Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
Vom Netzwerk:
die Bank hatte das Geld schnell wiedererstattet, und so hatte ich immer noch etwas, mit dem ich feilschen konnte. Es war jedoch kein großes Vermögen, und ich hoffte, es würde ausreichen, um sie zu kaufen. Es war total zermürbend, etwas auszuhandeln, während sie genau wusste, was ich auf der Bank hatte. Sie wusste außerdem, dass ich es mir gar nicht leisten konnte zu verlieren, dass ich letzten Endes nachgeben und zustimmen würde, nur um sicher zu sein, dass ich Callum herüberbekommen würde.
    Wir traten weiter auf der Stelle, bis Grace anbot, etwas von ihrem Gesparten lockerzumachen, und schließlich waren wir uns einig. Grace und ich waren erschöpft, die lange Fahrt und die Emotionen des Abends verlangten ihren Tribut. Aber dann brachte Grace eine Meisterleistung. Sie überredete Catherine, dass wir über Nacht in einem der Zimmer bleiben konnten, und dankbar sank ich auf das Bett. Beide hatten wir nur eine kratzige Decke, aber das war mir völlig egal, und als ich die Augen schloss, hatte ich plötzlich die Vision, Callum ganz deutlich zu sehen, ihn aus dem Fluss und in meine Arme zu ziehen und festzuhalten. Es würde alles gut werden.
     
    Am nächsten Morgen wachte ich schlagartig auf und wusste zunächst nicht, wo ich war. Grace lag immer noch bewegungslos im anderen Bett. Daher nahm ich meine Schuhe, schlich mich aus dem Zimmer und ließ sie schlafen.
    Unten war das Haus leer, doch der Wasserkessel war noch warm und die Hintertür stand offen. In der Dämmerung des gestrigen Abends hatte ich gar nicht bemerkt, wie dicht die kleine Häuserzeile am Meer stand. Am Ende der Gärten gab es ein kleines Tor, und dann kam ein kleiner mit Ginster bestandener Hang. Irgendwo dahinter hörte ich Wellen anbranden. Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir und ging durch den Garten in das vom Tau nasse Heideland. Sofort waren meine Chucks durchnässt, doch die Sonne fing schon an, alles zu erwärmen. Sie würden schnell wieder trocknen.
    Ich folgte einem schmalen Weg durch den Ginster den Hang hinauf und schnappte erstaunt nach Luft bei dem Ausblick, der sich mir plötzlich bot. Von der kleinen Erhebung, auf der ich stand, ging es steil hinab zu einem Kiesweg, auf dessen anderer Seite Felsen waren, und darüber lag ein feiner Schleier aus Gischt. Das Meer war dunkelblau, und am fernen Horizont konnte ich einige große Schiffe ausmachen. Links konnte ich gerade noch das Land auf der anderen Seite der Bucht von Padstow sehen, doch rechts von mir stieg der Boden leicht an, so dass der Blick auf die Stadt oder auf die Strände von Polzeath versperrt war.
    Auf dem höchsten Punkt stand eine einsame Gestalt und blickte über das Wasser, und selbst aus dieser Entfernung konnte ich den Umhang von violettem Nebel erkennen, der Catherine einhüllte. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Sie war natürlich auch schon vorher unglücklich gewesen, aber nicht in einem solchen Ausmaß. Als ich merkte, dass sie an der Kante einer Klippe stand, rann mir ein Schauder über den Rücken. War das die Aura eines Menschen, der kurz davor war zu springen? Aus meinem Spaziergang wurde ein Sprint, und ich raste auf sie zu. Ich konnte sie nicht sterben lassen, besonders nicht, nachdem sie versprochen hatte zu helfen.
    Wenn ich meine Geschwindigkeit beibehielt, war sie etwa zwei Minuten entfernt. Zu rufen hatte keinen Sinn. Ich wollte sie schließlich nicht erschrecken. So rannte ich mit gesenktem Kopf noch schneller, sprang über kleinere Ginsterbüsche und Farne, um den geschlängelten Weg abzukürzen. Spitze Dornen zerrten an meinen Klamotten und erwischten auch meine Haut, doch ich wurde nicht langsamer. Schließlich ging der Ginster in kurz abgeweidetes Gras über, und als ich durch die letzten Ginsterbüsche brach, scheuchte ich eine kleine Herde Schafe auf. Laut blökend stoben sie auseinander.
    Catherine drehte sich automatisch um, da die Schafe einen ziemlichen Tumult machten. Die violette Wolke umgab sie wie ein schimmernder Umhang. Ich hatte vorgehabt, ihn nicht zu erwähnen, sie nur zu begrüßen wie eine Freundin, doch ich wusste gleich, dass das ein Fehler wäre. Sofort ging ich langsamer auf sie zu. Ich wollte sie nicht erschrecken, damit sie keine plötzliche Bewegung machte.
    Sie stand direkt an der Kante der Klippe. Ein Schritt nach vorne, und sie würde abstürzen. Ich konnte zwar nicht erkennen, wie tief der Sturz gewesen wäre, doch ich hörte, wie die Wellen unten gegen die Felsen brachen. Es war so laut, dass ich fast

Weitere Kostenlose Bücher