Nur ein Kuss von dir
fair, dich zu warnen. Der Kampf ist noch nicht vorbei.« Seine dunklen Augen glitzerten. »Du musst dich vorsehen, Alex Walker. Ich bin ein Mann, der sein Ziel vor Augen hat.«
Ich richtete meine Aufmerksamkeit schnell wieder auf den Wasserkocher, damit er nicht sehen konnte, wie mir die Tränen in die Augen traten. Tränen, die aus dem Nichts kamen und die ich nicht verstand.
Zum Glück kam Josh bald danach wieder in die Küche, so dass ich den Abgang machen konnte. Als ich die Küche verließ, warf er mir einen bedeutsamen Blick zu, und mir war klar, dass die beiden diesen Plan zusammen ausgeheckt hatten. Ich hatte gedacht, nur Mädchen würden so etwas machen.
Ohne weiter auf meinen großen Bruder zu achten, ging ich zu dem Hängesessel, der hinten im Garten von einem kräftigen Ast herabhing. Ich hoffte sehr, dass Olivia tatsächlich verschwunden war und nicht hier noch rumhing und die Szene mit Max mitbekommen hatte. Nicht, dass sie mit Callum darüber sprach, bevor ich die Möglichkeit hatte, es ihm selbst zu erzählen.
Sobald ich mich gesetzt hatte, rief ich ihn. In dem blasser werdenden Licht war es hier unter dem Baum düster, daher machte ich mir auch keine allzu großen Gedanken, dass jemand vom Haus aus sah, wie ich offensichtlich mit mir selbst redete. Callum reagierte nicht sofort, und schon begann Panik in mir aufzusteigen. Hatte Olivia was gehört? Und was davon hatte sie weitergegeben?
»Komm schon«, brummte ich leise. Ich wollte doch nur, dass er kam. Im selben Moment stellte sich das Prickeln ein.
»Du bist heute Abend sehr ungeduldig«, sagte er mit ruhiger Stimme.
Mir ging es nur darum, ihm alles zu erzählen. »Ich bin richtig froh, dass du da bist. Max ist völlig unerwartet mit Josh zusammen aufgetaucht, und es war irgendwie ziemlich peinlich.«
»Ja, ich hab ihn gerade gesehen. Er sitzt in eurer Küche und trinkt ein Bier.«
»Oh, nein, ist er immer noch da? Ich dachte, die beiden würden jetzt in die Kneipe gehen.«
»Du bist in Schwierigkeiten, Alex. Weißt du das? Du musst vorsichtig sein.«
Wortlos saß ich da, mit offenem Mund wie ein Fisch. Es gab so viele verschiedene Möglichkeiten, weswegen ich in Schwierigkeiten stecken konnte, und ich wusste nicht, von welcher er sprach. Wollte er mich wegen Max verlassen? Kamen ein paar Versunkene, um mich zu schnappen? Wusste er von meinem Gespräch mit Veronica? »Was … was meinst du?«, brachte ich schließlich heraus.
»Max. Er ist mächtig fest entschlossen, dich für sich zu gewinnen. Ich hab ein bisschen von ihrem Gespräch belauscht, als ich vorbeigekommen bin.«
»Ach, wirklich?« Ich versuchte, meine Erleichterung nicht mitklingen zu lassen, dass es nur Max war, worauf er sich bezog, auch wenn das schon schlimm genug war. »Was hat er gesagt?«
»Er hat Josh erzählt, wie frustrierend es wäre, dass du deinem Freund so treu bist«, fing er an.
»Na, das stimmt ja auch«, unterbrach ich ihn. »Ich bin treu.«
»Aber weil der Freund in Venezuela lebt, meinte er, wäre es einen weiteren Versuch wert.« Ich spürte, wie er meine Wange auf genau dieselbe Art streichelte, wie Max es getan hatte. Nur die Berührung war unendlich viel leichter. Ich fragte mich, ob er nicht vielleicht doch zugesehen hatte. »Und dass er bald deinen Widerstand vollends überwinden würde.«
»Da liegt er falsch, und das weißt du.«
»Reiß nicht alle Brücken hinter dir ab, Alex«, sagte er mit so leiser Stimme, dass ich Probleme hatte, ihn zu verstehen.
»Bitte? Wovon sprichst du?«
»Er scheint sich um dich zu kümmern, und er ist hartnäckig. Ich glaube, er mag dich wirklich.«
»So?«
»Ich versuche nur, realistisch zu sein. Der Versuch, Catherine zu finden, ist aussichtslos. Selbst wenn du sie aufspürst, gibt es keinerlei Garantie, dass sie dir die magische Formel gibt, um uns zurück ins Leben zu bringen. Letzten Endes wirst du uns helfen zu sterben, weil du weißt, dass wir das wollen. Und wenn das passiert, wirst du ziemlich am Boden zerstört sein. Dann ist es gut zu wissen, dass jemand da ist, der dich trösten kann.«
»Willst du damit sagen, dass ich mit Max gehen soll?«, fauchte ich. »Das ist zu gruselig, um darauf überhaupt einzugehen. Und ich will nicht ihn, ich will dich!«
Ich spürte einen ganz zarten Druck, als sich seine Arme fester um mich schlossen. Und zu meiner Überraschung lachte er. »Gute Antwort!«
»Hast du mich auf die Probe gestellt?« Ich versuchte, meine Erleichterung in Empörung umschlagen
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