Nur ein kleines Bischen
ein
Feuer tost in einem riesigen steinernen Kamin. Mein Kopf fühlt sich schwer und benebelt an, aber gleichzeitig bin ich sehr entspannt. Beinahe so, als sei ich betäubt.
»Fühlst du dich besser?«
Beim Klang der Stimme drehe ich den Kopf. Jareth
sitzt an meinem Bett und liest ein Selbsthilfebuch. Er legt es auf den Couchtisch. »Du hast da draußen einen ziemlichen Anfall hin gelegt, Rayne.«
»Ja, tut mir leid«, murmle ich. Wow. In diesem
behaglichen Raum kommt mir das, was ich getan
habe, ziemlich blöd und unreif vor. »Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Ich war einfach so wütend.«
»Ist mir aufgefallen«, erwidert Jareth trocken. »Du hast ein paar Probleme, an denen du arbeiten musst, meine Liebe.«
Ich seufze. »Ich weiß. Es tut mir leid. Du musst mich für den größten Loser überhaupt halten.«
»Ganz und gar nicht.« Jareth kriecht neben mir ins Bett und streichelt mir den Kopf. »Du machst nur eine harte Zeit durch. Für einen neuen Vampir ist es nur natürlich, einige Anpassungsprobleme zu haben. Du hast neue Hormone, die durch deinen Körper toben.
Es wird eine Weile dauern, bis sie sich alle beruhigt haben. Es ist ein wenig so, als käme man in die Pu-bertät, und das macht sich bei verschiedenen Vampiren auf unterschiedliche Art und Weise
bemerkbar.«
Klasse. Was habe ich also, PMS? Prämonster—
syndrom?
»Hm, ich verspreche, mich von jetzt an besser zu
benehmen«, sage ich. »Wirklich.«
»Ich finde immer noch, dass du zu einem Therapeuten gehen solltest. Wir haben einen ausgezeichneten Mann im Zirkel. Er wird dir helfen, mit einigen deiner Wutprobleme fertig zu werden. Dir Methoden aufzeigen, wie du deinen Zorn beherrschen kannst.«
Yeah, klar. Ich werde echt nicht zu einem Psychoheini gehen.
Ȁhm, vielleicht. Sicher. Wir werden uns darum
kümmern, wenn wir aus England zurück sind.«
Jareth hält mitten im Streicheln inne. »Ähm, was das betrifft«, sagt er. »Ich denke, es wäre besser, wenn ich allein hinfliegen würde.«
»Was?«
»Du bist nicht in der Verfassung zu reisen. Ich will, dass du hier im Zirkel bleibst, bis du bei dem Arzt warst und er dir ein Medikament verschrieben hat.«
»Auf keinen Fall! Ich kann unmöglich mentale Ferien machen, während die Cheerleader herumlaufen und Leute fressen!«, protestiere ich.
»Ich denke, du brauchst eine Auszeit«, erklärt Jareth entschlossen. »Aber keine Sorge. Ich werde nach England fliegen und das Gegenmittel selbst
beschaffen.«
Ich mühe mich, mich im Bett aufrecht hinzusetzen.
Meine Schnittwunden sind allesamt verheilt, aber
mein Kopf tut noch weh. »Das ist meine Aufgabe.
Meine Pflicht. Mein Schicksal. Schließlich bin ich die Jägerin.«
»Rayne, du brauchst nicht immer so stark zu sein.
Entspann dich. Erlaub jemandem, der dich liebt,
ausnahmsweise einmal etwas für dich zu tun.«
»Nein. Ich fliege und damit basta.«
Jareth runzelt die Stirn. »Tut mir leid, Rayne, aber das wird nicht passieren.«
»Du kannst mich nicht aufhalten.«
»Tatsächlich kann ich das durchaus. Ich habe eine
Wache draußen vor dieser Tür postiert.«
»Was?«, rufe ich. Ich laufe zur Tür hinüber und
versuche, sie aufzureißen. Sie gibt keinen Zentimeter nach. »Du hast mich entführt?«
Jareth verdreht die Augen. »Oh, Rayne, hör auf, so ein Drama zu machen. Dies hier dient nur zu deinem eigenen Schutz.«
»Aber ich muss nach England!«
»Musst du nicht. Ich habe gesagt, dass ich hinfliegen werde, und genau das werde ich tun. Tatsächlich werde ich heute Nacht wie geplant abreisen. Ich werde das Gegenmittel holen und es hierherbringen.«
»Aber was ist, wenn du das nicht kannst?«
»Danke für dein Vertrauen.«
»Aber . . .« Ich begreife, dass mein Protest nutzlos ist.
Der Bastard wird nicht nachgeben. Ich schlendere
zurück zum Bett und werfe mich in meine Kissen. Ich bin hier hilflos gefangen, während er loszieht und alles in Ordnung bringt. Nur weil ich zufällig gegen eine Leitplanke gefahren bin. Ich bin nicht krank. Ich brauche keine Hilfe. Ich hatte bloß einen Autounfall.
Ich sollte deswegen keinen Hausarrest bekommen.
Jareth ist so ein Mistkerl. Und er behandelt mich wie ein Kind. Ich wette Magnus behandelt Sunny nie so.
Tatsächlich wette ich, dass Sunny alles tun darf, was sie ...
Plötzlich geht mir ein Licht auf. Könnte es
funktionieren? Könnte es wirklich funktionieren?
»Jareth, du hast recht«, sage ich und greife nach seiner Hand. Ich streichle ihn. »Ich brauche
Weitere Kostenlose Bücher