Nur ein kleines Bischen
beginnt Mike, dann flucht er leise.
»Na toll. Ichhabe offensichtlich wieder Halluzinationen. Ich dachte, ich hätte gerade Rayne, den Schul-freak, meinen Namen rufen hören.«
Ich runzele die Stirn. Rayne, der Freak. Denk nicht mehr an das Spiel am Ehemaligentag. Ich sollte diese beiden wirklich als Wolfsfleisch hier zurücklassen.
»Nein, Mann. Ich habe sie auch gehört«, erwidert
Trevor. »Es sei denn, wir hätten es uns beide eingebildet. Wäre das nicht total abgefahren? Wenn wir zusammen verrückt würden und dieselben
Halluzinationen hätten?«
Ich verdrehe die Augen. Dick und Doof hier werden
wirklich großartige Rudelgefährten abgeben. »Ihr habt keine Halluzinationen«, informiere ich die beiden.
»Ich bin hier. Gleich draußen vor der Höhle.« Ich
blinzle abermals und denke, dass ich vielleicht gerade eben zwei dunkle Gestalten an der gegenüberliegenden Wand ausmachen kann.
»Wirklich? Was tust du hier? Wie hast du uns
gefunden?Hast du Hilfe mitgebracht? Dieser Wolfstyp ist wirklich stark.«
»Das ist eine lange Geschichte. Und nein, ich habe keine Hilfe. Ich sitze ebenfalls fest. Nun, ich hoffe, dass die Kavallerie bald auftauchen wird, aber ich bin mir nicht sicher, ob das geschehen wird. Möglicherweise müssen wir selbst einen Ausweg finden.«
»Ja, viel Glück damit.«
»Wie seid ihr hierhergekommen?«, frage ich, immer
noch schockiert über ihre plötzliche Anwesenheit.
»Ich meine, wir sind nicht direkt in Massachusetts.«
»Das wissen wir selbst nicht«, gesteht Mike. »In der einen Minute habe ich gerade ein Footballspiel gewonnen und am nächsten Morgen sitze ich in einem Flugzeug nach England. Es ist so, als hätte irgendetwas .. . oder irgendjemand . .. mich an diesen Ort gezogen. Ich konnte weder schlafen noch essen, bevor ich hierherkam. Es war das Verrückteste, was mir je passiert ist.«
»Ja, ich bin erst vor einigen Tagen hier angekommen«, fügt Trevor hinzu. »Aber es war die gleiche Geschichte. Total bizarr.«
»Ich bin jetzt seit über einem Monat hier. Und ich habe keinen Fluchtweg entdecken können«, sagt Mike. Er hält inne, dann fügt er hinzu: »Was will er von uns, Rayne?« Seine Stimme bricht. »Ich denke langsam, dass wir hier sterben werden.«
Es ist eigenartig, ihn so verletzbar zu hören. Der große, taffe Footballspieler. Der gemeinste Kerl auf der Schule. Ich schätze, eine einmonatige Gefangen-schaft in einer Höhle auf einem Berg im englischen Nirgendwo kann das aus einem Jungen machen.
Vielleicht hat er wenigstens einige Lektionen in
Sachen Leben gelernt und wird ein freundlicherer,
sanfterer Mike Stevens sein, wenn/falls wir aus
diesem Schlamassel rauskommen.
»Okay, ich werde es euch erzählen, aber ihr werdet mir wahrscheinlich nicht glauben«, sage ich. »Ihr seid hier, weil ihr von einem Lykaner gebissen wurdet -
das ist für euch und für mich so etwas wie ein
Werwolf.«
»Leider wahr. Wir haben den Kerl gesehen.«
»Er war es nicht. Das waren die Cheerleader. Daheim in Oakridge.«
Die Jungen schweigen eine Sekunde lang. Dann sagt
Mike: »Ich bitte dich, Rayne. Uns ist es ernst. Komm uns nicht mit irgendwelchen Märchen.«
»Mir ist es auch ernst. Erinnert ihr euch, dass die Mädchen im vergangenen Sommer wegen eines Cheerleaderwettbewerbs nach England gefahren
sind?«
»Wie könnte ich das vergessen«, stöhnt Trevor. »Als meine süße Shantel weg war, musste ich sieben Tage und sieben Nächte ohne Sex auskommen.«
Mike schnaubt. »Oh, was auch immer. Du hast dich in dieser Nacht total an Candi rangemacht. . .«
»Halt deine blöde Klappe, Mann«, zischt Trevor.
»Diese Braut kennt Shantel.«
»Ach, was. Es ist unmöglich, dass sie mit Shantel
rumhängt.«
»Sie sind beide im Cheerleader-Team!«
»Was? Nie im Leben, Mann. Nicht Rayne McDonald.
Sie würde niemals Cheerleader werden.«
»Kumpel, das ist sie aber. Ich schwöre es.«
Ich räuspere mich. »Ähm, Jungs? Könnt ihr mal
versuchen, euch zu konzentrieren? Ihr wisst schon, gefangen in einer Höhle von einem bösen, pelzigen Werwolf, der versucht, uns zu einem Teil seines
kranken kleinen Rudels zu machen? Ihr könnt meinen Cheerleader-Status und die Wahrscheinlichkeit, dass ich Shantel von dieser Candi-Braut erzähle, debat-tieren, sobald wir hier raus sind.«
»Tut mir leid«, murmeln sie unisono.
»Aber ich habe Shantel nicht betrogen«, fügt Trevor hinzu.
»Candi hat sich mir auf dieser Party total an den Hals geworfen, selbst nachdem ich ihr gesagt
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