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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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Bienenstöcke denn direkt neben der Straße zu suchen?
    Und noch während ich das denke, bemerke ich, dass mir eines der Stechbiester gefolgt ist. »Geh weg!« Ich ziehe das Tempo an. Die Biene fliegt ebenfalls schneller und umkreist mich.
    Also halte ich an, stehe still wie die Wachen in London vor dem Palast und hoffe, dass sie dann abschwirrt. Doch sie schwirrt nicht ab, sondern bekommt Verstärkung von einer zweiten Biene. Und noch einer. Und noch einer.
    Es fühlt sich an, als würde die Zeit stillstehen. Nur der iPod in meinen Ohren dudelt noch.
    »Hilfe!«, schreie ich und renne wieder los, während ich mit den Armen fuchtle wie eine Verrückte, um die Viecher zu verscheuchen. Widerlich! Jetzt hat sich auch noch eine in meinen Haaren verfangen!
    Ich renne.
    Wedle mit den Armen.
    Und schüttle den Kopf.
    Ein Auto kommt die Straße herauf. Hoffentlich ist es Ron. Doch ich werfe den Kopf so wild hin und her, dass ich nicht erkennen kann, wer drinsitzt. Erst fährt der Wagen an mir vorbei, dann höre ich Reifen quietschen.
    Ich laufe auf das Auto zu, bis ich sehe, wer da aus der Fahrertür steigt: Avi.
    Der hat mir gerade noch gefehlt.
    »Steig ein«, sagt er und öffnet die Beifahrertür.
    Es gibt zwei Möglichkeiten: 1.) zu einem Kerl ins Auto steigen, der mich splitternackt gesehen hat, oder 2.) von sieben Bienen zerstochen werden.
    Haltet mich für verrückt, haltet mich für bescheuert, aber ich entscheide mich für die zweite Variante. »Fahr zur Hölle«, rufe ich und renne den Abhang hinunter.
    Als ich ungefähr zu drei Vierteln unten bin, lassen die Bienen endlich von mir ab. Wie durch ein Wunder habe ich keinen einzigen Stich abbekommen.
    Dumm nur, dass ich jetzt hier am Fuße des Berges festsitze und nicht mehr zurückkann, ohne wieder an den Bienenstöcken vorbeizumüssen.
    Also warte ich. Und warte.
    Fünfundvierzig Minuten später warte ich noch immer.
    Dieser Urlaub ist ein totales Desaster. Daheim würde ich Tennis spielen und was mit meinen Freunden unternehmen.
    Eine geschlagene Stunde verstreicht, bis ich ein Auto entdecke, das die Straße heraufkommt. Ich erkenne Doo-Doo und fuchtle mit den Armen durch die Luft wie die Kerle von der Flugsicherung, damit er anhält. Neben ihm sitzt ein Mädchen. Es steckt den Kopf zum Fenster heraus. »Willst du mitfahren?«
    »Äh, ja.«
    »Steig ein.«
    Doo-Doo stellt mich dem Mädchen vor, während ich auf die Rückbank klettere. Sie heißt Ofra und lebt auch im Moschaw . Ich lehne mich zurück und genieße die Klimaanlage, die auf vollen Touren läuft.
    »Doo-Doo sagt, du kommst heute Abend mit uns zum Strand.« Ofra dreht sich auf dem Vordersitz um und sieht mich an. »Du musst wissen, es gibt einen besonderen Anlass für die Feier.«
    »Dein Geburtstag?«, rate ich.
    »Nein. Moron geht in die Armee.«
    Das ist ein Grund zum Feiern?
    Ofra sieht mich aufgeregt an. »Du musst ihm etwas schenken und ihm dann einen Ratschlag mit auf den Weg geben. Das ist ein Ritual im Moschaw .«
    »Ritual?«
    Ich glaube, gegen Rituale bin ich allergisch.

9
    Erst denken, dann den Mund aufreißen.
    Wir fahren an einen Sandstrand an einem riesigen See, der, wie sie mir erklären, See Genezareth heißt. Wir sind zu siebt: ich, Ofra, Snotty, Avi, Moron, Doo-Doo und O ’dead. Die Jungs haben ein großes Lagerfeuer gemacht, um das wir uns setzen.
    Avi führt Moron zu einem Stuhl, den er im Sand aufgestellt hat. Dann zieht er aus einer Tasche ein Shirt, auf das hebräische Buchstaben aufgebügelt sind. Als er es hochhält, lachen alle.
    Außer mir natürlich, weil ich keinen Schimmer habe, was die Zeichen bedeuten.
    »Was steht da?«, frage ich Ofra.
    »Wo ist hier das Klo?«, sagt sie.
    Ich zucke die Schultern. »Keine Ahnung. Ich schätze mal, du musst entweder durchhalten oder in den Sand pinkeln.«
    Sie lachen alle noch lauter – diesmal unverkennbar über mich. »Was?«, frage ich.
    Ofra tätschelt mir den Rücken. »Ich wollte nicht wissen, wo das Klo ist, sondern ich habe übersetzt, was auf dem T-Shirt steht.«
    Oh Mann.
    »Avi, sprich englisch, damit Amy auch was versteht«, bittet Ofra ihn.
    Er sieht richtig bedrohlich aus, wie er so dasteht. »Beseder« , sagt er widerwillig. »Mein Freund Moron ist bei diversen Gelegenheiten verloren gegangen. Sein Orientierungssinn ist gelinde gesagt legendär. Also legendär schlecht. Mit diesem T-Shirt wird er vielleicht auch nicht nach Hause finden, aber wenigstens den Weg zur nächsten sheruteem .« Dann sieht er mich an. »Das

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