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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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auch?“
    „Das hat man davon, wenn man freundlich ist“, sagte Körner und stand auf. Er nahm eine kleine Schatulle von dem Buffettisch. „Das hat Ihnen die Partyschlampe erzählt, stimmt’s? Ja, ich habe gestern einen der vielen Keller aufgeräumt und dabei diese Spieluhr gefunden. Ich habe das Anwesen wie gesehen gekauft, wenn hier Hehlerware lagert, können Sie mich nicht dafür verantwortlich machen.“
    „Ich verstehe nicht, wovon Sie sprechen. Wir suchen keine Hehlerwaren, sondern ein kleines Mädchen.“
    „SIE IST NICHT HIER!“ Körner schrie die Worte und sackte dann auf seinem Stuhl zusammen.
    In der nächsten Sekunde donnerte ein schwerer Körper durch den Saal heran, warf sich quer über den Tisch auf Körner und riss alle um.
    Irene schrie. Herbert hatte ein Stück Tischplatte abbekommen und hielt sich den Kopf.
    Kofi war rechtzeitig aufgesprungen und zur Seite gehechtet, lag aber ebenfalls am Boden. Sein Rücken und sein Genick schmerzten. Zum Glück war er nicht mit dem Kopf auf das Parkett aufgeschlagen. Er kniete sich hin. Er erkannte Paul, der Körner mit seinem massigen Gewicht auf den Boden drückte.
    Kofi sprang auf. Gemeinsam mit Herbert und Irene zogen sie Paul von Körner herunter. Tränen liefen über seine Wangen, er schluchzte. „Sie ist tot, die Katzen haben sie, sie ist tot.“
    Es dauerte eine Weile, bevor Kofi verstand, was Paul ihnen sagen wollte. „Die Ozelots fressen sie.“
    „Los, Körner, bringen Sie uns zu dem Gehege.“
    Die Nase des Mannes blutete, ein Auge schwoll schnell zu, doch er gehorchte widerspruchslos. Unterwegs taumelte er ein paar Mal, führte sie aber zielstrebig um das Gebäude herum.
    Herbert drückte sich ein Taschentuch gegen die Stirn, um die Blutung zu stillen, und fluchte leise.
    Plötzlich blieb Körner stehen. Er zeigte mit dem Finger auf ein Bauwerk, das auf den ersten Blick wie ein Carport wirkte. Paul packte Kofis Arm und zerrte ihn vorwärts. „Ich komme nicht rein.“
    Je näher sie kamen, umso deutlicher erkannte Kofi, dass unter dem Holzdach zwei Drahtgehege errichtet worden waren. Die Rückwand bestand aus Felssteinen, auf denen die Katzen wohl herumklettern konnten. In der Mitte lag ein Stück Baumstamm. Die Ozelots fauchten und bewegten sich ruckartig hin und her. Augenscheinlich zankten sie sich um etwas, das in der hinteren Ecke des Käfigs lag.
    Obwohl bereits ein Arm und mehrere faustgroße Stücke aus Bauch und Brust fehlten, erkannte Kofi sofort, dass es sich nicht um Kim handeln konnte. Er sah, dass das Gitter um die Tür herum verbeult und verbogen war. Auch jetzt rüttelte Paul wiederum kraftvoll an dem Metall, was die Ozelots wild durcheinanderspringen und schreien ließ.
    „Wo ist der Schlüssel?“, fragte Kofi Körner, der stocksteif neben ihm stand und die Augen geschlossen hielt. Er griff in seine Hosentasche und gab Kofi den Schlüsselbund, ohne ihn anzusehen.
    „Das ist Leon!“ Irene würgte den Satz heraus, bevor sie sich auf die Erde fallen ließ und sich zusammenkrümmte, als hätte sie Schmerzen.
    Herbert Heinrich telefonierte offensichtlich mit Stefan Ollner. Also blieb Kofi nichts anderes übrig, als selbst den Käfig zu öffnen und irgendwie die Katzen davon abzuhalten, weiter an der Leiche herumzufressen.
    Kaum hatte er das Schloss ausgehängt, stand Paul neben ihm. Er trug ein Brett in der Hand. „Ich helfe. Das ist nicht Kim.“
    Kofi war ihm dankbar. Die Wildkatzen wichen zurück, als die beiden das Gehege betraten. Paul hielt sie mit seinem Brett auf Abstand. Herbert, der das Telefonat beendet hatte, zielte vorsichtshalber mit seiner Pistole auf die Tiere. Kofi packte die Beine und zog den Körper aus dem Käfig. Dass ein Arm zurückblieb, ignorierte er. Erst nachdem sie das Gitter wieder zugesperrt hatten, schaute er sich die Leiche genauer an. Abgesehen von den Wunden, die die Katzen verursacht hatten, konnte er keine Verletzungen erkennen, und dann bemerkte er die Reste der Frischhaltefolie um die Brust und den noch vorhandenen Arm des Toten. Jemand hatte ihn mit Folie gefesselt. War er auch erstickt? Das Gesicht wirkte eher eingefallen und grau, die Haut spannte über den Wangenknochen. Die Zunge war geschwollen.
    Hoffentlich tauchte bald Unterstützung auf.
    Er fühlte sich hoffnungslos überfordert. Er stand neben einer Leiche. Herbert Heinrich hatte eine Platzwunde am Kopf. Die Frau krümmte sich am Boden. Gregor Körner lehnte zitternd an einem Baum und schaute starr in Richtung Wald. Der

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