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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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wartete darauf, dass er wieder etwas sagen würde. Beide saßen wir da und blickten auf das Meer. Für die meisten Drachensurfer war es immer noch zu früh, doch ein paar waren draußen auf dem Wasser, und wir beobachteten beide schweigend, wie einer an uns vorbeiraste und mit einem Sprung in die Luft sein Brett wieder in die Wellen lenkte.
    »Ich hab dir zugesehen«, sagte ich schließlich. »Der Sprung, den du gemacht hast, direkt bevor du gestürzt bist, war einfach phantastisch!«
    »Ich weiß«, meinte er kleinlaut. »Ich war so zufrieden mit mir. Ich hatte das Gefühl, als würde ich wirklich fliegen.«
    »Er war sehr hoch«, stimmte ich zu. »Was ist passiert?«
    »Ich weiß nicht so genau. Ich fand mich richtig gut, und dann hab ich dich kurz am Strand gesehen und konnte nicht widerstehen, eine Runde anzugeben. Dann krachte es und ich war unter Wasser.«
    Verstohlen warf ich ihm einen kurzen Blick zu. Er saß mit gebeugtem Kopf da, das lange dunkle Haar flatterte ihm vor dem Gesicht und ich konnte seinen Ausdruck nicht erkennen. Die schlanken Finger spielten immer noch nervös mit dem Grashalm herum.
    »Ich hab gedacht, ich müsste sterben, Alex, echt. Beim Fallen hab ich mich gedreht, und dann habe ich massenhaft Wasser geschluckt. Ich wusste nicht, wo oben und unten war, und bin schwer in Panik geraten. Ich konnte es nicht glauben, als ich gesehen hab, wie du mich umgedreht hast.« Einen Moment lang blieb er still. »Ohne dich wäre ich jetzt tot.«
    Was er beschrieb, kam mir seltsam bekannt vor, und als er zu Ende gesprochen hatte, fiel mir ein, warum. Callum hatte mir das Ertrinken beschrieben, das Gefühl, dass die Lungen brennen, dass man keine andere Wahl hat, als das tödliche Wasser einzusaugen, alle Hoffnung zu verlieren …
    »Du bist ja so was von melodramatisch!« Das Letzte, was ich wollte, war, dass er das Gefühl hatte, mir etwas zu schulden. »Da waren doch Leute, nicht hier am Strand, aber oben zwischen denn Bäumen. Beerdige dich doch nicht gleich selbst.« Ich stieß ihm spielerisch gegen den Arm, doch ehe ich etwas dagegen machen konnte, hatte er sanft meine Hand geschnappt.
    »Ich vergesse das nicht, Alex«, sagte er weich, während sich der intensive Blick aus seinen dunkelbraunen Augen mit meinem traf.
    Ich drückte seine Hand kurz und bemühte mich, bei dem Druck auf meine Handfläche nicht zusammenzuzucken, dann zog ich sie schnell weg und lachte so natürlich wie möglich. »Du bist ein weicher Typ«, stichelte ich und versuchte, die Dinge nicht so gewichtig werden zu lassen. Ich wollte nicht, dass sich alles in die Richtung weiterbewegte, die er offenbar eingeschlagen hatte. »Wie geht es deinem Bein jetzt? Komm schon, hast du gelogen, von wegen dass du keine Klinik brauchst?«
    Max streckte das Bein aus, zuckte zusammen, und wir musterten beide sein Knie. Ich konnte gar nicht anders als denken, wie schön braun er seit unserer Ankunft in Spanien geworden war. »Im Moment fühlt es sich gar nicht gut an. Ich glaub kaum, dass ich heute noch mal mit dem Drachen raus kann.«
    »Wahrscheinlich brauchst du eine Eispackung drauf, oder du hängst für die restlichen Ferien am Strand fest.«
    »Ich kann mir schlimmere Orte vorstellen«, brummte er und lächelte mich ein bisschen an. Ich lächelte kurz zurück und schaute dann wieder auf die Wellen. Da merkte ich, wie die Sonne auf meinem Amulett glitzerte, und stellte mir plötzlich vor, Callum würde mich beobachten – uns beobachten –, wie wir da zusammen am Strand saßen. Ein kurzes Zittern überfiel mich. Das war doch lächerlich. Max ist einfach nur ein Freund, sagte ich mir streng, und so wird es auch bleiben. Ich war so überzeugend, dass ich es fast selbst glaubte.

4. Versuchung
    Max hatte sich das Knie verdreht, doch eine ausführliche Untersuchung im örtlichen Krankenhaus ergab, dass sonst alles in Ordnung war. Ich bekam ein paar dicke Verbände um die Hände und den Ratschlag, einige Tage lang nicht zu schwimmen. Die Nachricht, dass ich ihn tatsächlich gerettet hatte, verbreitete sich schnell. Offensichtlich waren doch mehr Leute am Strand gewesen, als wir beide gedacht hatten.
    Nachdem seine Eltern den ersten Schock überwunden hatten, waren sie wütend auf ihn, weil er sich so verantwortungslos verhalten hatte. Sie waren außerdem überschwänglich dankbar, dass ich zur Stelle gewesen war und ihn aus dem Wasser gezogen hatte.
    »Ehrlich, Max, du musst sie ein bisschen bremsen«, beschwerte ich mich bei ihm während

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