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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Mittagszeit nach Hause kam, fand ich einen kalten Ofen vor. Der von mir eingedrückte Schalter war wieder herausgesprungen. Das Backofenlicht war aus.
    „Was in aller Welt…“, begann ich.
    „Ja, Jessica, Sie hatten den Ofen angelassen und sind davongelaufen, ein Glück, daß ich es entdeckte!“ sagte die Gnädige.
    Ich stöhnte. „Ich hatte Ihnen doch einen Zettel hingelegt, da habe ich doch erklärt…“, versuchte ich einzuwenden.
    „Ach so! Ja, da lag wohl ein Zettel, irgendwo, aber den habe ich nicht gelesen.“
    „Herrgott, warum denn? Dann hätten wir jetzt ein fertiges Essen gehabt!“
    „Wenn Sie so früh den Ofen anmachen? Das Essen wäre doch angebrannt!“
    „Dich möchte ich anbrennen, alte Ziege!“ murmelte ich, aber sehr leise, als ich in den Keller lief, um eine Dose Ravioli zu holen.
    Am nächsten Tag gab es dann Hammel in Kohl.
    „Es hat wunderbar geschmeckt, Jessica!“ erklärte der Direktor, als ich die Teller abräumte und den Nachtisch brachte. „Ich habe drei Portionen gegessen!“
    „Das höre ich furchtbar gern!“
    „Da sehen Sie, Jessica“, strahlte die Gnädige. „Es war doch gut, daß Sie beim Kochen dabei waren. Gestern wäre es ganz bestimmt angebrannt!“
    Ich machte den Mund auf, um eine sehr deutliche Antwort zu geben, aber in letzter Sekunde kam ich zur Besinnung.
    Ich wußte ja, daß ich gerade für solche Fälle wie diesen mein großzügiges Gehalt erhielt! Die Arbeit in diesem modernen Haus für nur zwei Personen war weiß Gott nicht ein so fürstliches Gehalt wert. Aber, daß ich mich für mehrere hundert Mark pro Monat ärgerte und mich beherrschte, das war eine Tatsache.
    Also schwieg ich und stellte die Orangencreme auf den Tisch.
    Aber sonntags hatte also der Direktor die Verantwortung für die Zeitschaltuhr, und ich konnte beruhigt sein. Er las auch die Zettel, die ich hin und wieder hinlegte: „Mokkaeis im rosa Behälter rechts im Frostfach“ oder „Kaffeekuchen in Stanniol im Brotfach“ und ähnliches.
    Dann deckte ich den Frühstückstisch, zog Gummistiefel und Regenmantel an und zog los.
    Im Bus fiel mir etwas ein. Vielleicht ging Familie Grather gerade an Regentagen in den Zoo! Dann waren nicht so viele Besucher da, dann konnte man die Tiere in Ruhe beobachten!
    Dieser Gedanke half mir. Ob ich sie treffen würde? Aber wo?
    Ich blieb am Eingang des Zoos stehen und las die Tafel mit den Geburten der letzten Zeit. Siehe da – am letzten Montag, also am Tage nach meinem vorigen Zoobesuch, war ein Okapikälbchen geboren worden.
    Also nichts wie hin zum Giraffenhaus.
    Ich hatte richtig geraten. Denn als erstes sah ich im Giraffenhaus Elaines blonde Löckchen. Sie stand ganz regungslos vor einem Käfig, wo ein wunderschönes Okapiweibchen sein Kälbchen säugte.
    Außer Elaine sah ich keinen einzigen Besucher. Sie drehte sich einen Augenblick um, als sie meine Schritte hörte, lächelte, nickte, legte den Finger auf den Mund und zeigte auf die Okapis. Ich verstand, ging leise hin und stellte mich neben sie.
    Wie schön, diese herrlichen Tiere in Ruhe beobachten zu können!
    Wir standen lange so nebeneinander. Dann war das Kälbchen satt und trollte sich zu seinem Strohlager in der Ecke.
    Elaine sah mich strahlend an. „Ist es nicht schön, Jessica? Weißt du, Mutti nahm Marcus mit raus, er begreift ja nicht, daß er still sein soll. Außerdem mußte er mal.“
    „Kommen sie dann und holen dich hier ab?“
    „Klar! Ich habe versprochen, hierzubleiben!“
    „Wollen wir zu den Giraffengazellen hingehen?“
    „Ja, fein. Das darf ich, ich muß bloß hier im Giraffenhaus bleiben. Weißt du, Vati sagt immer, daß die Giraffengazellen seine Lieblingstiere sind. Und als er und Mutti verlobt waren, gingen sie hier in den Zoo, und die Giraffengazellen hat er ihr zuallererst gezeigt.“
    Ich erzählte, daß ich sie schon aus einem Afrikafilm her kannte.
    „Vati hat sie auch in Afrika gesehen, viele, viele auf einmal! Und er hat sie auch gefilmt! Ich möchte sie auch so sehen, ohne Gitter. Draußen, dort, wo sie hingehören. Möchtest du das nicht?“
    „Und ob ich das möchte!“
    „Ich habe ein Sparschwein“, berichtete Elaine. „Und ich spare für eine Afrikareise. Nur einen Groschen behalte ich jede Woche zurück, und den werfe ich hier in den Wunschbrunnen.“
    Jetzt kam Frau Grather mit ihrem Jüngsten. Sie reichte mir strahlend die Hand. „Wie nett, daß Sie da sind! Elaine hat die ganze Woche gefragt, ob Sie wiederkommen!“
    „Und ich habe mich

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