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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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mir zurück und zeigte auf mein Handgelenk. »Du gehst gleich auch in Rauch auf! Schau zu, dass du wegkommst! Hau sofort ab!« Es war die Ärztin, mit der ich vorhin gesprochen hatte. Auch der letzte Rest eines professionellen Verhaltens war von dem Horror dessen, was sich hier abspielte, verdrängt worden. Ich schaute auf meinen Arm. Die Verbrennung, die das Amulett hinterlassen hatte, sah genauso aus, wie bei allen Versunkenen. Aber es gab keine schwarzen Linien.
    »Es ist nicht so, wie Sie denken«, murmelte ich stumpfsinnig, doch es war niemand mehr nahe genug, um mich zu hören. Alle in meiner Umgebung waren zurückgewichen, und die meisten hatten vor Entsetzen die Hand vor den Mund geschlagen. »Es ist nicht dasselbe«, sagte ich, diesmal lauter. »Es ist nur eine Verbrennung.«
    Ich versuchte, ein paar Leuten die Wunde zu zeigen, doch als ich auf sie zuging, drängten sie zurück, als hätte ich die Pest. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte nur noch weg, irgendwohin, wo es still war, wo ich trauern konnte, doch nicht einmal das war jetzt möglich. Die Hoffnungslosigkeit der ganzen Situation überwältigte mich plötzlich, und zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde wurde ich ohnmächtig.

22. Erinnerung
    Im hinteren Teil eines Krankenwagens kam ich wieder zu mir. Ein Sanitäter lächelte mich an, als ich mich umblickte. Wir fuhren nicht, die Türen standen weit offen. Dann bemerkte ich, dass er einen Feuerlöscher in Reichweite hatte.
    »Hören Sie, ich gehe nicht in Flammen auf«, sagte ich betont und blickte auf den Feuerlöscher. »Ich war nicht im Wasser.«
    »Ich weiß, meine Liebe, aber sicher ist sicher.« Er schob den Feuerlöscher hinter sich, als würde es alles ändern, wenn der aus meinem Blickfeld verschwand. »Wie fühlen Sie sich jetzt?«
    Ich zuckte kurz mit den Schultern und wollte nicht in ein Gespräch verwickelt werden. Es hatte keinen Sinn zu versuchen, die Trauer und den Verlust zu erklären: Mir fehlten die Worte dafür.
    »Wie ist das denn passiert?«, fragte er in ganz normalem Tonfall und zeigte auf mein Handgelenk, das jetzt dick verbunden war. »Das sieht eigentlich genau wie bei all den anderen aus.«
    Ich sah ihn nur schweigend an. Ich wollte nichts sagen, was mich später in Schwierigkeiten bringen konnte. Draußen lief ein völlig unfassbares Geschehen ab, und da wollte ich auf keinen Fall hineingezogen werden. Sich da herauszulügen, wäre bei weitem zu kompliziert.
    »Ich … ähm … Es war der Wasserkocher. Ich hab mir kochendes Wasser über das Handgelenk geschüttet, als ich mir eine Tasse Kaffee machen wollte. Keine große Sache.«
    »Das ist aber ein ziemlich großer Zufall, finden Sie nicht auch?«
    Ich zuckte wieder mit den Schultern und wollte nicht mehr dazu sagen.
    Er wartete einen Moment, bevor er seufzend fortfuhr: »Es ist eine ziemlich hässliche Verbrennung. Sie müssen in die Notaufnahme gehen und sie richtig behandeln lassen, sonst gibt es eine schlimme Narbe.«
    Ich schwang die Beine über den Rand der Rollbahre und setzte mich auf. »Danke für den Rat, und danke, dass Sie mich versorgt haben. Ich sehe ja, dass Sie hier alle Hände voll zu tun haben. Da gehe ich lieber bei mir zu Hause ins Krankenhaus.«
    »Nun mal langsam«, sagte er und legte seine Hand auf meinen unverletzten Arm. »Wenn Sie ein bisschen warten, bringen wir Sie hin.«
    »Danke für das Angebot, aber Sie werden hier gebraucht. Vielleicht überleben doch ein paar von den Leuten im Fluss«, fügte ich etwas verloren hinzu.
    »Ich denke, da besteht keine große Chance. Es ist ein schlimmer Tag, das steht fest. Als wir gerufen wurden, waren alle bereits tot. Nur bei den ersten beiden war es anders.«
    Ich war schon dabei, mich seitlich an der Bahre entlang zur Tür zu schieben, doch was er sagte, ließ mich erstarren. Plötzlich merkte ich, dass ich nicht sprechen konnte. Ich schluckte schnell und versuchte es noch einmal. »Die beiden Ersten? Was ist mit denen passiert?«
    »Ein Paar ist etwas früher von der Brücke gefallen und wurde gerade in dem Moment gerettet, als auf einmal die vielen Toten im Wasser trieben. Ich glaube nicht, dass die beiden etwas damit zu tun hatten.« Mit einer ausholenden Bewegung zeigte er auf das Chaos am Flussufer.
    »Ja und dann?« Ich brauchte meine ganze Selbstbeherrschung, um nicht aufzuspringen und zu versuchen, die Information aus ihm rauszuquetschen. »Wo sind sie hingebracht worden?«
    »Ich nehme an ins
Guy’s Hospital

    Ich holte

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