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Nur ein kleines Bischen

Nur ein kleines Bischen

Titel: Nur ein kleines Bischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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ertappe, wie er ein Schaudern unterdrückt, als er denkt, ich würde nicht hinsehen. Wie süß ist das? Er hat mir buchstäblich sein letztes Hemd gegeben.
    Obwohl er wütend auf mich ist.
    Er dreht sich um und ich schlüpfe aus meinem
    Pullover und meinem BH, bevor ich das Batman-T-Shirt anziehe. Es ist erstaunlich, wie leicht man zu einem Fashion Victim werden kann, wenn man sich zu Tode friert.
    Jareth wirft sich auf das Heubett und rollt sich
    zusammen wie ein Kind im Mutterleib. Ich erkenne
    meine Chance, flitze hinüber, lege mich zu ihm und versuche, mich anzukuscheln. Unglücklicherweise wäre ein steifes Brett entgegenkommender als mein
    Freund in diesem Moment. Und einen Augenblick
    später rollt er sich auf die Seite und zeigt mir vollends die kalte Schulter.
    Ich ziehe ihm - oder eher, notgedrungen seinem
    Rücken ein Gesicht. So ist das also, ja? Abgesehen von der T-Shirt-Barmherzigkeit ist er immer noch sauer.
    »Wow, ich hätte nie gedacht, dass ich meine erste
    Nacht in England in einer Scheune verbringen
    würde«, versuche ich es noch einmal. Vielleicht kann ein Gespräch seine Stimmung verbessern. Das hat auch früher schon funktioniert. »Ziemlich verrückt.«
    »Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir heute Nacht in einem Viertausend-Dollar-Bett mit ägyptischen Baumwolllaken hätten liegen können«, bemerkt Jareth mit einem mehr als verbitterten Tonfall. Nicht direkt die Reaktion, auf die ich gehofft hatte.
    »Himmel, mach mal halblang«, brumme ich, verärgert darüber, dass er es nicht einfach gut sein lassen kann.
    Dies könnte ein romantisches Abenteuer sein und er hat nichts Besseres zu tun, als zu jammern. »Also schön, ich habe einen Fehler gemacht. Muss ich alle fünf Sekunden daran erinnert werden?«
    Jareth bewegt sich entzieht sich meinen Armen. Er
    steht auf, geht einige Male in der Scheune auf und ab und dreht sich dann zu mir um. »Weißt du, es ist unglaublich komisch«, sagt er und ich kann an seinem Tonfall erkennen, dass ich seine nächsten Worte ganz bestimmt nicht komisch finden werde. »Da hast du dir solche Sorgen gemacht, dass ich dich in Verlegenheit bringen könnte.«
    Ich stöhne und gebe auf. Wenn er so fest entschlossen ist, weiter auf dieser Sache herumzureiten, warum sollte ich mir dann weiter Mühe geben?
    »Wie auch immer«, sage ich, verdrehe die Augen und wende mich von ihm ab. »Ich finde immer noch, dass dein T-Shirt doof ist.«
    Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich mir
    zuerst nicht ganz sicher, wo ich bin. Dann rieche ich das Heu und sehe die Mistgabeln und mir fällt alles wieder ein. Im hellen Licht des Tages wirkt die ganze Angelegenheit so idiotisch. Warum habe ich meinen großen Mund aufgemacht und den Vampiren erzählt,
    dass ich eine Jägerin bin? Ich meine, klar, sie waren unhöflich, aber ich bin an Unhöflichkeit gewöhnt, nicht wahr? So ziemlich alle, die ich kenne, waren bei der einen oder anderen Gelegenheit unhöflich zu mir.
    Jareth eingeschlossen.
    Ich richte mich auf, lasse meinen Blick durch die
    Scheune wandern und entdecke schließlich meinen
    Freund am anderen Ende der Scheune. So weit von
    mir entfernt, wie es menschenmöglich
    (vampirmöglich?) ist. Seufz. Ich frage mich ob er mir in absehbarer Zeit verzeihen oder den ganzen Tag weitergrollen wird. Ich kann nicht fassen, dass wir uns wieder einmal gestritten haben. In letzter Zeit scheinen wir nichts anderes zu tun. Und ich kann mich nicht von ihm trennen, er ist mein Blutsgefährte für die Ewigkeit. Nicht, dass ich mich von ihm trennen wollte. Ich liebe ihn. Ich weiß nur nicht, warum wir nicht mehr miteinander klarkommen. Es ist ätzend.
    Es hat aufgehört zu regnen und ich kann draußen
    Vögel zwitschern hören. Ich gehe zum Scheunentor,
    drücke es auf und spähe in den frühmorgendlichen
    Sonnenschein. Die Luft ist frisch und kühl. Ich
    schlinge Wärme suchend die Arme um mich und
    wünschte, ich hätte mein Gepäck bei mir und könnte meinen Wollmantel daraus hervorziehen.
    Ich konnte gestern Nacht nicht viel sehen, aber heute stelle ich fest, dass sich rund um die Scheune herum meilenweit wilde englische Landschaft erstreckt.
    Gewellte grüne, grasbewachsene Hügel, Steinwälle,
    blühende Wildblumen und überall grasende Schafe. Es sieht aus wie auf einer Ansichtskarte. Weiter unten an der Straße entdecke ich einen wunderschönen See, der im Licht der Sonne funkelt.
    »Ich dachte immer, England sei das schönste Land der Welt« , sagt Jareth und tritt hinter

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