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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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Richtung der Hügel hinter dem Schafpferch davon, und mir geht durch den Kopf, wie gut es dieser Hund doch hat. Er kann tun und lassen, was er will, ja sogar anderer Leute Schuhe stehlen – ohne dass es Konsequenzen hat.
    Ich betrete den Pferch. Das Blöken der Schafe und das Summen elektrischer Rasierer weisen mir den Weg. Als ich Ron entdecke, steuere ich auf ihn zu. Solange ich hier nur ein bisschen rumhänge, hat Ron ja eigentlich keinen Grund, sich für mich zu schämen, weil ich mich dumm anstelle.
    »Amy, Honey , hier drüben!«
    Ich sehe in die Richtung, aus der Rons Stimme kommt. Er hat mich noch nie Honey genannt, und das irritiert mich. Was soll das? Honey. Honig ist süß, aber auch klebrig und man kriegt ihn nur schwer von den Händen weg. Nervig süß. Bin ich so? Im Leben nicht!
    Er steht vornübergebeugt und drückt mit den Knien ein Schaf auf den Boden, während er ihm die Wolle abschert. Dem Schaf scheint das nichts auszumachen, aber mir schon.
    »Das ist Tierquälerei, Ron«, sage ich.
    Er fährt noch ein paarmal mit der Schermaschine durch das Fell des Schafes, sodass rechts und links die Wolle herabfällt. Schließlich gibt er das arme, nackte Tier frei und blickt zu mir auf.
    »Kennst du eine bessere Methode?«
    Erst jetzt merke ich, dass Ron nicht der Einzige ist, der Schafe schert. Neben ihm ist O’dead, neben O’dead ist Doo-Doo, neben Doo-Doo ist Onkel Schleim, und neben meinem Onkel ist Avi. Alle sind erschöpft, das merkt man daran, dass sie schwer schnaufen und ihre Shirts durchgeschwitzt sind. Nicht nur unter den Achseln oder an der Brust, sondern komplett.
    Sie starren mich alle an. Bis auf O’dead. Der hat nur Augen für Snotty, die in einem anderen Verschlag auf der gegenüberliegenden Seite rumwerkelt. Hmmm.
    Das Surren der Handschermaschinen verstummt, und mir kommt es vor, als würde die Welt den Atem anhalten. Ich überlege hektisch, was ich sagen kann.
    Als mir etwas durch den Kopf schießt, platze ich auch schon damit heraus. »Warum lasst ihr das Fell nicht einfach dran?« Ach nee. Es klingt so simpel, dass ich kurz lache.
    Gekicher von rechts zieht meine Aufmerksamkeit auf meine Cousine und Ofra. Snotty hat ein enges schwarzes Shirt an. Dunkle Schminke läuft ihr über die Wangen, während sie einem Lamm die Flasche gibt. Hat sie noch nie was von wasserfestem Mascara gehört? Oder von der Redensart Weniger ist mehr?
    »Dann wäre ihnen in den Sommermonaten zu heiß«, erklärt Ron.
    Ich setze mich auf die oberste Stange des Metallzauns und sehe zu. In der Mitte des Pferchs fressen Hunde etwas Rotes, Glibberiges vom Boden. Mein Mund verzieht sich.
    »Was fressen die da?«, frage ich. Vielleicht will ich das gar nicht wissen, aber meine Neugierde ist größer.
    »Eines von den Schafen hat heute Morgen ein Junges bekommen.«
    »Die fressen ein Lamm?«
    »Nein, die Plazenta. Die ist sehr nahrhaft.«
    Ich würge. »Ihh!«
    Ich hätte nicht fragen sollen. Wenn ich nicht gefragt hätte, wüsste ich es jetzt nicht. WIDERLICH! Babyschaf-Plazenta. Kotz! Denk nicht weiter darüber nach. Denk nicht weiter darüber nach!
    Doch je mehr Mühe ich mir gebe, nicht daran zu denken, desto weniger kann ich wegschauen. Wie bei diesen blutrünstigen Krimis im Fernsehen. Man will eigentlich nicht hinsehen, doch es zieht einen magisch an.
    Aus den Augenwinkeln sehe ich Köter in die Einzäunung kommen. Er ist klein genug, um unter dem Metallzaun durchzuschlüpfen. Als er mich anguckt, funkle ich ihn an.
    »Friss nicht von der Schafplazenta«, warne ich ihn.
    Er nickt mir zu, als würde er verstehen, was ich gerade gesagt habe. Dann stapft er hinüber zur Plazenta und leckt erst daran, bevor er seine Zähne in das glitschige, blutige Ding schlägt und daran herumzerrt. Jetzt muss ich doch wegsehen.
    Wenn Jessica hier wäre, könnten wir uns angesichts der abartig ekelhaften Situation zusammen totlachen. Aber sie ist nicht da.
    Ich gehe zu den neugeborenen Schafen hinüber. Ein Lämmchen stakst mir entgegen und ich streichle es.
    »Hallo, kleiner Liebling«, sage ich.
    »Bäää«, meckert es zurück, und ich muss lächeln.
    Ich glaube, es ist das erste Mal, seit Matan mir die Blumen ins Haar gesteckt hat.
    »Schließ es nicht zu sehr ins Herz, es wird bald getötet.«
    Mir wird schwer ums Herz, und mein Lächeln erlischt so schnell, wie es gekommen ist. Ich drehe mich zu Snotty um, während ich das Babylamm hochhebe.
    »Was?«, sage ich.
    »Mit drei Monaten werden sie geschlachtet. Männliche

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