Nur ein kleiner Sommerflirt
mitten in der Wüste, und drumherum ist im Umkreis von Kilometern nichts und noch mal nichts – so macht es zumindest den Anschein.
Die ganze Fahrt nach Beersheva saßen Avi und ich total eng zusammen, fast so, als hätte man eine unsichtbare Wand zwischen uns eingerissen. Ich liege bequem in seinen Armen und schlafe während der Fahrt sogar auf seinem Schoß. Und wisst ihr, was? Er streichelt mein Haar, als wäre es ein Schatz. Es fühlt sich sooooo schön an, fast zu schön, und ich spüre ein Kribbeln am ganzen Körper, wenn ich nur daran denke, dass er mich wieder küsst.
Doch als wir im Hotel ankommen und in der Lobby auf die Rezeption zusteuern, werde ich etwas nervös. Neben O’dead zu schlafen, war überhaupt kein Problem. Genau genommen haben wir ja gar nicht wirklich zusammen geschlafen, wegen meiner grandiosen Schnarcheinlage.
Ich sehe zu Avi hinüber. Mit dieser Nummer würde ich bei ihm nicht durchkommen. Er durchschaut es, wenn ich etwas vortäusche. Außerdem möchte ich bei ihm gar nichts vortäuschen.
Aber ich habe ein bisschen Bammel davor, was er von mir erwartet. Ich will nicht eines von diesen Mädchen sein, die in Schwierigkeiten geraten und dann sagen: »Ja, ich habe mit ihm in einem Bett übernachtet, aber es konnte ja keiner damit rechnen, dass es aus dem Ruder läuft.« Ich denke da immer: Dann hättest du nicht mit ihm in einem Bett schlafen sollen, Dummie!
»Wie machen wir es denn mit der Zimmeraufteilung?«, frage ich Ofra.
»Bei wem willst du denn schlafen?«, fragt sie mit einem Hauch Ironie in der Stimme zurück.
Snotty lässt drei Schlüssel vor unserer Nase baumeln. »Die Mädchen schlafen bei den Mädchen und die Jungs bei den Jungs.«
Ich bin erleichtert, dass Jungs und Mädchen in separaten Zimmern übernachten. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es bei Avi und mir echt aus dem Ruder laufen könnte. Unsere Beziehung ist in jeglicher Hinsicht explosiv. Bestimmt auch, wenn wir allein sind.
Wir beziehen unsere Zimmer, halten eine kurze Siesta und treffen uns dann zum Abendessen im Hotelrestaurant.
Als wir nach dem Essen alle in der Lobby des Hotels abhängen, setze ich mich schnell neben O’dead.
»O’dead, ich bräuchte mal deine Hilfe«, sage ich.
Er zuckt die Schultern. »Klar.«
Ich zwinkere O’snot zu und lotse ihn auf das Zimmer, das ich mir mit Ofra und O’snot teile. Dort deute ich aufs Bett. »Setz dich doch.«
Er tritt unbehaglich von einem Bein aufs andere. »Amy, ich finde dich nett, aber ich stehe nicht auf dich.«
Ich lehne mich an die Wand. »Gibt es denn jemanden, auf den du stehst? O’snot vielleicht?«
Ihm fällt die Kinnlade runter. »Woher weißt du das?«
Ich verdrehe die Augen. »Das ist total offensichtlich. Du brauchst nur mal einen Tritt in den Hintern, damit du in die Gänge kommst.«
Ein Klopfen an der Tür unterbricht uns. Als ich aufmache, steht Avi davor. Er sieht nicht sonderlich begeistert aus.
»Was ist hier los?«, fragt er.
Ich lege meinen Arm um ihn und gebe ihm zur Beruhigung einen kleinen Kuss auf den Mund. »Eifersüchtig?«
Ohne ein Wort zu sagen, sieht er mir in die Augen.
»Ich versuche nur, zwischen O’dead und O’ snot zu vermitteln«, erkläre ich.
Avis Blick geht zwischen mir und O’dead hin und her, der zustimmend zu meinen Worten nickt.
Ich sage zu O’dead: »O’snot hat mich gebeten, für sie herauszufinden, wie du zu ihr stehst. Ich finde, du solltest zu ihr gehen und die Hosen runterlassen.« Als er die Stirn runzelt, wird mir klar, dass meine Ausdrucksweise ihn verwirrt hat. »Sag ihr, was Sache ist. Ehe sie einen anderen findet.«
Er verlässt das Zimmer schneller, als ich ihn je habe gehen sehen.
Avi grinst.
»Was?«, frage ich.
»Du hast gerade etwas sehr Nettes gemacht, Amy. Ganz selbstlos.«
Ich drehe mich von ihm weg. »Nein, hab ich nicht. Es war nicht mehr mit anzusehen, wie er sie immer mit so einem Dackelblick angeschaut hat, als würde er gleich hecheln, nur um ein wenig Beachtung von ihr zu bekommen.« Niemand soll mich der Gefühlsduselei bezichtigen.
Er tritt hinter mich und legt mir die Arme um die Taille.
»Lust auf einen Spaziergang?«
Ich nicke.
Er hält meine Hand, als wir das Hotel verlassen und ziellos einen Kiespfad entlangschlendern. Ich spüre ein süßes, kribbeliges Flattern im Bauch. Es ist schön, Avi so nah zu sein.
»Erzähl mir von deinem Bruder.«
Avis Schritte werden langsamer, er holt tief Luft. »Ich spreche nicht viel über
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