Nur ein Katzensprung
begabt, du weißt schon, Judo, Schauspiel, und Hilmar wurde nach einem Fußballturnier entführt.“
„Wenn du recht hast, ist Paul wieder im Spiel.“
„Wieso?“
„Er kriegt die einfachsten Sachen nicht gebacken, und die Kids sind nicht nur intelligent und sehen gut aus, sondern sie haben noch dazu eine spezielle Begabung, mit der sie Aufmerksamkeit und Lob verdienen.“
„Ich weiß nicht. Klingt für mich nicht plausibel.“
„Du bist ja auch kein perverser Mörder.“
„Dann wären aber auch Hanske und Sander verdächtig. Beide mühen sich ab, eine gesicherte Existenz aufzubauen, was ihnen nicht gelingt, während den Kindern alles in den Schoß fällt.“
„Es ist mir egal, was du denkst, ich werde mal ein Vieraugengespräch mit Paul führen und anschließend Gregor Körner besuchen.“
Er erwähnte nicht, dass Paul möglicherweise noch bei Anna war und hinterher ebenfalls zum Varieté fahren würde.
Wenn es ihm gelang, Paul daran zu hindern, Anna zu begleiten, konnte er sich gleich nach dem Termin bei Körner mit ihr verabreden, ohne dass Paul dazwischenfunken konnte.
47
Eine knappe halbe Stunde, nachdem er den Partyservice verlassen hatte, betrat Kofi ihn wieder. Pauls Fahrrad stand noch an der Laterne.
Mit großen Schritten durchquerte er den Laden. Paul balancierte auf einer Leiter und wechselte eine Leuchtstoffröhre aus.
Kofi sprach ihn direkt an: „Herr Schreiber, ich muss Sie bitten, mir ein paar Fragen zu beantworten.“
Paul schaute ihn von oben herab an und sagte: „Ich will‘s versuchen.“
„Können Sie dazu herunterkommen?“
„Bin gleich fertig.“
Kofi postierte sich ungeduldig daneben und wartete, bis Paul den Lampenschirm wieder aufgesteckt hatte und die Leiter herunter gestiegen war. Er klappte sie seelenruhig zusammen und trug sie weg. Als er zurückkam, wischte er sich die Hände an den Hosenbeinen ab.
„Was wollen Sie wissen?“
Kofi spürte, dass Anna hinter ihm stand. Er nickte ihr zu. Sie hielt beide Arme vor der Brust verschränkt und sah nicht glücklich aus.
„Sie kommen doch viel herum in Holzminden.“
Paul stimmte ihm zu.
„Wo sind Sie am liebsten?“
„Bei Anna.“
„Warum?“
„Bei ihr darf ich so laut singen, wie ich will, den ganzen Tag lang.“
„Das dürfen Sie zuhause nicht?“
„Meine Mutter sagt, es geht ihr auf die Nerven. Dabei singe ich schön.“ Paul begann, „Freude schöner Götterfunken“ zu singen.“
„Danke, danke, ich glaube es Ihnen. Wenn Sie nicht bei Anna sind, wo sind Sie dann?“
„Hier und da.“
„Geht es etwas genauer?“ Kofi konnte spüren, dass Anna sich gleich einmischen würde.
„THW, da helfe ich, auch bei Einsätzen und so.“
„Mögen Sie Kinder?“
„Ich mag Kim. Und Kim mag mich.“
„Behandeln andere Kinder Sie schlecht?“
„Sie lachen mich aus, manchmal, Emma auch.“ Er schaute Kofi treuherzig an. „Das ist Kims Freundin. Die mag mich nicht.“
Kofi spannte sich an. War das der Durchbruch? Hatte er den richtigen Riecher gehabt?
„Aber ich mag sie trotzdem. Sie spielt lustige Sachen im Fernsehen.“
So ein Mist.
„Kofi!“ Annas Stimme klang schneidend. „Kann ich dich bitte mal sprechen? Sofort!“
Er hatte keine Lust, sich von ihr unterbrechen zu lassen. „Paul, wo würden Sie etwas verstecken, wenn niemand es finden sollte?“
Paul kratzte sich am Kopf. „Niemand? Das ist schwer.“
Anna packte Kofis Arm und zog ihn von Paul weg. „Was soll das? Verdächtigst du Paul? Der tut keiner Fliege etwas zuleide.“
„Anna, was ist, wenn du dich irrst?“
„Scheinbar habe ich mich in dir geirrt.“ Sie starrte ihn so wütend an, dass er sich am liebsten versteckt hätte.
„Ich muss mit Paul reden, um …“
„Du musst gar nichts. Ich werde sofort Pauls Mutter anrufen und sie informieren. Dann kannst du Paul in ihrem Beisein befragen, und jetzt verschwinde. Ich habe noch etwas vor.“
Kofi wollte widersprechen.
„Raus!“
Er trollte sich. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Vielleicht sollte er wieder hineingehen und sich entschuldigen.
Wofür denn? Es war sein Job. Er musste das tun.
Anna würde das schon noch erkennen. Früher oder später.
Er überlegte, ob er Ollner anrufen sollte, damit er Frau Schreiber und Paul auf die Dienststelle bat.
Doch dann beschloss er, sich erst einmal das Gelände anzuschauen, auf dem sich das Varieté befand.
Nach einem Telefonat mit Guntram Schnitter wusste er, dass zwei Hundeführer soeben damit begonnen hatten,
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