Nur ein Kuss von dir
jemandem zu haben? Zu heiraten? Kinder zu kriegen?«
»Jetzt aber mal langsam. Ich bin erst siebzehn. Ich hab nicht die Absicht zu heiraten.«
»Und das wirst du auch nie. Nicht Callum. Er wird immer irgendwo im Hintergrund sein und dir ein schlechtes Gewissen machen. Eines Tages wirst du ihm das übelnehmen. Du lernst einen tollen Typ kennen und wirst denken, du weißt schon, es ist jetzt endlich Zeit, Callum loszuwerden und sich ins richtige Leben zu stürzen. Aber dazu bist du dann nicht in der Lage. Er wird immer da sein und dich beobachten. Selbst wenn du versuchst, ohne ihn zu leben, und es schaffst, das Amulett loszuwerden. Wenn die anderen dich nicht umbringen, wirst du dich jeden Tag fragen, ob er nicht gerade mit gebrochenem Herzen in der Ecke steht und jede deiner Bewegungen beobachtet.«
Während sie sprach, klammerte sich die kalte, unerbittliche Wahrheit ihrer Worte wie mit eisigen Fingern um mein Herz. Es war völlig ausgeschlossen, dass ich Callum das antun würde, und das machte meine Aufgabe noch wichtiger.
»Und genau deshalb brauche ich deine Hilfe«, sagte ich leise und blickte ihr in die Augen. »Wenn es nötig ist, bettle ich auch darum. Du weißt, wie man sie rüberbringen, sie wieder lebendig werden lassen kann. Hilf mir, Catherine, bitte.«
Sie sah mich ziemlich lange an und schaute dann zu Grace. »Macht sie jetzt Witze?«
»Mir ist es total ernst, wirklich. Ich bitte um deine Hilfe. Du bist der einzige Mensch, der sie wieder ins Leben holen kann.«
Catherine verschränkte die Arme. »Wieso glaubst du, dass ich das kann?«
»Veronica hat es mir gesagt.«
»Aha, natürlich die gute alte, klapprige Veronica. Sie hat mich ziemlich schnell gefunden. Und es überrascht mich nicht, dass sie auch dich gefunden hat.«
»Also dann verstehst du, dass du es sein musst.«
»Nein, keineswegs. Sie kann das auch machen.«
Ich schluckte schwer, bevor ich fortfuhr: »Sie hat nicht mehr die Kraft dazu. Sie kann sie nur erlösen, so dass sie alle sterben. Nur du kannst helfen, die Versunkenen ins Leben zurückzubringen.«
Ihr Lachen hallte durch den stillen Abend. »Wunderbar! Du hast mich glücklich gemacht. Du musst also wählen, meinen geliebten Bruder umzubringen oder ihn bis in alle Ewigkeit nach dir schmachten lassen. Das hätte ich selbst nicht besser hinkriegen können.«
»Oder du kannst ihn wieder leben lassen«, sagte ich leise.
»Hast du denn gar nichts verstanden? Ich hab absolut nicht die Absicht, das zu machen. Du bist ganz allein damit, Herzchen.«
Grace konnte sich nicht länger zurückhalten. »Hör mal, das ist doch bestimmt nicht so schlimm. Wir machen auch alles, was wir können, um dir zu helfen.«
»Es ist, als würde man mit Himpelchen und Pimpelchen reden«, knurrte Catherine leise, dann wandte sie sich wieder Grace zu und stach ihr fast mit ihrem rot lackierten Fingernagel ins Gesicht. »Hör zu, du Dummchen. Ich mache es nicht. Ich weiß, dass ich es kann, aber ich will einfach nicht. Von mir aus können die da drüben ewig weiterfaulen.«
Sie versprühte Hass und Wut, und ich wusste immer noch nicht, warum. Es war an der Zeit, das herauszufinden. Vielleicht konnte ich sie hier irgendwie umstimmen. Ich ging auf sie zu und versuchte, sie mit erhobenen Händen zu beruhigen.
»Gut, du hast klargemacht, wie du die Dinge siehst. Aber ich hab noch eine andere Frage. An dem Abend in der Gasse hinter dem Pub hast du gesagt, es gäbe zwei Dinge, die du mir sagen wolltest. Das eine war, wie die Versunkenen entkommen könnten, und das andere, warum du mich so hasst.«
»Und dann hat deine kleine Freundin Olivia meine Erinnerungen gestohlen«, knurrte sie.
»Genau. Und ich kann verstehen, warum du so sauer bist. Als ich dann Rob hinterhergejagt bin, hast du damals auf dem Bahnsteig gesagt, du hättest alles aufgeschrieben und es wäre gar nicht verloren.« Ich versuchte, die Abscheu in ihren Augen nicht zu beachten, und machte weiter. »Also sag mir jetzt, warum du mich so hasst. Was hab ich dir denn getan?«
Ein kleines Lächeln spielte plötzlich um ihre Lippen, und für einen Moment sah sie wie die Schönheit aus, die sie sein konnte, und nicht wie eine verbitterte und leicht durchgedrehte einsame Frau. »Ich könnte euch ja die Notizen zeigen, die ich mir gemacht habe. Das ist ja vielleicht ganz lustig. Ihr kommt besser mit rein.«
Grace und ich wechselten einen verständnislosen Blick. Was war hier los? »Klar«, sagte ich schnell und bedeutete Grace, dicht hinter
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