Nur ein kleines Bischen
damit
wieder zur Sache. »Du wirst in den Pub gehen und
eine Runde durch die Gaststube drehen. Sieh zu, dass alle deine Witterung aufnehmen. Dann, wenn du die Aufmerksamkeit der ganzen Bar genießt, geh in die
Mitte des Raums und such dir einen Tisch, um dich
hinzusetzen. Wenn es funktioniert, solltest du in genau drei Sekunden männliche Gesellschaft haben. Sobald du ihr Interesse erregt hast, erzähl ihnen, du seist eine Doktorandin und wolltest für deine Arbeit das Lykanische erforschen. Dann erklärst du, dass man dir von einem Rudel erzählt habe, das hier leben solle.«
»Und du denkst, sie werden es mir erzählen?«
»Unter dem Bann des Vampirgeruchs werden sie dir
noch erheblich mehr erzählen.«
Ich lache. »Ich glaube nicht, dass ich mehr wissen will.«
»Nur bitte, Rayne«, fährt Jareth mit ernster Miene fort. »Was immer du tust, erzähl ihnen nicht , dass du eine Jägerin bist.«
»Jaja. Ich meine, klar. Ohne Scheiß.«
»Hm, tut mir leid, dass ich es erwähne, aber es war gestern Abend ebenso klar, ohne Scheiß. Du weißt schon, als wir von echten Vampiren umringt waren?«
Ich knirsche mit den Zähnen. Damit wird er mir für den Rest der Ewigkeit total in den Ohren liegen, nicht wahr? »Jareth, ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe gesagt, dass es mir leidtut, okay? Können wir das Thema jetzt fallen lassen?«
»Rayne, du kannst dich nicht mit einem Lachen aus
dieser Geschichte herausmogeln. Was du getan hast, war nicht niedlich, nicht witzig und es war auch nicht »keine große Sache«. Du hast dort unseren Zirkel
repräsentiert. Und internationale Vampirbeziehungen sind von größter Wichtigkeit für das Überleben unseres Zirkels. Hast du gewusst, dass sie uns sogar aus dem Rat werfen könnten, nur weil wir eine Jägerin in unserer Mitte haben? Wir könnten all unsere Rechte und Privilegien als Mitglied des Konsortiums verlieren. Du scheinst offensichtlich den Ernst dessen, was du getan hast, nicht zu begreifen.«
Ich bin den Tränen nahe. Ich kann nicht glauben, wie dumm ich war. Zuzulassen, dass meine große Klappe wieder einmal die Oberhand gewinnt. Kein Wunder,
dass niemand mein Freund sein will. Ich bin so ein Loser.
»Es tut mir leid«, sage ich und ersticke fast an den Worten. »Das habe ich nicht gewusst.«
Jareth schüttelt den Kopf, als sei er der ganzen Welt müde. »Vergiss es einfach«, murmelt er. »Es lässt sich ohnehin nichts mehr ändern. Um die Vampire können wir uns später kümmern. Im Augenblick müssen wir
uns auf die Wölfe konzentrieren.«
18
Appleby ist ein kleines, malerisches Städtchen mit einer alten Burg in seiner Mitte, einem verfallenen Armenhaus, das zu einem Altenheim umgebaut wurde, schmalen, gepflasterten Straßen und jeder
Menge Pubs und kleinen Läden. Es würde mich
verrückt machen, in einer kleinen Stadt wie dieser zu leben, aber es ist wirklich cool, eine solche Stadt zu besuchen.
Wir nehmen uns ein Zimmer im Appleby Manor,
einem entzückenden kleinen Hotel am Stadtrand und machen uns bereit für unsere Wolfserkundung.
Während ich mich im Badezimmer umziehe, erklärt
Jareth mir zum tausendsten Mal, was ich tun muss.
Etwa eine halbe Stunde später machen wir uns auf
den Weg in die Tavern of the Moon. Obwohl es noch nicht ganz Mittag ist, hängen an der Theke nicht
wenige Männer herum, trinken ein Bier und sehen
sich im Fernsehen ein Fußballspiel an. (Das ist ein Spiel, das seinem Namen eher gerecht wird als unser Football, denn dabei wird der Ball wirklich mit den Füßen bewegt.) Jareth sucht sich einen Platz in irgendeiner Ecke des Pubs und ich habe meinen großen Auftritt. Ich gehe an der Theke vorbei und beobachte in dem Spiegel an der Wand, wie sie mich beobachten. Einer nach dem anderen drehen sie sich auf ihren Barhockern um und starren mich und mein trägerloses Pailettentop und meinen Mikrominirock an. (Jareth fand, dass mein Outfit ein totaler Overkill sei, aber nach dem
Ausdruck auf den Gesichtern der Männer zu urteilen, lag er damit so was von daneben.) Mit einem gezierten Lächeln drehe ich mich zu ihnen um. Etliche von ihnen starren mich mit weit offenem Mund an.
Einer sieht so aus, als würde er gleich tatsächlich anfangen zu sabbern.
»Hi, Jungs«, gurre ich. »Was muss ein Mädchen hier tun, um einen Drink zu bekommen?«
Es folgt ein wildes Gedränge, jeder will der Erste sein, der mir ein Bier spendiert. Einige Männer springen von ihren Barhockern und bieten mir ihren Platz an.
Ich nehme einen
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