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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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Callum gesprochen, einem wirklichen, lebendigen, atmenden, menschlichen Callum. Ich hatte ihn sogar berührt, und dann war ich daran schuld, dass er sprang. Wenn ich nichts zu Catherine gesagt hätte, wenn ich überhaupt nichts gesagt hätte, dann wäre sie nicht ins Wasser gesprungen, und nichts von alldem wäre passiert. Sie wären nicht zu Versunkenen geworden, und ihr Leben wäre weitergegangen. Aber wenn ich es nicht getan hätte, dann wäre ich auch nicht da gewesen. Die Unglaublichkeit des Ganzen drohte, mich zu erdrücken. Ich wusste, dass Zeit bei den Versunkenen anders verging. Lucas war der Meinung gewesen, er hätte dort viel weniger als fünfzig Jahre verbracht. Und ich hätte nie gedacht, dass Callum und Catherine aus ihrer eigenen Zukunft hineingezogen worden waren.
    Ich war mir sehr sicher, dass ich die Dinge in Ordnung bringen musste und zwar schnell. Vielleicht gab es eine Chance, eine winzige Chance, dass es Callum gutging und er nicht in einem fürchterlichen Feuerball explodierte, wenn ich ihn sofort befreite. Ich musste es versuchen!
    Wie immer am späten Nachmittag war der Ludgate Circus gedrängt voll mit Büroleuten, die sich auf den Heimweg machten. Ich wollte schon zur Kathedrale hochgehen, als mir klarwurde, dass ich erst mit Callum alleine sprechen musste. Ich musste ihm gestehen, was ich getan hatte.
    Es durfte aber nicht zu dicht bei der Kathedrale sein, da dort alle Versunkenen waren. Ich blieb auf der Verkehrsinsel mitten auf der Straße stehen und schaute mich verzweifelt um, was mir einige verwunderte Blicke der Leute neben mir einbrachte. Ich drückte mir das Handy ans Ohr. »Callum? Kannst du für einen Moment zu mir kommen? Da gibt es etwas, worüber wir reden müssen.« Ich war mir nie sicher, wie viele von den anderen hören konnten, was ich sagte, wenn ich ihn rief, daher wollte ich nicht zu viel sagen. Praktisch sofort war das Prickeln da.
    »Alex? Was hast du für ein Problem? Ich war gerade dabei, alle zusammenzurufen, damit du mit ihnen reden kannst. Im Moment befinden sich alle auf den Stufen, weil die Kathedrale aus irgendeinem Grund geschlossen ist und du nicht reinkommst.«
    »Wir müssen dringend miteinander reden. Irgendwo, wo keiner lauschen kann.«
    »Hm, in Ordnung.« Ich konnte förmlich hören, wie er nachdachte. »Der Friedhof von St. Bride. Da geht keiner von uns jemals hin.«
    »Hinter der Fleet Street, ja?« Ich lief schon los.
    »Es ist nicht weit.« Er zögerte eine Sekunde. »Willst du es nun doch nicht machen, hast du es dir anders überlegt?« Im Vorbeigehen sah ich in einem Fenster kurz sein Gesicht und fand darin nichts als Freundlichkeit und Verständnis. Ich konnte es noch gar nicht richtig begreifen, dass ich ihm gleich erzählen würde, was ich wusste. Ich sah schon vor mir, wie sich sein Ausdruck von Liebe in Abscheu wandeln würde.
    »Nein, das nicht, es ist was anderes. Aber wir müssen uns beeilen.« Ich rannte die Fleet Street entlang und suchte nach der kleinen Seitenstraße, in der wir vor ein paar Wochen schon einmal gewesen waren. Als ich in die kleine Straße einbog, spürte ich, wie wir beinahe den Kontakt verloren hätten. Weiß glitzerte die Kirche vor uns.
    Ich rannte die abgetretenen Stufen hoch und in den verlassenen Friedhof, wo ich mich auf die nächste Bank sinken ließ. Da zog ich den kleinen Spiegel raus, setzte mich gerade hin und versuchte, mich stark zu fühlen.
    »Danke. Ich muss mit dir alleine reden, irgendwo, wo es still ist und uns keiner belauschen kann.«
    »Dann ist es hier ideal«, meinte er mit einem Lächeln. »Dieser Friedhof macht mir jedes Mal Angst, und ich habe hier noch nie einen von den anderen gesehen. Ich glaube, das hat mit all den toten Menschen hier zu tun.« Er lächelte wieder. »Also, was ist los?«
    »Ich muss dir etwas Schwieriges erzählen, Callum. Bitte glaub mir einfach, dass ich dich total liebe und dass es auch immer so sein wird.« Endlich fand ich den Mut, ihm in die Augen zu blicken. Sein glückliches Lächeln wurde von einer leichten Verwirrung verdrängt.
    »Gut, ich glaube dir. Ich liebe dich auch, das weißt du, egal, was du tun musst.« Er küsste mich sanft auf den Kopf, und ich verlor beinahe die Nerven. Ich konnte tun, was Veronica wollte, und sie alle gehen lassen, und er müsste niemals meine Rolle bei dem Ganzen erfahren. Wenn er starb, konnte er glücklich sterben. Und wenn er lebte, dann würde er sich sowieso nicht an unsere Liebe erinnern, und es würde keine Rolle

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