte ihn. Es war fast schon eine Erleichterung, dieses seltsame Verlangen zu benennen, das an mir gezerrt hatte, seit ich ihn in St. Paul’s gesehen hatte.
Ich musste fast lachen, als mir klar wurde: Es war Liebe, weshalb ich so empfindlich reagierte, wenn er nicht da war, weshalb mir Rob so völlig egal war, weshalb meine ganze Welt innerhalb von wenigen Tagen so auf den Kopf gestellt worden war. Ich hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, doch genau das war es gewesen. Ich hatte es nur nicht erkannt. Von dem Augenblick an, als ich Callum in der Kathedrale gesehen hatte, gehörte ich ihm.
Ich stieß einen zufriedenen Seufzer aus. Ob er dasselbe empfand? Leise stand ich auf und ging zu ihm. Er war immer noch so in seine Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie ich mich näherte.
Kaum trat ich hinter ihn, spürte ich, wie das inzwischen vertraute Prickeln in meinen Körper floss. Sein nachdenklicher Gesichtsausdruck verwandelte sich mit einem Mal in Freude.
»Hey, du bist aufgewacht! Du hast mir gefehlt.« Sein Lächeln ließ mein Herz schier zerfließen.
»Du hättest mich nicht einschlafen lassen dürfen. Das war doch bestimmt langweilig für dich.«
»Soll das ein Witz sein? Das ist der beste Tag meines Lebens!« Er wirbelte herum, als wollte er mich fest in die Arme nehmen. »Ich kann mein Glück kaum fassen«, sagte er und strahlte über das ganze Gesicht.
Ich lächelte zurück, ganz plötzlich ein bisschen schüchtern. Endlich meine Gefühle beim Namen zu nennen, machte mir doch irgendwie Angst. Wie schrecklich wäre es, wenn er meine Gefühle nicht erwiderte.
»Es ist auch der beste Tag meines Lebens«, bestätigte ich und hielte den Spiegel so, dass ich sein Gesicht sehen konnte. Darin war kein Hauch von Zurückhaltung zu erkennen, sein ganzes Gesicht war ein einziges Strahlen, und seine blauen Augen blitzten im Sonnenlicht.
»Wirklich?«
»Was ist denn wichtiger als die Liebe?«, fragte ich scheinbar leichthin und riskierte das Wort. Die Stille danach erfüllte mich mit Schrecken: Er empfand nicht dasselbe. Ich hatte einen furchtbaren Fehler gemacht. Schnell schlug ich die Augen nieder.
»Alex, schaust du mich bitte an?« Seine Stimme war heiser und voller Gefühl.
Ich hob den Spiegel, so dass wir beide Seite an Seite darin zu sehen waren.
»Ich wollte dich nicht erschrecken und irgendetwas sagen, dass dich … aber jetzt … jetzt kann ich sehen, dass es Grund für ein bisschen Hoffnung gibt …«
Ich schaute ihn fragend an.
»Hoffnung, dass du vielleicht auch etwas für mich empfindest.« Sein Gesicht war offen und arglos. »Ich liebe dich, Alex.« Und in diesem Augenblick fühlte ich mein Herz fast überlaufen vor Glück.
»Wirklich?«, flüsterte ich.
»Ja. Ich liebe dich.« Er lächelte. »Ich weiß, das geht alles viel zu schnell, und ich möchte dich damit nicht erschrecken, aber es ist die Wahrheit – ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch«, gestand ich. »Seit wir uns in der Kathedrale begegnet sind. Es ist mir nur bis jetzt nicht klar gewesen.«
»Oh, Alex«, flüsterte er. »Du hast ja keine Ahnung, was das für mich bedeutet.« Ich spürte eine feine Elektrizität über meinen Rücken laufen, als er mich zart auf die Schläfe küsste. Wie sehr sehnte ich mich danach, ihn anfassen zu können! Doch ich riss mich zusammen. Sein wunderbares Gesicht strahlte vor Freude, und auch mir konnte man mein Glück deutlich ansehen.
»Ich habe nicht mal im Traum gedacht, dass das möglich sein könnte«, fuhr er fort. »Ich wäre schon glücklich damit gewesen, dich gefunden zu haben und zu wissen, dass ich dich liebe, aber dass du mich auch liebst – das ist so viel mehr, als ich verdiene.«
»Wie kannst du so was sagen? Warum solltest du niemanden haben, der dich liebt?«
»Das ist alles sehr kompliziert, aber ich erzähle es dir. Ich muss es tun.«
»Was immer du mir erzählst, es kann nicht noch seltsamer sein als das, was ich in den letzten Tagen erlebt habe. Und es wird nichts an meinen Gefühlen für dich ändern.«
»Das kann ich nur hoffen. Ein paar Dinge, die ich dir sagen werde, sind ziemlich schwer … nachzuvollziehen.«
Ich gab mir größte Mühe, zuversichtlich zu wirken. »Ich halte das schon aus. Ich war mir noch nie bei etwas so sicher.«
Sein Gesicht neben mir im Spiegel war ernst. »Willst du
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