Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein kleines Bischen

Nur ein kleines Bischen

Titel: Nur ein kleines Bischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
Vom Netzwerk:
einschläfern lassen sollte. Meinst du, wir könnten das Gegenmittel selektiv einsetzen?«
    Ein Auto hupt, als ich mich ihm im letzten Augenblick vor die Nase setze. Ich zeige dem Fahrer den Finger.
    Niemand legt sich mit Rayne McDonald an, dem
    wütenden Vampir, der heute Abend Amok läuft.
    »Was für ein Gehupe? Telefonierst du wieder,
    während du fährst?«
    »Ähm nein. Ich, ähm, hm, vielleicht. Aber mir geht es gut. Kein Problem.«
    »Du klingst wütend«, sagt Jareth. »Ist etwas
    passiert?«
    »Nein! Hm, ja, aber es war nicht meine Schuld! Ich meine, ich habe doch bloß versucht, sie zu beschützen ...« Meine Stimme verliert sich, während der Kloß in meiner Kehle es mir fast unmöglich macht zu sprechen. Ich mache einen Schlenker, um einer schwarzen Katze auszuweichen, die die Straße
    überquert. Klasse. Noch ein wenig mehr Pech an
    meinem vom Pech verfolgten Tag.
    »Rayne, du klingst nicht so, als solltest du fahren.
    Stell den Wagen an den Straßenrand und ich komme
    dich abholen.«
    Oh, wunderbar. Jetzt fängt er auch noch an. Das ist das Letzte, was ich brauche. Ich habe es so satt, dass alle versuchen, Raynes Dad zu spielen. (Abgesehen von meinem tatsächlichen leiblichen Vater natürlich.) Ich bin nicht hilflos. Mir fehlt es nicht an Disziplin.
    Ich kann auf mich selbst aufpassen. Sie sollen sich doch alle verpissen und mich in Ruhe lassen. Mir ver-trauen, dass ich gute Entscheidungen treffen und auf mich selbst aufpassen kann.
    Ich trete voll auf die Bremse, um nicht mit dem
    Wagen vor mir zusammenzustoßen, der aus irgend—
    einem lächerlichen Grund beschlossen hat, vor einer gelben Ampel stehen zu bleiben.
    »Lern erst mal Auto fahren!«, brülle ich aus meinem Fenster und mein Gesicht brennt vor Zorn. Ich hätte gute Lust, auszusteigen und mit gebleckten Reiß-
    zähnen an sein Fenster zu schlagen. Ihm den
    Schrecken seines Lebens einzujagen.
    »Rayne, fahr an den Straßenrand. Sofort!«, schreit Jareth mir ins Ohr und unterbricht damit meine Horrorfilmfantasie. Grrr.
    »Nein! Ich habe dir gesagt, dass es mir gut geht. Hör auf, dich als mein Beschützer aufzuspielen«, knurre ich zurück. »Ich bin ein Vampir. Deine Blutgefährtin.
    Nicht irgendein Kind. Hör auf, mich wie eins zu
    behandeln.«
    Eine Pause am anderen Ende der Leitung. »Ich wollte damit nicht andeuten ...«
    Die Ampel wird grün und wir fahren weiter. Ich
    mache einen Schlenker nach links, um den Burschen, der an der gelben Ampel angehalten hat, zu überholen, aber dann geht mir auf, dass mir auf der anderen Spur ein Truck entgegenkommt. Ich fädle mich wieder ein und knurre vor mich hin. Als Reaktion auf mein aggressives Verhalten drosselt der andere Wagen
    plötzlich das Tempo und zwingt mich, wieder auf die Bremse zu treten. Die Reifen quietschen.
    »Was war das für ein Geräusch?«, fragt Jareth.
    »Rayne! Halt an. Jetzt! Du machst mir Angst.«
    »Es geht mir gut ! Gott, es ist schon schlimm genug, dass ich irgendeinen Typen in meinem Haus sitzen habe, der versucht, sich wie mein Vater aufzuführen.
    Spiel du jetzt nicht auch noch den lange verlorenen Daddy.«
    »Ich versuche nicht, dich zu bevormunden. Ich
    möchte nur nicht, dass du zu einem wütenden Spritzer am Straßenrand wirst. Ist das denn so viel verlangt?«
    »Ich bin ein Vampir! Ich werde nicht spritzen«, rufe ich ihm ins Gedächtnis. »Ich lege jetzt auf. Ich bin in zehn Minuten bei dir. Pack deine Sachen für England.« Ich klicke auf den Aus-Knopf und werfe
    das Telefon auf den Sitz. Eine Sekunde später
    beginnt es, von Neuem zu klingeln. Ich drehe das
    Radio voll auf und lasse die Morrisseys so laut
    schmachten, dass sie den Klingelton übertönen.
    Als ich von dem Radio aufblicke, sehe ich zum ersten Mal den anderen Wagen, der aus dem Nichts kommt und mich mit den Scheinwerfern blendet. Ich habe den Bruchteil einer Sekunde Zeit, um zu begreifen, dass ich auf die falsche Spur gekommen sein muss, während ich das Radio eingestellt habe. Ich reiße das Lenkrad herum. Unglücklicherweise reiße ich es so weit herum, dass mir nun eine Leitplanke entgegenkommt.
    Der Wagen kracht gegen die Barriere. Ich werde nach vorn geworfen. Der Airbag bricht mit einem Plopp hervor und kracht mir ins Gesicht. Einen Augenblick später schwimme ich in tiefe Schwärze hinein.
    »Rayne, Rayne! Wach auf!«
    »Hmmmm«, stöhne ich. »Noch fünf Minuten, Mom.«
    »Ich bin es, Jareth, nicht deine Mom. Und du hattest einen Autounfall.«
    Ich öffne die Augen und erinnere mich

Weitere Kostenlose Bücher