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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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herausbekommen. »Komm wieder. Komm bald wieder«, formte ich schnell mit den Lippen, sah ihn mit kummervollen Augen einmal kurz nicken, und dann war er verschwunden.
    Ich atmete tief durch. Es war an der Zeit, die Ärzte davon zu überzeugen, dass es mir gutging. Und es war an der Zeit, meine Eltern zu umarmen.
    Die Untersuchungen dauerten Stunden, und ich beteuerte immer wieder, dass ich keine Ahnung hatte, warum ich im Krankenhaus gelandet war. Ich hoffte, dass Callum die Lücken füllen könnte, wenn er zurückkam – falls er zurückkam. Sie schickten mich noch einmal durch die Röhre und brüteten über den Ergebnissen. Ich hörte den Oberarzt etwas davon murmeln, dass ich ein ganz außergewöhnlicher Fall sei, und ich fragte mich, ob er damit wohl in die medizinische Fachpresse käme. Sie prüften meine Reflexe und stellten mir endlos viele Fragen. Ich antwortete so gewissenhaft, wie ich konnte. Einige Fragen waren einfach. Welchen Monat hatten wir? Auf welche Schule ging ich? Wie hieß die Schulleiterin? Andere waren kniffliger. Warum warst du im Park von Kew? Was ist Grace zugestoßen? Was ist mit dir passiert? Ich konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen, denn die wusste ich selbst kaum. Nachdem sie endlich entschieden hatten, dass ich außer Gefahr war, verlegten sie mich von der Intensivstation auf eine normale Station, wo ich noch eine Weile unter Beobachtung bleiben sollte. Die Stationsschwester schickte meine Eltern am frühen Abend nach Hause. Danach verteilten die Schwestern die abendlichen Pillen, und schließlich wurde das Licht gelöscht. Um mich herum setzte allgemeines Geschnarche ein. Ich hoffte, dass Callum rechtzeitig auftauchen würde, bevor ich einschlief, legte die Kissen so, dass ich etwas aufrechter saß, rieb instinktiv das Amulett und flüsterte ganz leise seinen Namen.
    Fast auf der Stelle spürte ich das vertraute Gefühl in meinem Arm und eine leichte Berührung an meiner Wange. Plötzlich hatte ich Angst vor dem, was ich herausfinden könnte. Eine Sekunde lang überlegte ich, mir das Amulett vom Arm zu reißen, doch ich schob den Gedanken beiseite und hielt nach seinem Gesicht Ausschau – in dem kleinen Make-up-Spiegel, um den ich meine Mutter schnell noch gebeten hatte.
    Als ich ihn sah, schluckte ich. Wenn er nun das, was er vorhin gesagt hatte, gar nicht so gemeint hatte? Als er seinen gequälten Blick auf mich richtete und ich seine Hand auf meinem Arm spürte, füllten meine Augen sich mit Tränen, und mir war klar, dass ich es nicht ertragen würde, ihn wieder zu verlieren.
    »Hallo«, flüsterte ich. »Du hast mich gefunden.«
    »Solange du das hier trägst«, er fuhr mit dem Finger über das Amulett, »kann ich dich überall finden. Das alles konnte nur passieren, weil du es nicht getragen hast.« Sein Kopf neigte sich über meine Hand, und ich spürte ein leichtes Flattern, als seine Lippen meinen Puls berührten. Mein Herz machte einen kleinen Hopser.
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich durchgemacht habe. Ich hatte Catherine nicht aufhalten können und hatte solche Angst um dich. Und dann schaffte ich es nicht einmal, dir das hier zurückzubringen, bevor du … also, bevor es zu spät war.« Er streichelte weiter mein Handgelenk. Dann blickte er zu mir hoch, und ich sah die Tränen in seinen wunderschönen blauen Augen, die drohten überzulaufen. Meinte er das wirklich ernst? Ich wagte es kaum zu hoffen. »Ich erinnere mich, dass ich losgerannt bin, um Grace zu finden, weil ich Angst hatte, Catherine würde ihre Gedanken stehlen«, murmelte ich und versuchte, so leise wie möglich zu sein, um niemanden zu stören, »Grace trug zum vereinbarten Zeitpunkt das Amulett bei sich. Doch dass Catherine meine Erinnerungen genommen hat, war meine Entscheidung gewesen.« Meine Stimme war kaum noch hörbar, und ich musste stark sein. Ich richtete mich auf und blickte ihn direkt an. »Meine Entscheidung. Ich wollte dich vergessen.« Ich hob mein Kinn und forderte ihn damit heraus, alles abzustreiten.
    »Wie kann ich dich davon überzeugen, dass du falschliegst?«
    »Warum fragst du nicht Catherine?«
    »Sie ist weg.« Seine Stimme klang bitter.
    »Weg?«, fragte ich. »Wie kann sie weg sein? Ich hab gedacht, dass ihr in St. Paul’s festsitzt?« Das kam barscher als beabsichtigt.
    »Sie hat uns beide benutzt. Sie hat sich geholt, was sie brauchte, um zu entkommen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Er holte tief Luft. »Ich habe dir doch erzählt, wie das mit den Amuletten

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