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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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    »Schnell, nimm sie!«, drängte Callum.
    »Wirklich?« Ich schaute mich suchend um, doch der Führer war nirgends zu sehen. Allerdings näherten sich ein paar Touristen. Da schnappte ich mir die Zeitung und rannte die enge Wendeltreppe nach unten. Callum hielt mit Leichtigkeit Schritt. Als ich an der Flüstergalerie ankam, war mir schwindlig.
    »Ich muss mich einen Moment setzen, sonst kippe ich um«, flüsterte ich und setzte mich auf die Bank. Keiner der Versunkenen war in der Nähe. Mit der Zeitung fächelte ich mir kurz Luft zu. »Das war jetzt keine so gute Idee. Also, wonach soll ich denn suchen?« Beim Sprechen strich ich die Zeitung auf dem Knie wieder glatt. Auf der Seite stand die übliche Auswahl von Artikeln über Promis bis hin zu kleineren Katastrophen.
    »Da«, sagte Callum und deutete auf den unteren Teil der Seite.
    Ich las die Überschrift, und das Blut gefror mir in den Adern.
    Geheimnisvoller Mann aus dem Fluss wurde gefoltert
    Die Polizei bestätigte heute, dass sie Mordermittlungen aufnimmt, da die gerichtsmedizinische Untersuchung ergeben hat, dass ein Mann, der letzte Woche aus der Themse gezogen wurde, zu Tode gefoltert worden ist. Identifiziert wurde er als Lucas Pointer, 76 Jahre alt. Chief Inspector Megan Sharman räumte ein, dass nur sehr wenige Hinweise vorliegen. »Nach der Untersuchung der Verletzungen war klar, dass der unglückliche Mr Pointer systematisch gefoltert und dann, kaum noch lebendig, in die Themse geworfen wurde. Obwohl er innerhalb weniger Minuten aus dem Wasser geholt wurde, war es nicht mehr möglich, sein Leben zu retten. Unsere Nachforschungen gehen weiter, werden aber dadurch erschwert, dass Mr Pointer vor dreiundfünfzig Jahren von seiner Frau Emily als vermisst gemeldet worden war. Mrs Pointer ist letztes Jahr in dem Glauben verschieden, dass ihr Mann tot wäre. Ein schreckliches Verbrechen, begangen von einem grausamen, kaltblütigen Täter an einem hilflosen alten Mann. Er muss fürchterlich gelitten haben. Wer sachdienliche Hinweise zu diesem Vorfall oder bezüglich des Aufenthalts von Mr Pointer machen kann, möge sich bitte umgehend bei der nächsten Polizeidienststelle melden.«
    Mir blieb die Luft weg. Ich versuchte, einige Stellen noch einmal zu lesen, doch es war unmöglich, meine Hände zitterten zu sehr. »Ich hab ihn umgebracht«, flüsterte ich. »Ich. Ich hab ihn umgebracht.« Die Zeitung fiel zu Boden, als ich meine Hände vors Gesicht schlug, und eine Riesenwelle von Angst drohte mich zu verschlingen. Callum versuchte den Artikel, der nun am Boden lag, zu lesen.
    Meine Panik wurde größer und größer. Ich wölbte meine Hände über Mund und Nase und versuchte, flacher zu atmen. Doch es half nicht. »Ich muss jetzt sofort hier raus!« Ich wollte ruhig sprechen, doch das ging völlig daneben. Einige Touristen blickten herüber, als ich aufstand. Blindlings stolperte ich die Treppe hinunter, und es dauerte einige Zeit, bis mir klar wurde, dass jemand versuchte, mit mir zu reden.
    »Alex! Beruhige dich! Du musst dich zusammenreißen.«  
    Völlig überrascht von der unvertrauten Stimme blieb ich stehen.
    »Ma… Matthew?«
    »Ja. Geh jetzt zurück und heb die Zeitung auf. Sie ist schon älter, und du kriegst sie nicht mehr so leicht, du brauchst aber die Angaben. Los, komm jetzt, ehe jemand anderes sie nimmt!«
    Ich stand da, hielt mich an dem gusseisernen Geländer und versuchte zu verstehen, was er gesagt hatte. »Was?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.« Meine Stimme klang scharf. Ich wollte doch nur hier weg und so weit rennen, wie ich konnte.
    »Heb die Zeitung auf! Du musst mehr wissen, zum Beispiel das Datum, an dem das alles passiert ist. Heb sie jetzt auf!«
    »Ist ja schon gut, mach ich doch.« Es war einfacher, zu tun, was er verlangte, als hier zu stehen und dahinterzukommen, was er eigentlich im Sinn hatte. So schnell ich konnte, ging ich zu der Stelle zurück, wo ich gesessen hatte, vorbei an einigen Touristengruppen, die die berühmte Akustik ausprobierten. Eine Gruppe hatte sich dort versammelt, wo ich gewesen war, und ein älterer Mann griff gerade nach der Zeitung.
    »Tut mir leid, das ist meine«, sagte ich und grapschte sie ihm grob aus der Hand. Ehe er reagieren konnte, war ich schon wieder weg und ging so schnell wie möglich um die Galerie herum zur Haupttreppe. Die Versunkenen machten mir Platz, wenn ich näher kam, doch ich wäre sowieso ganz einfach durch sie hindurchgelaufen. Ich durfte

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