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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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gesundes, gutes, liebes Mädchen in den Armen halten wird. Man denkt immer weniger an die Sorgen anderer Menschen und immer mehr an das eigene Glück!“
    „Und dann entpuppt sich das gesunde und gute und liebe Mädchen als ein mißtrauisches, eifersüchtiges Frauenzimmer! Daß du es überhaupt mit mir aushältst, Falko!“
    „Und sogar vorhabe, mit dir das ganze Leben auszuhalten!“ flüsterte Falko mit seiner warmen, leisen Stimme.
    Falko hatte nicht viel geschlafen die letzte Nacht, nur ein paar Stunden im Auto. Ich machte mir Sorgen wegen der weiten Fahrt nach Kiel, und endlich willigte er ein, sich eine Stunde auf die Couch im Wohnzimmer hinzulegen. Er schlief sofort ein, und ich schlich in die Küche, wusch ab und räumte auf.
    Dann verließen wir die Wohnung. Falko fuhr mich nach Hause. Es war nicht leicht, sich von ihm zu verabschieden. Aber er fand wie immer die richtigen Worte.
    „Du hast immer gesagt: ,Nur ein Jahr, nur ein Jahr!’, Jessi. Jetzt kannst du sagen: ,Nur ein halbes Jahr!’ Denk daran, mein Schatz! In einem halben Jahr bist du wieder in Kiel, in deiner Bude und bei den Vorlesungen.“
    „…und dem Mensaessen“, ergänzte ich. „Weißt du, Falko, ich sehne mich so zurück, daß ich sogar mit Sentimentalität an das Mensaessen denke!“
    „Dann bin ich allerdings überzeugt, daß du dich wirklich sehnst“, Falko lächelte. „Also, mein Mädchen, Kopf hoch, die Halbzeit ist geschafft, du hast viel, viel Geld verdient, es geht vorwärts mit deinen Eltern – und du hast die reizende Frau Grather. Der Teufel sollte Mitleid mit dir haben, du bist ja direkt zu beneiden!“
    „Und dabei hast du gar nicht das Wichtigste erwähnt“, sagte ich leise. „Ich habe dich. Ich liebe und werde geliebt. Ich bin ein ganz großer Glückspilz, Falko.“
    „Und Autobesitzerin! Vergiß das nicht!“
    „Erst in einem halben Jahr! Und dann nur zur Hälfte. Denn der Wagen gehört doch uns beiden.“
    „Er ist also der Grundstein von unserer ehelichen Gütergemeinschaft“, erklärte Falko und trat auf die Bremse. Denn jetzt befanden wir uns in „meiner“ Straße vor dem Haus meines Brötchengebers.
    Fünf Minuten später sah ich den gelben Wagen in Richtung Norden verschwinden.
    Der schönste Tag, den ich nach einem halben Jahr erlebt hatte, war vorbei.
    Auf der Konsole in Grathers Wohnung lagen der Wohnungsschlüssel und ein Zettel: „Innigen Dank! Jessica und Falko.“

Nanu?
     
     
    „Aber wenn die Serviette schief reinrutscht?“ fragte Frau Frisch-Nielsen.
    „Dann lassen Sie den Fußhebel einfach los, die Bügelmulde hebt sich, und Sie können das Wäschestück geradelegen“, erklärte ich und machte es ihr vor.
    Wir waren beim Heimbügler. Frau Frisch-Nielsen hatte von ihrer Mutter das sorgfältige Handplätten gelernt, aber da 9*
    „Mutti“ keinen Heimbügler besessen hatte, war es nun meine Aufgabe, sie mit diesem Apparat vertraut zu machen.
    Nachdem ich das Sesamwort gefunden hatte – „das hätte Ihre Mutter bestimmt gern gehabt“ –, ging es eigentlich gut. Sie hatte zu der Altersstufe zurückgefunden, wo sie damals stehengeblieben war.
    Bis dahin hatte sie immer etwas von ihren Eltern gelernt. Jetzt lernte sie weiter. Ich brachte ihr wahrhaftig keine schwierigen Dinge bei, eigentlich nur die Handhabung von Apparaten, die Tausende von Frauen mühelos bedienen. Dann fing sie auch zaghaft an, sich fürs Kochen zu interessieren. Eines wurde mir klar: Ich durfte keine höflichen Umschreibungen benutzen, ich mußte sie ganz einfach wie ein Schulkind behandeln und alles sehr direkt zu ihr sagen. Beleidigt war sie nie. Sie fand es völlig richtig, wenn ich anordnete: „So, und nun schlagen Sie das Eiweiß mit dem Handmixer, während die Butter in der Küchenmaschine schaumig gerührt wird!“ – „Stellen Sie bloß sofort den Küchenwecker ein, sonst vergessen Sie es!“ – „Sie müssen gleich die richtige Bratofentemperatur einstellen!“ – und so weiter.
    Dieser ganze Unterricht hielt mich natürlich erheblich auf in meiner täglichen Arbeit, aber eigentlich machte es mir Spaß. Es schien ja äußerst unsicher zu sein, ob sie eine neue Hausangestellte bekommen würde, wenn ich in einem halben Jahr aufhörte. Ich hatte mir im stillen das Ziel gesetzt, ihr so viel beizubringen, daß sie den Haushalt einigermaßen – mit Frau Brösen als Stütze und Ratgeberin – selbst schaffen würde.
    Eines Tages erzählte sie mir, daß sie für vierzehn Tage mit ihrem Mann verreisen

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