Nur ein Liebestraum am Mittelmeer
Mannes gehalten zu werden. Aber mich erstaunt, dass ein Franzose wie du, der weiß, dass er attraktiv ist und sich jederzeit jemanden anlachen kann, etwas beweisen muss.“
Lächelnd beobachtete sie, wie er das Lenkrad fester umschloss, und konnte nicht widerstehen, weiterzureden. „Wahrscheinlich ist dein Immobilienmakler recht redselig. Hoffst du, dass deine Freundin von mir erfährt? Oder deine Frau? Oder vielleicht deine Ex oder zukünftige Ex? Was die Frage aufwirft, ob es dir darum geht, von dieser Person endlich in Ruhe gelassen zu werden oder sie eifersüchtig zu machen, sollte sie mit jemand anderem zusammen sein.“
Raoul fluchte auf Französisch. „Du hast eine ganz schön spitze Zunge.“
„Die verdanke ich vermögenden Männern wie dir, die Frauen sammeln wie manche Leute Muscheln.“ Die Familie ihres Mannes zählte zu den schlimmsten!
„Wie viele sind es gewesen?“
„Tausende. Doch in Anbetracht deiner regen Fantasie dürftest du dir noch weit mehr vorgestellt haben.“ Sie lachte gequält auf. „Ich glaube, ich sollte mich besser schnell in ein Kloster zurückziehen, bevor du noch mein nächstes Opfer wirst. Das möge der Himmel verhüten, oder?“
„Das möge der Himmel verhüten“, wiederholte er missmutig, und sie fühlte sich lächerlicherweise getroffen.
„Da wir das alles nun geklärt haben, Raoul, können wir beide vielleicht die restliche kurze Fahrt zur Villa genießen. Wenn du das nächste Mal beschließt, mich irgendwohin einzuladen, solltest du dich lieber beherrschen, sonst weiß ich nämlich, dass es die reine Lust ist, die dich treibt. Lass dir gesagt sein, nichts törnt eine Frau mehr ab.“
Er sah sie an. „Wieso hast du dann reagiert, als ich dich geküsst habe?“
„Anscheinend stimmte die physische Chemie“, antwortete sie, und ihr war schon klar, was er als Nächstes fragen würde. „Ja, das passiert mir immer. Das liegt in meiner Natur. Nun weißt du, was Sache ist. Fühl dich also gewarnt.“
Laura war sicher, dass er die letzten Kilometer schneller fuhr, als es die Straßenverkehrsordnung erlaubte. Kaum hatte er das Cabrio mit quietschenden Reifen vor der Villa angehalten, stieg sie aus und holte den Korb mit den Blumen hinter dem Sitz hervor. Als sie sich umdrehte, kam Guy winkend die Stufen herunter.
Ihn zu sehen tat unendlich gut. Sie lief auf ihn zu, und er umarmte sie lächelnd. „Wie war dein Tag?“
„Die Gegend ist wirklich der Garten der Götter. Diese Blumen sind für Chantelle.“
Gerührt nahm er ihr den Korb ab. „Bringen wir sie ihr. Sie wird sich freuen.“
Ohne sich noch einmal umzublicken, ging Laura mit ihm ins Haus. Und bevor die Tür leise ins Schloss fiel, hörte man Raoul in seinem Wagen davonbrausen. Entsetzt schaute Guy sie an. „Ist er die ganze Zeit so gerast?“
Nein, sie würde ihm nicht erzählen, was heute geschehen war. „Natürlich nicht. Ich glaube, er hat es eilig, in seine Villa zurückzukehren, weil er mit dem Makler telefonieren will.“ Diese Notlüge war gestattet. „Ich möchte mich kurz frisch machen. Danach geselle ich mich zu euch.“
„Was meint er zu dem Lagerhaus?“
„Ich weiß es nicht. Er hat mir nichts gesagt. Also dann bis nachher.“
Als Laura im Gästeapartment war, beschloss sie, ihre beste Freundin in Kalifornien anzurufen. Cindy, die seit einem Jahr geschieden war, lebte im selben Apartmenthaus wie sie, und zwar in der Wohnung ihr gegenüber. Wenn eine von ihnen verreist war, sah die andere nach dem Rechten und kümmerte sich um die Pflanzen und die Post.
Sie verstanden sich prima und halfen einander wo immer möglich. So auch in Sachen Ted. Sollte ihr Noch-Ehemann in ihrer Abwesenheit bei ihr zu Hause auftauchen, notierte die Freundin die genaue Uhrzeit, damit sie ihren Anwalt informieren konnte. Es war Ted nämlich gerichtlich verboten worden, sie zu kontaktieren oder aufzusuchen, was er jedoch nach Lust und Laune ignorierte.
Cindy und sie vertrauten sich alles an und träumten manchmal gemeinsam von dem idealen Mann, den sie irgendwann kennenlernen würden. Irgendwann werde ich ihr von Raoul erzählen, überlegte Laura. Nicht, dass er ihr Wunschpartner wäre. Er war arrogant und glaubte, er hätte das Recht gepachtet, unverschämte Fragen zu stellen und versteckte Andeutungen zu machen. Gleichzeitig war er in Bezug auf sich selbst verschlossen wie eine Auster. Und trotzdem elektrisiert er mich, dachte sie, während ihr bei dem Gedanken an ihn schon wieder heiß wurde.
Rastlos
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