Nur ein Katzensprung
Tisch sitzen, weil sich dort der Anwalt Nussbaum mit einem Klienten traf, mit Gregor Körner. Anna war sich sicher, dass sie damals über Mexiko gesprochen hatten. Und hatte Irene nicht gesagt, dass die Ozelots von dort stammen sollten?
Leon war also nicht der Einzige, der von dieser Transaktion gewusst hatte. Vielleicht konnte dieser Anwalt ihr die Zusammenhänge erklären. Anna hängte sich Kims Tasche um und lief auf das Haus zu. Nussbaum war bereits darin verschwunden.
Die Haustür ließ sich problemlos aufschieben, er hatte hinter sich nicht abgeschlossen. Anna stieg die Treppe hinauf und klopfte. Niemand öffnete ihr.
Niedergeschlagen ging sie die Stufen hinunter. Als sie die Haustür aufzog, klapperte neben ihr eine andere Tür. War Nussbaum in den Keller gegangen? Durchaus möglich.
So viel Platz hatten sie in den Büroräumen nicht. Höchstwahrscheinlich stellte er das Paket in den Keller und nahm nur ein Teil von dem, was auch immer sich darin befand, mit nach oben. Sollte sie hier auf ihn warten?
Dafür hatte sie keine Zeit. Sie drückte die Tür auf und kletterte eine schiefe und ausgetretene Holztreppe hinunter. Der Kellerraum war schwach erleuchtet und recht niedrig.
Hier standen tatsächlich ein paar Metallregale, in denen sich Tonerkartuschen und ausrangierte Elektrogeräte stapelten. Es roch muffig.
Nussbaum war nicht zu sehen, doch sie hörte Geräusche. Ging der Keller noch weiter?
Vorsichtig spähte sie um das Regal herum. Über einer verwitterten Holztür drang ein schmaler Streifen Licht hindurch. Sie stellte Kims Sporttasche ab und öffnete die Tür leise mit beiden Händen. Vor ihr lag ein enger Gang, der steil nach unten führte. Die Wände sahen roh und feucht aus. Ein Geheimgang? Wohl kaum. Anna setzte sorgfältig einen Fuß neben den anderen, um nicht auszurutschen.
Als sie ein Keuchen hörte, blieb sie stehen. Wo befand sie sich? Sie musste bereits unter dem Gelände der ehemaligen Synagoge sein.
Plötzlich fröstelte sie. Was tat sie hier eigentlich? Kletterte in einem fremden Keller herum, statt nach Kim zu suchen.
„Wie sind Sie hier herein gelangt?“
Ein helles Licht blendete Anna. Sie riss die Hände vors Gesicht. „Ich, ich wollte Sie etwas fragen, wegen Kim.“
Nussbaum stand jetzt direkt vor ihr. „Wie kommen Sie darauf, dass ich etwas über die kleine Kim weiß?“
In dem Moment erkannte Anna, dass sie einen gewaltigen Fehler begangen hatte. Sie drehte sich um und rannte los.
Nach wenigen Schritten spürte sie Nussbaums Hand an ihrer Jacke. Er packte sie, zog sie zu sich heran und schlug ihr die Faust ins Gesicht. Anna schrie auf.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
Holzminden
Sonntag, 6. November 2011
gegen 13.30 Uhr
56
Herbert Heinrich fuhr fast die Treppen zum Portal des Varietés hinauf. Nur der rote Zafira, aus dem Irene ausstieg, hinderte ihn daran.
„Du hättest so anhalten sollen, dass sie nicht aussteigen kann“, knurrte Kofi. „Bleiben Sie hier draußen“, rief er ihr zu.
Mit gezogener Waffe stürmte er durch die Eingangstür. Gregor Körner kam aus seinem Büro auf sie zu und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an.
„Nehmen Sie die Hände hoch!“, rief Herbert.
„Wo ist meine Tochter?“, schrie Irene hinter ihm.
Kofi ging auf den zitternden Mann zu, drehte ihn an die Wand und tastete ihn ab. „Er ist unbewaffnet.“
„Natürlich bin ich unbewaffnet. Was soll das?“ Gregor Körner machte zwei schnelle Schritte zur Seite, um einen Sicherheitsabstand zwischen sich und Kofi und seine Waffe zu bringen.
„Wo ist Kim?“, rief Irene erneut. Sie warf sich auf Körner und trommelte mit ihren Fäusten auf seine Brust.
Körner stolperte und prallte gegen die Wand. Beide zusammen fielen zu Boden. Herbert hatte einige Mühe, die Frau von Körner herunterzuziehen.
Kofi beobachtete die Szene mit der Waffe in der Hand und fragte sich, was hier nicht stimmte. Er steckte seine Pistole weg und brüllte: „Ruhe jetzt, alle da rüber.“ Er zeigte auf einen der Tische. „Und hinsetzen.“
Herbert nickte ihm dankbar zu und sorgte dafür, dass sich Körner und Frau Rugenstein zügig bewegten.
Zuerst wandte er sich an die Frau. „Sie verhalten sich still. Verstanden?“
Irene bejahte.
„Nun zu Ihnen. Wir suchen ein Mädchen, das Sie kennen. Kim, sie war gestern mit Anna Blume bei Ihnen.“
„Hier ist sie nicht. Sie können gern das ganze Haus durchsuchen.“
„Die Kellerräume
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