Nur ein Liebestraum am Mittelmeer
dessen Interesse, wer diese neue Frau in seinem Leben war, nur noch brennender werden.
„Bin gleich zurück“, rief er Laura im Gehen zu.
„Oh, là, là!“ Der Makler klopfte ihm auf die Schulter, während sie auf das Lagerhaus zugingen. „Wenn Ihre Ex davon erfährt, wird sie ihr die Augen auskratzen.“
Erneut rang sich Raoul ein Lächeln ab. „Sie kann es versuchen“, erwiderte er, und Jean-Luc lachte schallend.
Danielle wäre dieser betörenden Frau mit den wunderbar weichen Lippen nicht gewachsen, das war Raoul klar. Und er wusste noch etwas anderes: Chantelle zu beschützen würde ihm zahlreiche schlaflose Nächte und kalte Duschen eintragen.
Laura zitterte noch immer. Insgeheim freute sie sich, dass Raoul gestern Abend offenbar Ähnliches empfunden hatte wie sie. Aber gleichzeitig war ihr auch angst und bange.
Was, wenn einer von Teds Detektiven herausgefunden hatte, wo sie steckte, und dem Cabrio gefolgt war? Mit einem Teleobjektiv hätte er gut ein Foto von dem Kuss schießen können. So ein Schnappschuss brächte womöglich einen Richter dazu, sich auf die Seite von Teds Anwalt zu schlagen, der das Verfahren nach besten Kräften hinauszögerte. Dann würde sie endlos auf die Scheidung warten, um die sie so hart kämpfte.
Nein, sie durfte nichts tun, das ein Scheidungsurteil irgendwie gefährdete. Doch hatte sie eben nicht verhindern können, dass sie auf Raoul reagierte. Sein unerwarteter Kuss hatte sie einfach elektrisiert. Was nicht nur in ihrer aktuellen Lage inakzeptabel war, sondern vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Raoul sie nicht mochte.
Was bezweckte Raoul? Steckte vielleicht Chantelle dahinter? Wollte diese sie loswerden, ohne Guy in dieses Unterfangen zu verwickeln? Hatte sie deshalb ihren Schwager gebeten, einen Weg zu finden, sie aus der Villa zu lotsen? Sollte Chantelle tatsächlich nichts mehr von Guy wissen wollen, gefiel es ihr bestimmt nicht, dass er die alte Freundin zur Unterstützung ins Haus gebracht hatte. Und vorhin hatte sie sie gedrängt, allein mit Raoul wegzufahren.
Natürlich könnte sie Frankreich noch heute verlassen. Wahrscheinlich wäre das die beste Lösung. Aber sie würde Guy ihre Gründe erklären müssen, ihm schuldete sie aus Loyalität die Wahrheit. Wenn er erfuhr, was heute geschehen war und dass sie vermutete, sein Bruder würde gegen ihn arbeiten, war er sicher sehr verletzt.
Wie standen die beiden überhaupt zueinander? Eigentlich mussten sie ein halbwegs normales Verhältnis haben, sonst wäre Raoul kaum zu der Party gekommen. Wenn sie ernste Probleme miteinander hätten, würden sie nicht praktisch Tür an Tür wohnen und gemeinsam die Firma leiten, oder?
Fragen über Fragen, die sie sich nicht beantworten konnte. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, überlegte sie, als mich irgendwie über die nächsten zwei Wochen zu retten und Raoul nach Möglichkeit zu meiden. Sollte die Situation unhaltbar werden, konnte sie immer noch mit Guy reden.
Laura war weiterhin tief in Gedanken versunken, als Raoul die Autotür öffnete und sich hinters Steuer schwang. Sie schreckte aus ihrer Selbstvergessenheit, und während sie unwillkürlich den Kopf zur Seite wandte, begegneten sich ihre Blicke.
„Du erstaunst mich.“ Er ließ den Motor an und fuhr los.
„Wieso? Weil ich nicht vor dir weggelaufen bin?“ Sie seufzte. „Mich haben schon früher Männer geküsst, die ich nicht kannte. Selbst wenn ich ihnen nicht gerade das Leben gerettet hatte. Wenn dir so viel daran lag, hättest du es gestern im Pool tun sollen. Aber vermutlich hast du dich zurückgehalten aus Angst, jemand könnte es sehen.“
Raoul funkelte sie an. „Warst du enttäuscht?“
„Ich glaube, ja.“
„Du glaubst es nur?“, fragte er zu ihrer Überraschung schelmisch, und sie musste lächeln.
Wenn dies zu seinem Spiel gehört, beherrscht er es so vortrefflich, wie er aussieht, ging es ihr durch den Kopf. Einem dermaßen attraktiven Mann war sie noch nie zuvor begegnet. Nicht dass es Kalifornien an gut aussehenden Männern mangelte. Doch keiner, Ted einbegriffen, strahlte eine solch atemberaubende Sinnlichkeit aus wie Raoul Laroche.
Laura beobachtete, wie er den Blick auf ihren Mund richtete. Dann verhärtete sich seine Miene, und er lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Und von jetzt auf gleich verschwand die grundlose Heiterkeit, die sie eben empfunden hatte.
Hatte er sie auf der Fahrt nach Juan-les-Pins mit Fragen fast überhäuft, steuerte er den Wagen
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