Nur ein kleiner Sommerflirt
Hand losgelassen, und ich spüre seine Hände um meine Taille, als er mich vom Wagen hebt und mich behutsam am Boden absetzt.
Wir stehen da, Gesicht an Gesicht, während er seine Hände noch immer an meiner Taille hat und mich nicht loslässt. Sein Griff kommt mir fast wie eine Umarmung vor, und ich wünsche mir, dass er nicht damit aufhört. Irgendwie fühle ich mich so sicher, wenn er mich hält, obwohl weit hinten in meinem Kopf noch immer die verwöhnte Ami-Zicke herumspukt.
Beim Gedanken daran versteife ich mich und trete einen Schritt zurück.
»Würde es dir was ausmachen, deine Finger bei dir zu behalten?«, höre ich mich sagen.
Er lässt mich los. »Nimm dich vor Schlangen in Acht.«
»Schlangen?«
Als wäre ich gerade nicht schon verkrampft genug. Er geht weg und ich höre ihn kurz lachen. Schlangen? Macht er Witze?
»Keine Sorge«, sagt Doo-Doo, als er mir eine Taschenlampe in die Hand drückt. »Der will dir nur Angst einjagen.«
»Das ist ihm gelungen«, murmle ich leise.
Ich sehe zu, wie die Jungs ein Feuer entzünden. Ofra und Snotty setzen sich nah an die Flammen, während ich beim Jeep rumstehe.
Ich hätte Köter mitnehmen sollen. Der würde mich vor Schlangen und fiesen Jungs beschützen. Ich habe nicht vorgehabt, den Welpen ins Herz zu schließen, er hat sich da einfach so eingeschlichen. Obwohl er ein lästiger Ferragamo-Dieb ist.
19
Ich hasse es, wenn andere mich besser kennen als ich mich selbst.
»Alles in Ordnung, Amy?«, fragt Ofra, die zusammen mit den anderen am Lagerfeuer sitzt.
»Alles super.«
Ich lasse meinen Rucksack im Jeep und geselle mich zu den Mädchen, die sich auf Hebräisch unterhalten. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, obwohl – ärgern tut es mich trotzdem. Ich muss immer dasitzen und lächeln, wenn sie lächeln, und doof mitlachen, wenn sie lachen. Ich bin wie ein stummer Imitator, weil ich nicht mal den Hauch einer Ahnung habe, worüber sie reden.
Wahrscheinlich sagen sie gerade: »Amy guckt ein fetter Popel aus der Nase.« Und dann lache ich laut mit ihnen darüber, was es für sie noch witziger macht, mich und meinen heraushängenden Popel aber noch viel dämlicher dastehen lässt. Jedes Mal, wenn sie lachen, tue ich so, als würde ich mir die Nase kratzen, und taste nach einem Anhängsel, das da nicht hingehört.
»Erzähl mir mal ein bisschen was über amerikanische Jungs«, meint Ofra, und ich könnte sie dafür küssen, dass sie mich in die Unterhaltung miteinbezieht. »Sind sie so süß wie die im Fernsehen? Mir gefallen vor allem die aus Schatten der Leidenschaft .«
Ob ihr es glaubt oder nicht, ich schaue regelmäßig Schatten der Leidenschaft . Vielleicht finde ich doch noch eine Gemeinsamkeit mit einem israelischen Mädchen.
Ich gebe ihnen einen Exklusivbericht über die Soaps. Nicht zu fassen, wie weit die hier mit den Episoden hinterherhinken.
»Du kennst dich echt super aus«, meint Ofra.
Dank ihr fühle ich mich jetzt besser. Sogar Snotty scheint mir ohne ihr berühmtes hämisches Grinsen im Gesicht zuzuhören.
Nach ungefähr einer Stunde Lachen und Reden und Trinken machen Ofra und ich uns zusammen auf die Suche nach einem Pinkelplatz. Weil es hier am Arsch der Welt keine Toiletten gibt, müssen wir uns irgendwo hinkauern. Zum Glück hat Ofra an Klopapier gedacht, sonst wüsste ich nicht, was ich tun sollte.
Wir entfernen uns ein Stück von der Gruppe, damit wir unsere Ruhe haben. Beide haben wir unsere Taschenlampen eingeschaltet. Ich habe dermaßen Angst, auf eine Schlange oder ein anderes Tier zu treten, dass ich die Lampe wie wild vor mir immer hin und her schwenke.
Nun, da wir einen Platz gefunden haben, sollte ich meine Taschenlampe eigentlich ausschalten, damit Ofra keine Privatvorführung von mir beim Pinkeln bekommt.
Aber wen juckt das? Ich klemme die Lampe zwischen Hals und Kinn ein, damit ich was sehen kann.
Schnell wird mir klar, dass ich kein guter Hock-Pinkler bin. Vor allem, wenn ich dann auch noch versuche, die Taschenlampe nicht fallen zu lassen. Man könnte auch sagen, dass ich mich ganz grauenhaft anstelle. Mit einer Toilette habe ich natürlich keine Probleme. Mädchen sind von ihrer Anatomie her einfach nicht dazu gemacht, im Hocken zu pinkeln.
Während ich so tief in die Knie gehe, wie ich kann, ohne umzufallen, versuche ich, mich zu entspannen. Aber ich kann spüren, wie mir das Pipi am rechten Bein hinunterrinnt. Also lasse ich mich vorsichtig nach vorne kippen und befinde mich nun mit beiden
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