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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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sie jetzt Seitenstiche und musste langsamer gehen. Sie hielt sich die Seiten und beeilte sich, so gut es ging.
    Die Tür zur Tanzschule stand offen, als sie dort ankam. Im Eingangsbereich unterhielten sich ein paar Eltern. Anna stürzte auf die Tanzlehrerin von Kim zu und unterbrach das Gespräch, das diese gerade führte, rüde. „Wo ist Kim?“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Kim Rugenstein?“ Anna keuchte vor Anstrengung. „Wo ist sie?“
    „Ich habe sie nicht gesehen. Sie kommt sicher noch.“
    „Nein, sie war schon hier.“ Anna rang nach Luft. „Ich habe eine SMS bekommen.“
    „Ach, sie ist vermutlich auf den Zettel hereingefallen.“
    „Welchen Zettel?“
    „Irgendein Witzbold hat an unsere Eingangstür eine Nachricht geklebt, dass die Veranstaltung heute aus Krankheitsgründen ausfällt. Das ist erst aufgefallen, als ich den Saal lüften wollte und bemerkte, dass Eltern unten stehen und diskutieren.“
    „Kim war nicht dabei?“
    „Es sieht so aus, als wären einige bereits wieder weggegangen, bevor wir es gemerkt haben. Schauen Sie sich um. Das ist höchstens die Hälfte der Kinder.“
    „Können Sie mir die Telefonnummer von Emma Nielsen geben?“
    Anna bemerkte, dass die Gespräche um sie herum verstummten. „Kann es sein, dass die Polizei Emma gefunden hat?“, fragte sie lauter, so dass alle Umstehenden sie hören konnten.
    Ratlose Gesichter. Leises Gemurmel.
    „Ich habe eine SMS von Kim bekommen!“
    Sie hielt ihr Handy in die Luft.
    „Sie sagt, sie geht Emma besuchen. Deshalb dachte ich …“
    „Bis zu uns hat sich noch nichts herumgesprochen. Warten Sie, ich gebe Ihnen die Nummer, aber ich weiß nicht, ob das eine glückliche Idee ist.“
    Das interessierte Anna nicht. Sie musste Kim finden, alles andere war egal.
    Sie ging in eine stille Ecke auf dem Flur und wählte.
    „Nielsen!“, sagte eine männliche Stimme.
    „Anna Blume, entschuldigen Sie die Störung.“ Im letzten Moment beschloss Anna, nicht nach Emma zu fragen. „Ich suche Kim. Kim Rugenstein, könnte es sein, dass sie Sie besucht hat?“
    „Nein, bei uns ist sie nicht. Was sollte sie auch hier?“, fragte der Mann zurück.
    „Ich weiß nicht. Kinder kommen ja bisweilen auf seltsame Ideen.“
    „Ist Kim verschwunden?“
    „Sie war beim Ballett, und jetzt ist sie weg, ja.“
    „Sie sollten die Polizei informieren“, sagte Herr Nielsen ruhig und legte auf.
    Anna starrte ihr Handy an. Die Polizei? Nein, zuerst würde sie bei Irene zuhause suchen. Aller Voraussicht nach saß Kim quietschfidel vor dem Fernseher.
    Ohne sich zu verabschieden, lief Anna los. Sie benötigte nur wenige Minuten bis zum Haus der beiden. Sie klingelte, klopfte und lief verzweifelt um das ganze Haus herum. Sie spähte durch alle Fensterscheiben und trommelte laut dagegen. Niemand reagierte.
    Atemlos setzte sie sich auf die Bank neben dem Briefkasten und rief Irene auf dem Handy an.
    „Hi Irene, hier ist Anna, wo bist du?“
    „Ich gehe gerade zu meinem Auto. Herr Kayi und Herr Ollner wollen Körner noch mal …“
    „Kim ist verschwunden.“
    „Wie verschwunden?“
    „Ich kann sie nicht finden. Ich schicke dir ihre SMS. Geh zu Kofi und sage ihm, dass Sander nicht der Entführer war. Ich suche noch einmal den Weg ab, den Kim gegangen ist. Unter Umständen entdecke ich einen Hinweis oder jemanden, der etwas gesehen hat.“
    „Ich verstehe nicht, wie kommst du … ?“
    „Irene!“ Anna schrie sie an. „Kim ist weg. Tu, was ich dir sage und lass dein Handy an. Ich melde mich, sobald ich was weiß.“ Sie legte auf und wählte stattdessen Kofis Nummer. Er nahm nicht ab. Kurzentschlossen sandte sie auch ihm Kims SMS und ging den Weg von Irenes Haus bis zur Tanzschule noch einmal ab. Dabei achtete sie auf jede Einzelheit. Doch sie fand keinen Laden, der heute geöffnet hatte und in dem Kim sich aufhalten könnte. Sie erinnerte sich auch nicht daran, dass auf diesem Weg eine Schul- oder Ballettfreundin von ihr wohnte, bei der sie zu Besuch sein könnte.
    Gab es noch eine andere Emma? Sie hätte in der Tanzschule danach fragen sollen. Sie wandte sich an Menschen, die sie traf.
    Sie sprach mit einer jungen Frau, die ein Fenster putzte, mit einem Mann, der einen Koffer in seinen Wagen lud, und mit zwei alten Damen, die auf der Straße standen und sich unterhielten. Keinem von ihnen war ein kleines Mädchen aufgefallen.
    Etwas später entdeckte sie Kims Tasche mit den Ballettsachen. Sie stand auf einem der grauen Verteilerkästen. Scheinbar

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