Nur ein Kuss von dir
zuckte mit den Schultern. »Wenn du meinst, das bringt was. Und was willst du dann machen?«
»Hinfahren und mit ihr reden, die Information herausquetschen, die ich brauche.«
Diesmal schnaubte er regelrecht vor Spott. »Alex! Komm wieder auf den Boden! Sie hasst uns, dich und mich. Sie wird auf keinen Fall helfen. Das Einzige, was ihr noch besser gefällt, als uns weiter im Unglück hängen zu lassen, wäre zuzusehen, wie wir alle auf entsetzliche Art sterben.«
»Das heißt doch nicht, dass ich es nicht trotzdem probieren kann«, erwiderte ich.
»Ich weiß ja.« Er war sofort zerknirscht. »Es ist nur so, dass ich genau weiß, wie sie ist, nachdem ich so lange mit ihr gelebt habe. Aber du hast so eine gewinnende Art, da kann man nie wissen.« Ich spürte, wie er ganz zart über meine Haare strich, und lehnte mich entspannt seiner Berührung entgegen. Im Spiegel sah ich seine faszinierend blauen Augen. Als er schnell zu Olivia blickte, blitzten im Sonnenlicht die goldenen Flecken darin kurz auf. Für Olivia existierten wir gar nicht mehr, so sehr war sie in ihr Spiel mit Beesley vertieft. »Ich möchte dich doch auch nicht verlassen«, flüsterte Callum, und seine Lippen fanden meinen Hals. Ich konnte die hauchzarte Berührung spüren, als sie sich bis zu meinen Wangen hochtasteten und dann ganz langsam weiter bis zu meinem Mund. Callum zu küssen war immer bittersüß. Seine sanfte Berührung ließ in mir das Verlangen nach mehr aufsteigen, mehr als wir wahrscheinlich je haben würden. Und ich wusste nicht, wie viele Küsse mir noch blieben.
Nach ein paar Stunden mussten Callum und Olivia los, um Erinnerungen einzufangen. Zum Glück hatte das örtliche Kino ein besonderes Programm für die Sommerferien: viele romantische Komödien, und das hieß für die beiden, dass sie doppelt so schnell Dutzende von glücklichen Gedanken zusammenraffen konnten.
Sobald sie weg waren und ich den Hund sicher im Garten angebunden hatte, holte ich meinen Laptop in die Küche und fing mit meiner Suche an. Mit Facebook zu starten, war naheliegend. Schon vor einigen Wochen, als sie damit angefangen hatte, mich zu quälen, hatte Catherine ein Profil eingestellt, um sich mit vielen meiner Freundinnen zu vernetzen.
Ich fing mit den sogenannten Freundinnen an, die mich aber eigentlich gar nicht so sehr mochten, und Ashley stand ganz oben auf dieser Liste. Ich durchsuchte ihre Seite nach irgendwelchen Kontakten zu Catherine, doch da gab es unheimlich viel zu durchforsten. Ashley sah die Sommerferien offenbar als Gelegenheit, jede Menge Klatsch und Gelaber zu verbreiten.
Schließlich gab ich es bei Ashley auf und ging auf Catherines eigene Seite. Die musste ich genauer ansehen, ich gehörte zwar wirklich nicht zu ihren Freunden, kannte allerdings einen. Vor ein paar Wochen hatte sie versucht, sich Grace zu nähern, und deren Passwort kannte ich. Schnell loggte ich mich ein und war sofort von den vertrauten Fotos abgelenkt. Ganz unerwartet schlug das Gefühl von Einsamkeit über mir zusammen. Grace fehlte mir wirklich, und ich war froh, dass ihre Ferienreise auch bald zu Ende ging. Alles war so viel einfacher, wenn ich mich mit ihr besprechen konnte. Sie würde wissen, was zu tun wäre.
Ich merkte, dass ich in die Luft starrte, und rief mich zur Ordnung. Ich musste mich durch alle Informationen auf Catherines Seite wühlen.
Nach der anfänglichen Hektik war Catherine offenbar ganz schön still geworden. Und eine Ortsangabe fand ich auch nicht.
»Komm schon!«, brummte ich vor mich hin. »Es muss doch eine Möglichkeit geben, sie zu finden!« Ich wollte es nicht wahrhaben, dass ich jetzt schon eine Niete gezogen hatte.
»Was ist los, Schwesterchen?« Joshs Stimme ließ mich zusammenzucken.
»Oh, Josh, ich hab dich gar nicht kommen hören.«
»Ich schleich so herum, damit der Köter mich nicht bemerkt.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Garten, wo Beesley im Schatten eines Baums lag und die rosa Zunge seitlich aus dem Maul baumeln ließ.
Ich überlegte, dass Josh mir vielleicht helfen konnte. »Aber es ist gut, dass du als alter Computerfreak gerade hier bist. Ich versuche, jemanden zu finden, hab aber einfach kein Glück.«
Josh schaffte es, fünf Sekunden lang den Beleidigten zu spielen, aber dann siegte seine Neugier. »Irgendjemand, den ich kenne?«, fragte er.
»Also spring mir jetzt nicht ins Gesicht. Es ist Catherine River.«
Josh blickte mich scharf an. »Soll das ein Witz sein? Warum willst du denn dieses
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