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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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angestiftet. Ich wollte dir nur danken. Ich wünschte nur, es hätte dich etwas fröhlicher gestimmt.«
    »Wovon redest du überhaupt?«
    »Ich rede davon, dass wir dir helfen können. Du musst doch gar nicht so deprimiert zu sein.« Hasserfüllt blickte sie mich an, und der violette Nebel wurde alarmierend dunkel. Ich versuchte es noch einmal. »Hör mal, es ist für mich ganz klar, wie du dich fühlst, das weißt du doch. Ich möchte dir wirklich helfen, egal, was du vielleicht denkst. Du hast eine neue Chance bekommen, und du sollst erleben, wie es ist, glücklich zu sein. Bitte denk nicht mal daran, noch einmal zu springen.«
    »Was hat er dir erzählt?« Ihr Stimme war leise und drohend. »Ich kann das nicht fassen. Was hat er dir, einer völlig Fremden, über mich erzählt? Glaubt er, dass ich selbstmordgefährdet bin? Glaubst du das? Du wirst es noch bereuen, dass du dich eingemischt hast!« Plötzlich schrie sie gellend auf, und ich trat erschrocken ein Stück zurück.
    Hektisch blickte ich mich um. Callum hatte sein Telefonat beendet, kam auf uns zu und fing plötzlich an zu rennen. Ich wandte mich wieder Catherine zu. Sie war inzwischen die Treppe halb hochgerannt und nun dabei, über das Geländer zu klettern. Vor Angst war ich wie gelähmt. Das Wasser unter uns war aufgewühlt und beängstigend. Ich wurde zur Seite gestoßen, als Callum vorbeiraste. Aber es war zu spät. Catherine hatte das Geländer überwunden und war in die Themse gesprungen.
    »Hol Hilfe!«, brüllte er, während er sich das Jackett herunterriss und über das Geländer flankte. Ich rannte auf seine Seite und sah, wie er mit der Strömung kämpfte und versuchte zu erkennen, wo sie untergegangen war. Sie war einfach verschwunden, und er tauchte immer wieder unter, um sie zu finden. Nach einer ziemlich langen Zeit kam sein Kopf wieder über Wasser, und ich sah, wie er auf einen Sturzbach zugetrieben wurde, der aus einer Rinne der Ufermauer schoss. Plötzlich schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen. Callums Kopf glitt wieder unter Wasser, aber ich sah, wie sich seine Hand nach einer Leiter neben dem reißenden Ausfluss ausstreckte. Die langen Finger fanden einen guten Halt an den rostigen Eisensprossen, und ich konnte erkennen wie sich seine Sehnen im Handgelenk anspannten. Und dann war er von einem Augenblick auf den anderen verschwunden.
    Mir wurde bewusst, dass ich schrie. Der Schrei wurde von der Unterseite der Blackfriars Bridge zurückgeworfen und gellte weiter auf das Wasser des Fleet ein. Ich fiel auf die Knie, während Leute zu Hilfe gerannt kamen und das Rettungsboot riefen, doch ich wusste, dass das sinnlos war. Sie konnten die beiden nicht retten und würden auch keine Leichen finden. Nun wusste ich, dass Catherine recht gehabt hatte. Es war alles meine Schuld. Ich hatte sie dazu gebracht zu springen. Und wegen mir waren Callum und Catherine schlimmer als tot. Sie waren Versunkene.

19. Folgerungen
    Ich kniete immer noch auf dem Pflaster und umklammerte mit beiden Händen die Stäbe des Geländers, als einer der herbeigeeilten Passanten vortrat, um mich zu beruhigen. Er hatte die Hände fest auf meine Schultern gelegt. »Das kommt schon in Ordnung, Mädchen. Das Rettungsboot ist gleich da. Versuch mal, ein bisschen leiser zu werden.« Während er sprach, nahm ich auf einmal ein herzerweichendes klagendes Geräusch wahr, und dann merkte ich, dass es von mir kam. Aber ich konnte nicht damit aufhören – und ich wollte auch nicht. Kein Wunder, dass mich Catherine so schrecklich hasste. Wenn sie diese Erinnerung zurückbekommen hatte, wenn sie diese kleine Szene in ihrem Kopf immer wieder abspielte, musste sie ja zu dem Schluss kommen, dass ich schuld war. Und ich war ja auch schuld.
    Starke Finger lösten meine von den Stäben, und ich spürte, wie ich hochgehoben und etwas vom Geländer weggebracht wurde. Ich konnte das Rettungsboot sehen, das den Bereich unter der Brücke absuchte, sah die ratlosen Gesichter der Besatzung. Ich wollte unbedingt weiter hinschauen, auch wenn ich wusste, dass es hoffnungslos war, doch der Mann, der mich hochgehoben hatte, hielt mich nur noch fester.
    »Lassen Sie mich runter«, keuchte ich schließlich. »Bitte, ich muss los, helfen …«
    »Ganz ruhig. Jetzt sind die Experten da, die finden sie. Die beiden sind vielleicht nur ein bisschen flussabwärts getrieben worden. Es sind schon viele Leute nach einer Stunde oder länger aus dem Wasser gefischt worden und waren völlig in Ordnung. In

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